Ein treuer Leser unserer „Vorschau…“
Oft genug rief er mich an und hatte an irgendeinem Beitrag in unserem Monatsheft „Vorschau und Rückblick“ etwas zu loben oder auch zu kritisieren. Doch wenn er letzteres tat, dann nie, ohne gleichzeitig zu sagen, was er anders oder besser machen würde. Hans-Georg Annies war unser Leser vom ersten Tage an, seit die „Vorschau…“ ab Mai 1990 wieder erschien. Und aus dieser Affinität rührte auch meine private Bekanntschaft oder besser gesagt Freundschaft zu dem am Moritzburger Ortsrand in einer natürliche Idylle lebenden und arbeitenden Künstler. Was mir von den Atelierbesuchen bei ihm in Erinnerung geblieben ist, das sind vor allem die tiefgründigen Gespräche, die man mit ihm führten konnte. Am 7. Juni 2006 verstarb der Grafiker und Holzbildhauer Hans-Georg Annies wenige Tage nach seinem 76. Geburtstag. Annies entstammt einer ostpreußischen Familie und hatte schon von klein auf den Wunsch, einmal Bildhauer zu werden. Von der Schulbank weg aber wurde er zur Wehrmacht geholt und musste so seinen Berufswunsch erst einmal begraben. Da er sich in der frühen DDR beharrlich weigerte, FDJ-Mitglied zu werden, wurde ihm ein Kunststudium verweigert. Alternativ absolvierte er eine künstlerische Ausbildung an der Volkshochschule und fand 1963 seine Heimat als freischaffender Künstler in Moritzburg. Annies gilt als der Erfinder der Holztiefdrucktechnik und erhielt für seine Arbeit an der Weiterentwicklung dieser Technik im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen. Vor einigen Jahren besiegte er eine Krebserkrankung und wertete dies als ein wahres Wunder. Über den Krebs hatte er gesiegt, nun wollte das Herz nicht mehr mitmachen. Werke von Hans-Georg Annies befinden sich in unzähligen Sammlungen in Deutschland, aber auch in Japan, Frankreich und Luxemburg.
Wolfgang Zimmermann