Zur Eröffnung der letztjährigen Radebeuler Bauherrenpreisverleihung brachte Rainer Schikatzki, Vorstandsmitglied der Sparkasse Meißen, das eigene Unternehmen gleich mal coram publico als heißen Anwärter auf eine der begehrten Plaketten des Jahrgangs 2010 ins Gespräch. Das Geldinstitut saniert derzeit seine Filiale in Radebeul-West. Nach Fertigstellung soll es dort in helleren Räumen nicht mehr nur Bares geben, sondern auch Kaffee und die Möglichkeit zum Surfen im weltweiten Netz. Die Hälfte der gesamten Bausumme von gut zweieinhalb Millionen war im November schon ausgegeben. Wie Schikatzki betonte, gingen die meisten Aufträge an Baubetriebe aus der Region.
Bei der Gelegenheit hätte sich auch ein Blick in die Geschichte gelohnt, denn fast auf den Monat genau 75 Jahre vorher, am 10. Dezember 1934, war das damalige »Stadtbankgebäude Kötzschenbroda« nach knapp neunmonatiger Bauzeit feierlich eingeweiht worden. Bei Errichtung des vom Kötzschenbrodaer Architekten Edmund Kießling geplanten »größten städtischen Gebäudes der Lößnitz«, ausgeführt »in den schlichten Formen des so genannten Lößnitzer Barock«, waren auch damals bewusst fast nur ortsansässige Firmen zum Einsatz gekommen. An die 100 Handwerksmeister und ihre Gesellen hatten mitgebaut.
Der Bau war eine der ersten großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Nazizeit in der Lößnitz, die ersten Planungen reichten aber schon gut zehn Jahre zurück. Bereits bei der Vereinigung der westlichen Lößnitz 1923 hatte das Projekt eine Rolle gespielt. Wie der Kötzschenbrodaer Bürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzende der Spar- und Girokasse Dr. Wilhelm Brunner bei der Einweihung – seinem letzten großen öffentlichen Auftritt – betonte, konnten die Gesamtkosten von damals 440.000 Reichsmark ohne weiteres aus dem liquiden Barbestand der örtlichen Sparkasse bestritten werden. Diese sparte nun Miete und konnte durch den Neubau fortan selbst auf erhebliche Mieteinnahmen rechnen. Neben den Bankräumen waren 14 Wohnungen sowie modern ausgestattete neue Domizile für das »Ratskeller«-Restaurant und die Stadtbücherei entstanden. Eine ganze Etage bekam die örtliche NSDAP für Bürozwecke, auch »ein neuzeitlicher und zeitgemäßer Luftschutzraum« war nicht vergessen worden, und auf Kunst am und im Bau hatte man großen Wert gelegt, wie noch heute die in doppelter Hinsicht hervorragenden Reliefs von Burkhart Ebe belegen.
Ob der Umbau des Baudenkmals die Plakette verdient, wird, eine ordnungsgemäße Einreichung vorausgesetzt, im Herbst – wie immer – eine fachkundige Jury entscheiden.
F. A.
[V&R 2/2010, 3. US]
Ein Kommentar
Hallo und danke für deinen Artikel, wurde nun die Plakette für das Baudenkmal erteilt?
Viele Grüße
Gerry