16 Künstler zeigen Malerei, Grafik und Plastiken in der Stadtgalerie
Olaf Amberg, Carsten Bürger, Michele Cyranka, Sylvia Fenk, Robert Finke, Rita Geißler, Philipp Gloger, Anna Gorsleben, Gerrit Höfer, Franziska Kunath, Stephanie Laeger, Anita Rempe, Elisabeth Richter, Barbara Wiesner, Susan Wittwer, Bettina Zimmermann
Es riecht nach frischer Farbe in der Stadtgalerie und man spürt sofort, dass einige der ausgestellten Arbeiten erst kurz vor der Eröffnung fertiggestellt wurden. Wie es zu dieser Gemeinschaftsausstellung kam, ist vielen Zufällen zu verdanken.
Den Kontakt regte die Künstlerin Anita Rempe an, der wir uns durch den Radebeuler Grafikmarkt und die »Ateliergemeinschaft Oberlicht« seit vielen Jahren verbunden fühlen.
Schließlich wurde die Idee geboren, Kunstwerke, die auf der anderen Elbseite bei einem Pleinair in Röhrsdorf entstanden sind, in der Radebeuler Stadtgaleriezu präsentieren. Nicht schlecht haben wir dann gestaunt, als es plötzlich hieß, dass sich 16 Pleinairteilnehmer an dieser Gemeinschaftsausstellung beteiligen wollen. Die Koordination, welche die Malerin Franziska Kunath mehr oder weniger freiwillig übernommen hatte, war keine leichte Aufgabe. Das betraf organisatorische Absprachen, die Vorauswahl der Exponate, die Gestaltung der Druckerzeugnisse, schließlich die Anlieferung der Exponate und den Ausstellungsaufbau.
Die Zeitspanne der Vorbereitung war relativ kurz. Und wer schon einmal ein solches Gemeinschaftsprojekt organisiert hat, weiß wovon ich schreibe.
Zwei Generationen im Alter von Mitte 30 bis Ende 50 hatten sich im Künstlerhof Röhrsdorf bei Franziska Kunath zusammengefunden. Geprägt wurde ein Großteil der Gruppe durch die Ausbildung an der Dresdner Kunsthochschule, durch Lehrer wie Gerhard Kettner, Elke Hopfe, Max Uhlig, Claus Weidensdorfer, Siegfrid Klotz, Wolfram Hänsch, Lutz Dammbeck, Ralf Kehrbach und Helmuth Heinze, dieJüngsten unter ihnen bereits durch Christian Sery und Hans Peter Adamski.
Die Ausstellung hinterlässt einen kraftvollen Eindruck, bietet Abwechslung, hat Spannung und Rhythmus. Nein, da wurde nicht »gepingelt«! Selbst die kleinformatigen Zeichnungen haben Größe und halten den wuchtig groben Bildhauerarbeiten, welche ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, stand. Die Exponate reiben sich aneinander, steigern sich gegenseitig und lassen sich trotzdem die Luft zur Entfaltung. Eine humorvolle Abwechslung wird durch recht skurrile Objekte wie die türkisfarbenen »Rehkeule« oder den Vogelfänger in Katzengestalt geboten. Kurzum das Konzept und die künstlerische Qualität der Ausstellung sprechen die Besucher sehr an. Die andere Seite, welche auch als linkselbige Seite, überelbsche, wildromantische Seite oder gar Schattenseite bezeichnet wird, ist für uns Radebeuler auch heute noch ein relativ unbekanntes Terrain. Mit dem Ausbau der Niederwarthaer Brücke für den PKW Verkehr wurde im mehrfachen Sinne eine praktikable Verbindung geschaffen, die geradezu animiert, das jeweilige Vis à Vis zu erkunden.
Der Appenhof oder Schloß Batzdorf sind für Kunst- und Kulturinteressierte seit langem ein Begriff. Vom Künstlerhof in Röhrsdorf und dem Pleinair habe ich (und so wird es wohl auch den meisten Radebeulern gehen) erstmals im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu dieser Ausstellung etwas gehört. Das alte Gehöft inmitten der relativ unverbauten Landschaft mit seinen großartigen Möglichkeiten für künstlerische Betätigung und Präsentation war eine schöne Überraschung.
Der offene Austausch in der Gemeinschaft jenseits von Konkurrenzgedanken scheint wohl noch immer oder vielleicht schon wieder eine große Anziehungskraft auszuüben. Dass sich so viele Künstler der jüngeren Generation auf die Freilichtmalerei rückbesonnen haben, stimmt hoffnungsfroh. Wer denkt da nicht an Künstler, die einstmals nach Worpswede, Moritzburg oder Goppeln ausgeschwärmt sind? Denn das unmittelbare Arbeiten inmitten der Natur mit den sich beständig verändernden Lichtverhältnissen, den von Tageszeit und Wetter abhängigen unterschiedlichen Stimmungen ist einerseits sehr reizvoll, erfordert andererseits jedoch ein hohes Maß an Konzentration auf Wesentliches, was auch in den sparsamen Bildtiteln wie Weg, Wald, Teich, Schaf, Garten, Teich, Feld, Blumenstrauß, Gewitterregen oder »Der schöne Tag« zum Ausdruck kommt.
Sebastian Hennig beschrieb in einem Beitrag die Atmosphäre eines solchen Pleinairs: »Jeder ist für sich tätig und man findet sich doch zu Mahlzeiten und in den Arbeitspausen in einem geselligen Kreis zusammen.« Allerdings fügt er auch ein wenig lakonisch hinzu, dass es sich bei dem Pleinair in Röhrsdorf um eine reine Privatinitiative handelt, ohne jede Förderung und »dass die Künstler wie so oft ihre eigenen Sponsoren sind.«
In Ermangelung staatlicher Strukturen entstehen jenseits des kommerziellen Kunstbetriebes in der Fläche immer mehr Insellösungen. Die Kunstszene von der anderen Seite wäre für uns Radebeuler sicher eine großartige Bereicherung und es wäre wohl beidseitig wünschens wert, dass die frisch geknüpften zarten Bande nicht so schnell wieder abreißen mögen.
Karin (Gerhardt) Baum