Einladung zur öffentlichen Veranstaltung in die Hoflößnitz
Wer den Titel überfliegt, denkt vielleicht, was hat denn das miteinander zu tun? Wer die Aktivitäten des Vereins für Denkmalpflege und neues Bauen Radebeul e.V. über die Jahre verfolgt hat, wird bemerken, dass die Hoflößnitz immer wieder im Fokus von dessen Veranstaltungen liegt. Eine schöne Tradition ist es geworden, ein mal im Jahr eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Verein Kulturlandschaft Hoflößnitz zu gestalten. Beide Vereine wollen nun erneut auf diesem Wege zur oben benannten Veranstaltung einladen. Aber was hat das mit Ulrich Aust zu tun?
Viele in den letzten 25 Jahren Zugezogene oder in dieser Zeit erst intensiver mit Radebeul in Beziehung Gekommene stolpern vielleicht über den Vornamen, da Ihnen unter dem Namen Aust nur Friedrich Aust, Elisabeth Aust, Philipp Aust oder Friederike Curling Aust bekannt sind.
Der bibliophil Veranlagte geht nun zum Bücherschrank und schaut im Stadtlexikon Radebeul nach (bei dem wir uns schon auf die angekündigte neue erweiterte Auflage freuen). Ein kurzer Eintrag ohne Bild gibt Auskunft:
„Architekt und Denkmalpfleger, geb. 16.02.1942 Bautzen, gest. 30.07.1992 Radebeul… Seit 1971 arbeitete er für die Staatlichen Kunstsammlungen u.a. am Wiederaufbau des Dresdner Stadtschlosses und wurde 1983 zum Zwingerbaumeister berufen. In Radebeul machte er sich u.a. um die Sanierung des Hohenhauses, der Hoflößnitz, der Spitzhaustreppe, zahlreicher historischer Weinbergsmauern und des Meinholdschen Turmhauses (Weinbergstraße 10) verdient, wo er seit 1978 mit seiner Familie lebte. Für sein Engagement wurde Aust u.a. mit dem Kunstpreis der DDR geehrt.“
Man sieht, alle genannten Austs gehören zusammen. Und dann fällt das tragische Jubiläum auf – Ulrich Aust starb vor 25 Jahren im Alter von nur 50 Jahren. Dieses Jahr wäre er 75 Jahre alt geworden. Was hätte er nicht alles noch bewirken können, wenn er mehr Zeit gehabt hätte?
Ich selbst, damals noch sehr jung, habe ihn beim ehrenamtlichen Engagement im Aktiv für Denkmalpflege beim Stadtarchitekten der Stadt Radebeul Mitte der 1980er Jahre kennengelernt. Abgesehen davon, dass er sehr fachkompetent und zielstrebig wirkte und immer neue Ansatzpunkte einbrachte, wenn wertvoller Bausubstanz zu retten oder deren Verschandelung entgegenzuwirken war, hatte ich selbst nur wenige konkrete Erinnerungen.
Aber schon bei der ersten Recherche, ob des Doppeljubiläums Substanz für eine Veranstaltung haben könnte, wurde ich fündig. Frank Andert vom Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz, der sich eines anderen Jubiläums wegen intensiver mit der Sanierungsgeschichte der Hoflößnitz beschäftigt, hatte da Einiges zu erzählen. So entstanden Ansatz und Bindeglied des gemeinsamen Themas.
Neugierig geworden, lud ich ein paar mir bekannte Personen zu uns ein, von denen ich wusste, dass sie über die Arbeit im Aktiv für Denkmalpflege oder am Dresdner Schloss oder an der Zwingerbauhütte mehr mit Ulrich Aust zu tun hatten. Die erste Überraschung war, dass gleich noch eine Person mehr kam, als ich gedacht hatte – und das aus Begeisterung für das angedachte Thema. Dadurch wurde auch eine weitere Facette des Wirkens von Ulrich Aust bekannt – die Weinbergskirche in Dresden Pillnitz.
Diesen Abend werde ich so schnell nicht vergessen. Mit Herzblut erzählten die Gäste von einem Mann voller Ideen und Tatkraft. Er besaß die schöne Gabe, die eigene Begeisterung für die Denkmalpflege auch auf andere übertragen zu können. Und er war zupackend – seine Frau berichtete, dass sie fast an jedem Wochenende für viele Leute Proviant zusammen packte, damit die Helfer etwas zu Essen hatten.
An einer großen Zahl von Objekten schützenswerter Bausubstanz hat er dienstlich, ehrenamtlich und privat Hand angelegt oder für deren Erhaltung Weichen gestellt. Nur einige möchte ich zum Neugierig machen nennen:
das Löwentor am Dresdner Schloss, Schloss Scharfenberg, das Hellhaus in Moritzburg, das Grüne Gewölbe im Albertinum, den Muschelpavillon an der Spitzhaustreppe, das Hohenhaus in Radebeul… Seine tatkräftige Art ließ ihn zum Teil unkonventionelle Wege gehen, was ihm nicht nur Freunde machte. Manches war so auch nur unter den Umständen der DDR möglich.
Die Gäste des Abends sagten noch, dass sie sich nicht erinnern könnten, dass Ulrich Aust Hektik ausgestrahlt hätte, sein Wirken war bestimmt von Fachkompetenz und seine Ausstrahlung wäre von respektvoller Distanz geprägt gewesen.
In ganz besonderem Maße lag ihm das, sich in unmittelbaren Nachbarschaft des von seiner Familie bewohnten Meinholdschen Turmhauses befindliche Ensemble „Schloss Hoflößnitz“, wie es damals hieß, am Herzen. Das Großprojekt der 1977 begonnenen Generalinstandsetzung des Lust- und Berghauses der Hoflößnitz begleitete er über viele Jahre als Gutachter, Berater und Organisator.
Der Start dieser Restaurierung jährt sich nun zum vierzigsten Mal. Ein Rückblick darauf bietet sich also an.
Nun soll aber nicht zu viel verraten werden. Vielmehr möchten die genannten Vereine Sie am 24. Februar 2017, 19.30 Uhr in den neuen Winzersaal im Presshaus der Hoflößnitz einladen, bei einem Vortrag mehr zum Thema 40 Jahre Sanierung Hoflößnitz zu hören und in einer lebendigen Gesprächsrunde von Weggefährten, die Strahlkraft des Wirkens von Ulrich Aust zu erleben.
Michael Mitzschke