Ausstellung „Geheime Gärten“

Eröffnungsredner Alexander Lange, im Hintergrund  die Textilcollage »Neugierde-beidseitig« von 2012

Eröffnungsredner Alexander Lange, im Hintergrund die Textilcollage »Neugierde-beidseitig« von 2012 Foto: K. Baum

[…] Geheime Gärten gibt es so einige, vielfach in Großbritannien, aber auch hier in Radebeul. Man kann sie z.B. am Tag des offenen Gartens entdecken. Sie sind aber auch Thema in der Literatur: „Der geheime Garten“ ist der Titel eines Kinder- und Jugendromans von Frances Hodgson Burnett. Bekannter in Deutschland ist Hodgson übrigens mit „Der kleine Lord“, welcher so grandios verfilmt wurde.
Mit dem Garten fing laut Bibel das menschliche Leben an – er war ein Paradies (lange Zeit Thema in den Künsten) und in einem Garten endet es in der Regel – was ist ein Friedhof anderes. Aber Gartengestaltung ist dem Menschen seit der Entwicklung von Hochkulturen offensichtlich immanent. Und Kunde davon, dass sie existierten, geben bereits Wandmalereien aus dem alten Ägypten. Im frühen und antiken Griechenland fassten die Menschen die Natur als göttliche Erscheinung auf. Ihnen galt der Garten als ein mit vielen mystisch-symbolischen und religiösen Bedeutungen befrachteter Wald. Im Archäologiemuseum in Athen ist dazu eine wunderbare Wandmalerei von 1500 v.Chr. mit dem Titel „Frühling“ zu bewundern. Bis in die heutige Zeit sind Gärten ein Motiv in der Malerei – von detailreichen Perspektivdarstellungen in der Renaissance oder dem Barock bis zu Paul Klees „Orientalischer Garten“ oder „Garten Vision“.
Antje Schönauer nimmt uns mit ihren Bildern auf den Weg durch ihre geheimen Gärten. Sie bezeichnet sich selbst als dilettierenden Laien. […] Begriffe wie Laie oder Amateur sagen jedoch wenig über die Sachkenntnis der so Bezeichneten aus, die durchaus professionelles Niveau haben können. Dergestalt sind eine Reihe berühmter Künstler Laien, denn sie hatten keine Ausbildung. Berühmt werden will Antje [Schönauer] nicht. Aber immerhin kann sie schon auf einige Ausstellungen und eine Reihe von Verkäufen verweisen. Verkäufe sind für sie allerdings ein Problem, denn sie bezeichnet ihre Arbeiten als ihre Kinder. Doch Kinder gehen auch irgendwann in die Welt und so soll es m.E. auch mit Kunstwerken sein. Im Atelier oder wie in diesem Falle in der Wohnung stehend, erzielen sie keine Wirkung.
Antje [Schönauer] zeigt Arbeiten aus ca. zehn Jahren von 2004 bis 2013. Danach musste sie – vor allem aus Platzgründen eine Auszeit nehmen. Begonnen hat alles mit Applikationen auf Kleidung und mit Gestaltung von Decken für die eigenen Kinder. Das Talent dafür hat sie wohl geerbt, denn ihre Vorfahren waren Tapetenmusterstecher, ein ausgestorbener Beruf.
Bilder auf dem Blatt entstehen aus inneren Bildern aus Archetypen, wie Antje sagt, also aus einer „Ur- oder Grundprägung“. Archetypen sind psychische Strukturdominanten, die als unbewusste Wirkfaktoren das menschliche Verhalten und das Bewusstsein und somit das Schaffen beeinflussen. Vielfach kommen ihre Motive aus der Literatur oder der Musik. Ähnlich, wie in klassischen Werken findet sich die Wiederholung von Elementen, aber nie ganz gleich, ähnlich einem Rondo, welches bestimmte musikalische Teile in Variationen wiederholt. So entstehen keine wirklich konstruktiven Tafeln, sondern lebendige, bewegte Bilder. […] Die Motive erscheinen zum Teil wie von selbst. Florale Formen entwickeln sich aus einem unbewussten Prozess heraus und ordnen sich erst während der Arbeit zu einer Szene. Zu beobachten ist eine Entwicklung vom mehr Gegenständlichen zum Abstrakten. Die vertikale Ausrichtung fast aller Arbeiten ist logisch, denn alles was wächst strebt nach oben. Sie benutzt die Ausrichtung, um Strukturen zu entwickeln einer Rabatte oder einem Dickicht gleich. Deutlich zu erkennen sind in den Mustern Zitate des Barock oder des Jugendstils. Für diese Stilrichtungen hat Antje ein besonderes Faible. Farbe und Linie finden sich oft in einer Einheit, das kommt aus der benannten Vorliebe für den Jugendstil. So entstehen meist Blätter mit ornamentalem aber auch erzählerischem Charakter, den sich der Betrachter erschließen muss. […]

Alexander Lange

Auszüge aus der Rede des Amtsleiters für Kultur und Tourismus zur Eröffnung der Ausstellung „Geheime Gärten“ mit Bildern und Collagen von Antje Schönauer.
Die Ausstellung kann im Bürgertreff Radebeul-West mittwochs von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden. Eine Finissage findet in Anwesenheit der Künstlerin am 13. Mai um 17 Uhr statt.

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