„Eine Tugend, die gibt es, die liebe ich sehr, eine einzige. Sie heißt: Eigensinn. Wer eigensinnig ist, gehorcht einem anderen Gesetz, einem einzigen, unbedingt heiligen, dem Gesetz in sich selbst, dem Sinn des Eigenen.“ (Hermann Hesse)
Lieber Peter Graf,
für dich einen ganz großen Geburtstagsblumenstrauß, meinetwegen einen Wiesenstrauß zu deinem 80. Geburtstag im Namen der Redaktion und aller Kunstliebhaber die deine Bilder mögen. Hoffentlich haben dir zu deinem Ehrentag sämtliche Musiker mit dem Schlagzeuger Baby Sommer an der Spitze ein Ständchen gebracht. Und hoffentlich haben für dich alle Radebeuler Maler ein „Hoch soll er leben“ angestimmt.
Dein Freund Ralph, alias A.R. Penck, konnte offenbar die Geburtstage von dir und dem Malerfreund Peter Herrmann nicht abwarten. „Inzwischen sitzt Penck auf einer großen Wolke und wartet geduldig auf seine Freunde, die ihm hoffentlich nicht so bald folgen“, frei zitiert nach Wolf Biermann. Im Albertinum ist für ihn ganz spontan eine Gedächtnisausstellung geschaffen worden. Als ich das erste Mal Ralf, alias A.R.Penck erlebte, war es bei dir im Atelier und zu deinem Geburtstag. War es der 39. Geburtstag von dir?
Penck mochte übrigens Sternbilder und Horoskope. Wenn mich nicht alles täuscht, gehört er zum Sternbild der „Waage“ und du dürftest zum Sternbild „Zwillinge“ gehören. Im Horoskop, einen Tag nach deinem Ehrentag stand: „Sie könnten heute das Gefühl haben, vor einer Entscheidung nicht alle Eventualitäten bedacht zu haben. Gehen Sie die Sache entspannt an.“ Hoffentlich hast du das bedacht. Übrigens: Vielleicht bietet sich an die Welt mit 80. Jahren (sicher schon vorher) nicht nur als Maler sondern auch als Philosoph und Dichter zu betrachten. Zumal, wenn man auf der Christian- Fürchtegott- Gellert Straße in Radebeul wie du wohnt. Ob das verpflichtet? Du winkst in Gedanken ab?
Ja, deine Gemälde hängen in wichtigen Museen in Europa, in Deutschland, z.B. im Albertinum in Dresden oder im Alten Museum Berlin, vielleicht auch in der Schweiz und den USA. Die Liste der Museen dürfte recht lang im Laufe deines Malerlebens geworden sein. Du hast, gemeinsam mit den anderen Künstlern um Strawalde (Jürgen Böttcher) Peter Herrmann und vor allem mit A.R. Penck (Ralf Winkler) Kunstgeschichte geschrieben. Junge Kunststudenten in den 70er Jahren umlagerten dein Atelier in der Fichtenstraße in der Dresdner Neustadt. Selbst Eva Maria Hagen (Schauspielerin) kam aus Berlin und kaufte von dir Bilder. Der Maler Reinhardt Stangl und der Bildhauer Hans Scheib, die in Dresden studierten, konnten sich noch gut an die Alternative, die ihr zur offiziellen Linie geboten habt (Haltungen) erinnern. Die Authentizität von Maler und Werk ist bei dir bis heute geblieben.
Was bleibt noch zu wünschen übrig? Gesundheit vielleicht? Und davon eine große Tüte? Freude an der Familie und noch viel Schaffenskraft plus gute Ideen und freundliche Menschen. Hoch soll er leben.
Angelika Guetter