Anlässlich ihres 150. Geburtstages einen würdigenden Blick auf Käthe Kollwitz

„Ich bin einverstanden damit, dass meine Kunst Zwecke hat. Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfebedürftig sind,“ so Käthe Kollwitz.

Sterbezimmer, 1945 Foto: E. Höhne

Ein Werk von der Künstlerin, eine kleine Plastik von 38 Zentimeter Höhe, bekannt unter dem Namen „Pietá“, sorgte Jahrzehnte nach dem Tod von Käthe Kollwitz (1867-1945) für Aufsehen. Die damalige Bundesregierung kam auf die Idee das Original auf das Vierfache zu vergrößern und als Mahnmal gegen den Krieg in der Neuen Wache in Berlin aufstellen zu lassen. Die ungewöhnliche Kunstvergrößerung, so die Erben von Kathe Kollwitz, dürfe nur umgesetzt werden, wenn die Standbilder von den Generälen Scharnhorst und Bülow vom Ausstellungsort entfernt würden.
Berühmt sind ihre Zyklen Weberaufstand (1896-1898) angeregt durch den Dichter Gerhard Hauptmann und sein gleichnamiges Stück. Immer wieder sind Frauen und deren gesellschaftliche Rolle ihr Thema. Besonders Mütter mit Kindern und Mütter die ihre Söhne im Krieg verloren haben, gibt sie in ihren grafischen Arbeiten eine Stimme. Sie ahnte damals nicht, dass ihr jüngster Sohn Peter, erst achtzehnjährig, im Oktober 1914 zwei Tage nach dem Einsatz an der Front fiel. Die Künstlerin entwickelte sich von Schmerz und Trauer überwältigt zur leidenschaftlichen Kriegsgegnerin.(Pietá) Ein weiteres Werk, das ihr Engagement für den Frieden bildlich zeigt, ist das berühmte Plakat mit der Aufschrift „Nie wieder Krieg“ und den mahnend hochgestreckten Arm einer Frau.
Käthe Schmidt, so ihr Mädchenname, wurde am 8.Juli in Königsberg (Ostpreußen) geboren. Sie wuchs in gut situierten bürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater erkannte die Begabung seiner Tochter und förderte ihre künstlerische Entwicklung. Trotz des bürgerlichen Elternhauses interessierte sich die junge Frau früh für die Welt der Arbeiter. „Wenn meine späteren Arbeiten durch eine ganze Periode nur aus der Arbeitswelt schöpfen, so liegt der Grund dafür in jenen Streifereien durch die enge, arbeitsreiche Handelsstadt. Der Arbeitertypus zog mich mächtig an,“ sagt die Künstlerin. Käthe Schmidt ging 1988 zum Studium nach München. Dort entstanden ihre ersten Radierungen. Sie lernte den Arzt Karl Kollwitz kennen und heiratete ihn 1881. Die Patienten ihres Mannes, der als Armenarzt eine Praxis am jetzigen Kollwitzplatz in Berlin hatte, bilden oft Vorlage und Anregungen für ihre Kohle- und Kreidezeichnungen. Häufig ist auch die Künstlerin ihr eigenes Modell. Es existieren in ihrem Nachlass mehr als einhundert Selbstportäts.Nach der Machtübergreifung des Nazis (1933) wird Käthe Kollwitz gezwungen aus der Preußischen Akademie der Künste auszutreten. Es folgen Ausstellungsverbote und sogar ein Verhör durch die Gestapo. Ihr Mann stirbt 1940 und die gemeinsame Wohnung in Berlin wird bei einem Bombenangriff zerstört. Sie erhält eine Einladung aus dem Hause Wettin (Nebenlinie) 1944 für Moritzburg. Dort verbringt sie ihre letzten Monate.Sie stirbt 1945 im Alter von 77 Jahren in Moritzburg bei Dresden. Im Moritzburger Rüdenhof erinnert eine Gedenkstätte an die außergewöhnliche Künstlerin und ihr Schaffen. Verschiedene Drucktechniken sind für die Museumsbesucher unter Anleitung (erste Kenntnisse) erfahrbar. Ihre Blätter zeugen von existenziellen Erfahrungen, die zeitlos sind und uns heute nach wie vor berühren.
Als Nachtrag bleibt noch zu erwähnen, dass das Kupferstich-Kabinett in Dresden 252 Druckgrafiken und vier Mappenwerke beherbergt. Unter der Leitung von Max Lehrs (1855-1838) hat das Haus als erstes öffentliches Museum die Arbeiten der Künstlerin durch systhematischen Ankauf gefördert.
„Wenn ich glaube überzeugt zu sein vom Unsinn des Krieges, dann frage ich mich, nach welchem Gesetz die Menschen zu leben haben?“

Angelika Guetter

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