„Geh in ein Land, das ich dir zeigen werde“

Malerei und Grafik von Renate Winkler in der Evangelischen Akademie Meißen

Die Evangelische Akademie Meißen zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung einen Teil der künstlerischen Ernte von Renate Winklers Reisen in den Nahen Osten.

Es war Liebe auf den ersten Blick: weil sie „malen“ wollte, hatte die Radebeulerin Renate Winkler an einer Malreise nach Ägypten teilgenommen. Während ihre Reisegefährten unter der Sonne und der enormen Hitze mehr litten, als sie malten, zeichnete Renate nicht nur, sie verliebte sich auch in die Wüstenlandschaft und ihre Menschen. Diese Liebe ist im Laufe der Zeit ebenso gewachsen, wie ihre Lust am Malen. Es verging seither kein Jahr mehr, in welchem sie nicht auf die Sinaihalbinsel, nach Oman oder Palästina aufgebrochen wäre, um dort zu zeichnen und Menschen zu treffen. Besonderen Gewinn zog sie aus den von Prof. Ulfrid Kleinert geführten biblischen Reisen. Vor Ort wurde, wie sie selbst sagt, das Land mit seinen jahrtausendealten Überlieferungen lebendig, wodurch sie selbst zu einem neuen, gewachsenen Verständnis für die Wurzeln unserer eigenen abendländischen Kultur gelangte und gleichzeitig Anteil nehmen konnte an jahrtausendealter Weisheit. So nimmt es nicht Wunder, daß Renate in ihren künstlerischen Arbeiten zunehmend biblische Themen reflektiert: Abraham und Isaak, der Tanz ums goldene Kalb (der ja heute unseren Alltag bestimmt), Aufstieg zum Mosesberg.

»Stufen zum Mosesberg/Sinai«, 2012
Bild: R. Winkler

Renate Winkler war Fachschullehrerin und Kursleiterin. Über die Keramik – hier lernte sie u.a. bei Lothar Sell – fand sie zur Kunst. Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt sie sich mit Druckgrafik und gehört seit 2003 der Grafikgemeinschaft Oberlicht um Markus Retzlaff an.

Ihre Orientreisen haben auch ihre Kunstauffassung beeinflußt. Ihre Portraits zeigen die Menschen vorzüglich als Menschen, also nicht von vornherein nach Herkunft klassifiziert.

Die Ausstellung im Kreuzgang des ehemaligen St.-Afra-Klosters zeigt 41 Arbeiten der Künstlerin, darunter Aquarelle aus Sinai, Grafiken aus Jerusalem, Holzschnitte zum 1. Buch Mose, dem ja auch der Titel der Schau entnommen ist. Auch sind Ölbilder zu sehen, in denen sie im Atelier ihre Eindrücke verarbeitete.

Das große Bild „Mauer in Bethlehem“ entstand in seinen Grundzügen während der WUKAMENTA 2017 auf dem Neumarkt in Dresden in ihrem temporären „orientalischen Atelier“, was schon vor Ort heftig diskutiert wurde. Auch dabei, erzählt die Künstlerin, gab es zum Teil bedrängende Erlebnisse. Das Bild zeigt die Ergriffenheit der Malerin angesichts der Tatsache, daß die Nachkommen der ungleichen Brüder Ismail und Isaak bis auf den heutigen Tag nicht zueinander gefunden haben.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. 2. 2018 in Meißen zu sehen, eine telefonische Anmeldung (03521 4706-0) wird empfohlen.

Thomas Gerlach

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