Mag sein, dass dem Menschengeschlecht etwas Animalisches anhängt. Wie das Herdentier scheint auch der Homo sapiens gern einem Alphatier nachzulaufen, noch dazu einem Leitbullen. Dass die Tierwelt auch andere Modelle bereit hält, will sich offensichtlich nicht so recht durchsetzen. So zum Beispiel haben die „Afrikanischen Windhunde“ ein Alpha-Männchen und ein Alpha-Weibchen „eingeführt“. Ob hiervon so manche Partei in diesem Land ihre Doppelspitzen abgeleitet hat, ist allerdings noch nicht bewiesen.
Liegt das Verhalten der Tiere in ihren Genen begründet, so soll sich der erlernte Anteil am Verhalten bei höher entwickelten Lebewesen stark vergrößern, behauptet jedenfalls die Wissenschaft. Schon lange erforscht sie recht ausführlich das Sozialverhalten in der Tierwelt. Und so haben Experten in interessanten Studien herausgefunden, dass Schimpansen in hierarchischen Großfamilien leben, dass Vampirfledermäuse ihren hungernden Koloniemitgliedern eine „Blutspende“ gönnen oder dass bestimmte Arten gemeinsame Brutaufzucht betreiben (Altruistisches Verhalten).
Schau ich mir hingegen das Sozialverhalten meiner Artgenossen an, so scheint ihnen im Laufe der Jahrzehnte einiges abhanden gekommen zu sein – da ändert auch der Anstieg der Geburtenrate auf 1,53 Kinder pro Frau in der Bundesrepublik nichts. Von der gemeinsamen Betreuung des Nachwuchses sind wir noch weit entfernt, auch wenn Radebeul hier seine Hausaufgaben gemacht hat. Jeder kann ein Lied von der Endsozialisierung der Gesellschaft singen. Da bekommt man Schläge angeboten, weil man die Blockierung einer Ausfahrt durch einen PKW anspricht, da werden Fahrzeuge auf Fuß- und Radwegen abgestellt, Müll in die Landschaft gekippt und Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen. Vom Dieselskandal, von illegalen Waffenexporten, Investruinen und anderen „Kavaliersdelikten“ ganz zu schweigen. Nein, so selbstlos, so altruistisch, scheint diese Gesellschaft wahrlich nicht zu sein.
Damit das Sozialverhalten zwischen Mitgliedern einer Art gut funktioniert, bedarf es unter ihnen einer intakten Kommunikation. So haben die Gorillas gute Beziehungen aufgebaut und können sehr genau differenzieren. Da gibt es auch gleich mal ein paar hinter die Ohren, wenn einer aus der Reihe tanzt. Sie sind aber auch zu liebevoller Zuneigung und Sex in der Lage. Das kann man von der deutschen Bürokratie nun wiederum nicht erwarten. Da haperts schon an rechtzeitiger Information der Bürger, wenn sich gewisse Zuständigkeiten geändert haben. Oft erfährt davon die Öffentlichkeit erst Monate später. Besonders ausgeprägt ist hingegen das kommunikative System bei den Raben. Es besteht nicht nur aus unterschiedlichen Rufen, sondern auch aus verschiedenartigen Gesten. Klar, wer ein Leben lang zusammenbleiben will, so wie die Kolkrabenpaare, der muss sich verstehen. Das freilich scheint in Politik, Verwaltung und Bevölkerung noch nicht so richtig angekommen zu sein, denn da knirscht es auf diesem Gebiet gewaltig, wie man am Erstarken der AfD sehen kann.
In einer anderen Sache scheinen die Behörden von der Tierwelt bereits viel gelernt zu haben. So können sich manche Lebewesen bis zur Unkenntlichkeit verändern, wie etwa das in Malaysia beheimatete Große Wandelnde Blatt, welches die Gestalt eines Eichenblattes annehmen und unschuldig im Wind schaukeln kann.
Selbst die Wölfe, die so mancher nicht leiden kann, scheinen ihr Sozialverhalten in den Griff bekommen zu haben. Nicht nur das sie ihre Beute im Rudel untereinander aufteilen – freilich bekommt der Stärkste das Meiste –, setzt das Elternpaar autoritäres Verhalten nur in besonderen Situationen ein. Das sei Jenen, die sich allzu gerne über andere erheben, dick ins Stammbuch geschrieben.
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