Am 19. Mai 1844 fand die Gründung des Gesangvereins „Liederkranz 1844“ im Bahnhotel Radebeul statt. Seitdem treffen sich die Sänger allwöchentlich um die Tradition fortzuführen.
Der Gründer dieses Männergesangvereins war ein berufener und fähiger Mann, der viel von seinem Können und Wissen an die Mitglieder weitergab. Es war der Kantor der Kirche zu Kötzschenbroda, Traugott Friedrich Keller.
Schon zu Anfang fanden sich 21 sangesfreudige Kötzschenbrodaer zusammen, um gemeinsam das deutsche Liedgut zu pflegen. Kantor Keller prägte und leitete den Chor 21 Jahre von seiner Gründung bis August 1865.
Die Sängerfrauen fertigten in Handarbeit eine Vereinsfahne und stifteten sie dem Verein. Damit unterstützten sie aktiv das Hobby ihrer Männer. Am 16. November 1873 wurde die Fahne feierlich geweiht und noch heute wird sie zu besonderen Anlässen stolz gezeigt. Dem Vereinsvorstand Fleischermeister Gerhard Schiefner (Vorstand: 1947–1991) ist es zu verdanken, dass es die Fahne noch gibt. Er hatte sie in den Kriegswirren versteckt und damit für den Chor bewahrt. Der Zahn der Zeit war auch an der Fahne nicht spurlos vorübergegangen, der Stoff war porös und die Lyra auf der Rückseite kaum noch zu erkennen. So entschlossen sich die Sängerfrauen die Fahne erneuern zu lassen und übernahmen hierfür die Kosten. Zur Weihnachtsfeier am 16. Dezember 2009 übergaben sie dann die restaurierte Fahne zur Freude ihrer Männer.
Bereits 1869 wurde der Chor in den „Deutschen Sängerbund“ aufgenommen. Die Sänger sahen es als Verpflichtung und Ehre. Nach einigen Unterbrechungen um den 2. Weltkrieg nahm in den 50er Jahren die Pflege von Geselligkeit und Frohsinn wieder zu. Chorproben und Auftritte wurden wieder zum Bestandteil des Lebens der Sangesbrüder. Nach der Wende wurde der Männerchor Radebeul e.V. „Liederkranz 1844“ auch ein fester Bestandteil im Rahmen der Eröffnung des Radebeuler Herbst- und Weinfestes auf dem Kirchvorplatz.
Anlässlich des 170-jährigen Jubiläums übergab nun Hans Jürgen Wächtler den Taktstock an seine Nachfolgerin, Frau Maria Meckel (jetzt Schreyer). Zum ersten Mal in der 170jährigen Geschichte wird ein Radebeuler Männerchor von einer jungen Chorleiterin dirigiert. Sie wurde von Anfang an von allen Sängern akzeptiert und mit Freude auf- und angenommen.
Das vorhandene und über viele Jahre gesungene Liedgut wurde auch weiterhin gepflegt, aber sie hat es von Beginn an verstanden, die Sänger auch an neuere, anspruchsvollere Lieder heranzuführen. Dadurch hat sie mit dem Chor auch einen Anklang bei den Zuhörern bei Auftritten erreicht.
Traditionsgemäß wird auch am 28. September 2018 um 17.30 Uhr das Radebeuler Herbst- und Weinfest vom Männerchor eröffnet. Diesen können Sie wie auch in den Vorjahren danach in verschiedenen Höfen mit seinen Liedern hören.
2019 wird für den Chor ein besonderes Jahr. Da feiert er sein 175-jähriges Jubiläum. Das soll ein ganz besonderes Erlebnis werden und dafür sind die Vorabsprachen und Vorbereitungen bereits gestartet.
Zum Abschluss ein Appell an alle Leserinnen und besonders an alle Leser, die Freude am Gesang und am Vereinsleben haben: Besucht uns an unseren Probeabenden im Hotel „Goldener Anker“ in Radebeul, immer montags 19 Uhr.
Ein schöner Sängerspruch, mit dem wir meistens unsere Proben beenden lautet:
„Gesang verschönt das Leben,
Gesang erfreut das Herz,
Ihn hat uns Gott gegeben,
zu lindern Leid und Schmerz!“
Georg Kabisch