Schüler entdecken Zukunft und Vergangenheit

Einladung zur Präsentation eines Schülerprojekts zu Gebäuden in Radebeul

Wenn man Veranstaltungen des Vereins für Denkmalpflege und neues Bauen oder anderer, sich mit Kultur, Geschichte und Kunst in Radebeul beschäftigender Vereine besucht, trifft man zumeist auf die für diese Belange interessierte Generation 55+. Warum ist das so?

Blick auf Schloss Hoflößnitz
Foto: M. Mitzschke

Vor ca. 30 Jahren, als sich im Schwung der Wende viele Vereine und Gruppen bildeten, um an den unterschiedlichsten Stellen bei der Gestaltung unseres Gemeinwesens mitzuwirken, waren doch auch viele junge Engagierte zu finden.

Welche Beweggründe führten junge Leute damals dazu, die gleichgesinnte Gemeinschaft zu suchen und die neuen Freiheiten auch im Engagement und Bildung zu Kunst, Kultur und eben auch Denkmalpflege zu leben? Wie kam es, dass Umwelt, Baudenkmale etc. als so hohe Werte betrachtet wurden, dass diese es wert waren, dafür Freizeit aufzubringen?

Wo liegen die Gründe, dass der Verein junge Leute in seinen Reihen beim Thema Denkmalpflege vermisst?

Blick in Richtung Westen: Villa und Minckwitzsches Weinberghaus
Foto: M. Mitzschke

Richtig, 1989 drohte vielen Gebäuden der Verfall oder dann auch die unsachgemäße Sanierung. Vieles rief förmlich danach angepackt zu werden. Leidenschaftlich wurden Ideen und Ideale zur Umgestaltung der Gesellschaft, zur Förderung und Bewahrung unserer gebauten und natürlichen Umwelt diskutiert. Es bot sich die Gelegenheit, mit Leidenschaft für Veränderungen zu wirken, Schätze vergrauten Glanzes zu heben. So vieles konnte aus der Taufe gehoben werden, was schon bald erlebbar war (der Bauherrenpreis, die Beiträge in der Losen-Blatt-Sammlung, Chronos und die Trauernde…) Engagement führte bald zu sichtbaren Früchten und das ist wichtig, um junge Leute zu begeistern. Auch das Zusammenfinden in einer Gemeinschaft für gemeinsame Ziele war nicht ungewohnt.

Die heutige Situation ist anders. Unsere Baudenkmale sind zumeist saniert. Bei den wenigen verfallenden Bauwerken, wie der Kolbe-Villa oder der Villa Heimburg gibt es scheinbar keinen Ansatz, sich einzubringen, um etwas zu retten. Neubauvorhaben und die „Über-„verdichtung des Stadtraumes sind schwer zu beeinflussen. Die verborgenen Schätze sind zumeist gehoben.

Um Konzepte für Veränderungen in der Stadt wird zäh gerungen, so dass der Ansatz, dass wir uns eine lebenswerte Umwelt bauen wollen, unter widerstreitenden Interessen oft nicht mehr erkennbar ist. Die Möglichkeiten, des sich mit Freude Einbringens und das Erleben von daraus resultierenden, sichtbaren Erfolgen sind wesentlich begrenzter geworden. Da gibt es viele andere Möglichkeiten, um mit mehr Freude wahrnehmbare Erfolgserlebnisse zu haben. Ist es das, was junge Leute abhält, sich heute für ein Thema wie Denkmalpflege zu engagieren?

Andererseits welch tolle Gebäude, Stadträume und gestaltete Landschaft sind in Radebeul zwischen Fluss und Lößnitzbergen entstanden. Wie viele Ideen, Mühen, Schweiß und Geld wurden aufgewendet, um dieses schöne, heute erlebbare Stadtbild reifen zu lassen.

Es ist an uns, dies immer wieder bewusst zu sehen, zu erleben und die Gedanken, was wir als wertvoll empfinden auch an die jungen Leute weiterzuvermitteln. Das ist Herausforderung an den Verein, für jeden Einzelnen in den Familien aber besonders auch für die Schulen.

Schon lange fragen wir uns, wie wir etwas von unserem Engagement für die Qualität des Bauens in Radebeul, für die Erhaltung des besonderen Charakters dieser Stadt an junge Leute weitergeben und mit ihnen weiterentwickeln können. In der Zusammenarbeit mit Radebeuler Schulen hoffen wir, dafür eine Chance zu bekommen.

Spannend wäre es für uns zu erfahren, wie Schüler unser gebautes Stadtbild wahrnehmen. Machen sie sich dazu Gedanken? Was ge- oder missfällt ihnen und warum? Was erscheint ihnen als wertvoll, bewahrenswert und was sind die Gründe dafür? Wie soll sich unsere Stadt einmal entwickeln?

Wir freuen uns, dass es uns im nun begonnenen Schuljahr gelungen ist, eine Möglichkeit zu finden, mit dem Thema „Die Weinberglandschaft – eine Einheit aus Landschaft und Gebäuden“ am Gymnasium Luisenstift mit Schülern in Kontakt zu kommen.

Im Profilunterricht des gesellschaftswissenschaftlichen Profils der zehnten Klasse beschäftigt sich eine Gruppe von 20 Schülern mit der historischen Kulturlandschaft, die im Elbtal durch den Weinbau geprägt wurde.

Es soll der unmittelbare Lebensraum der Schüler, die Nachbarschaft der Schule betrachtet werden, um den Schülern deren Wert und die Notwendigkeit des Denkmalschutzes zu verdeutlichen.

Zunächst haben sich die Schüler mit Fragen – Was ist ein Denkmal? Was ist Kultur- und Naturerbe? Warum ist der Erhalt wichtig? – beschäftigt. In einem nächsten Schritt, soll die Weinberglandschaft und ihre Bebauung erschlossen werden. Dabei sollen sich wiederholende Gebäudetypen oder typische Merkmale erfasst werden, um zu prüfen, ob es eine Vereinheitlichung der historischen Bebauung gibt, ob diese gewollt war und ist. Dazu gehört die fußläufige Erschließung und Erfassung eines Gebietes um die Schule und dessen Kartierung. Die Schüler erfassen und dokumentieren die Gesamtsituation, den Erhaltungszustand und bauliche Details ausgewählter Gebäude. Es werden Materialien und Dokumente zur Geschichte und zum Ist-Zustand der Bebauung in Form von Plänen, Fotos und evtl. Literatur zusammengetragen. Diese sollen dann in eine geeignete Form der Präsentation einfließen. Ziel ist letztendlich durch die Neugier und das Interesse an der Erkundung eine Identifikationsmöglichkeit mit dem Lebensraum zu ermöglichen.

Wenn Sie interessiert sind, zu welchen Ergebnissen die Schüler gekommen sind, laden wir Sie herzlich am 26.10.2018, 19.30 Uhr ins Gymnasium Luisenstift in die Vorhalle des Weinberghauses ein.

Seien Sie mit uns gespannt, in der Veranstaltung zu erleben, wie junge Leute auf unseren Radebeuler Stadtraum sehen und was Ihnen dabei wertvoll erscheint. Stehen sie doch im Luisenstift auch in einem interessanten Spannungsfeld historischer und neuer Gebäude.

Katrin Krüger
Michael Mitzschke

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