Zwischen verschlungenen Pfaden: Der Boselgarten
Auch wenn Radebeul in Sachen Ausflugsziele zweifelsohne einiges zu bieten hat, lohnt sich ein Blick in den ein oder anderen Nachbarort. Kurz hinter Sörnewitz zum Beispiel, auf dem rechtselbigen Weg nach Meißen, befindet sich der Boselfelsen, der wie ein brauner Steinriese die grüne Elbaue überragt. Einst als Steinbruch genutzt, wuchs der steile Felskoloss über 90 Meter aus der Erde empor. Wer oben steht, sieht die Elbe in breiten Schlangenlinien durchs Tal fließen und bei gutem Wetter auch die Sächsische Schweiz am Horizont. Doch die außergewöhnlich gute Sicht ist nicht die einzige Attraktion. Nur wenige Meter neben dem Aussichtspunkt stößt man auf eine eiserne Gartenpforte, die zum 100 Jahre alten Boselgarten führt: Einem kleinen Gelände am Hang, wo zwischen verschlungenen Pfaden verschiedenste Raritäten der heimischen Pflanzenwelt zu entdecken sind. Über 850 Arten zieren die zahlreichen Beete, wobei fast ein Viertel davon zu sogenannten »Rote-Liste« Arten gehören. Sie sind an ihrem natürlichen Standort selten geworden oder gar vom aussterben bedroht. Um dies zu vermeiden werden im Boselgarten, der aufgrund seines trockenen Bodens und seiner sonnigen Hanglage besonders geeignet für die wärmeliebenden Pflanzen ist, einige bedrohte Pflanzenarten in größerer Anzahl herangezogen. Im Rahmen von Artenschutzprogrammen können diese dann wieder in die wilde Natur umgepflanzt werden.
Auch wenn das Flächenschutzdenkmal in fünf Minuten durchquert werden könnte, halten sich die meisten Besucher länger auf. Denn nicht nur seltene Arten, wie der Blaue Lattisch, der Blutrote Storchschnabel oder die Wiesen-Kuhschelle (allesamt »Rote-Liste«-Arten) fordern zum Verweilen auf. Ebenso locken größere Pflanzen, wie der flauschig-braun blühende Perückenstrauch oder der zarte Blasenstrauch mit ihrem schönen Anblick.
Dass der Boselgarten in seiner heutigen Form existiert, ist nicht selbstverständlich. Um ein Haar wäre die kleine Außenstelle des botanischen Gartens nämlich Anfang des 20. Jahrhunderts dem dortigen Steinbruch zum Opfer gefallen. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz erwarb jedoch noch rechtzeitig ein kleines Flurstück, welches dem
Steinabbau eine Eigentumsgrenze entgegensetzte. Seine endgültige Form erhielt der Garten durch Prof. Arno Naumann in den Jahren 1928 bis 1930, welche in ihren Grundzügen bis heute erhalten ist.