Landesbühnen Sachsen steuern mit neuen Ideen die Zukunft in einer anderen Rechtsform an
Viel Neues, reichlich Bekanntes und jede Menge Traditionelles – so klang es in der Botschaft von Manuel Schöbel, dem neuen Intendanten der Landesbühnen Sachsen in Radebeul. Gewiss; er hat’s derzeit nicht gerade leicht. Steht er doch vor der schwierigen Aufgabe, das Schiff des mittlerweile mehr als 70-jährigen Radebeuler Reisetheaters in eine allseits unsichere Zukunft zu steuern. Eine Zukunft, in der für die Politik die Bereiche Kunst und Kultur – wie schon immer – eher unter »ferner liefen« rangieren. Denn alle – sicherlich reiflich durchdachten und auch wohlklingenden – Pläne zur Kostenersparnis im Theater würden schon bald zu Makulatur, rappelte sich die krisengeschüttelte EU nicht ganz schnell wieder auf. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben es gezeigt; in Krisenzeiten wird zuerst der Ballast abgeworfen. Und Einrichtungen der Kunst und Kultur, die sowieso permanent auf Subventionen angewiesen sind, haben dabei kaum Überlebenschancen. Den Kunstfreunden drohen jedenfalls herbe Verluste. GMD Michele Carulli brachte es während der Matinee zur Premiere der Oper »Die lustigen Weiber von Windsor« auf den Punkt, als er konstatierte »Dieses Orchester wird es – so wie Sie es bisher gehört haben – nie wieder geben!«
Nichtsdestotrotz hatte die Verwaltungsspitze des Radebeuler Theaters zur Pressekonferenz eingeladen, um zu verkünden, was denn für die Sommersaison 2012 alles so geplant sei. Dass dabei die Rathener Felsenbühne ein gewichtiges Pfund ist und bleibt, steht außer Frage. Das Angebot an diesem idyllischen Ort in der Sächsischen Schweiz soll erweitert werden. Mit Hilfe der Rathener Einwohner und Gewerbetreibenden selbst. Seit kurzem ist die Rathener Gemeindeverwaltung auch ordentliches Mitglied im »Freundeskreis der Landesbühnen Sachsen e.V.«. Und Rathen kann somit auch ganz direkt Einfluss auf den Spielplan nehmen, bzw. eigene zusätzliche Ideen einbringen.
Die erste gemeinsame Unternehmung wird das Rathener »Blau(beer) Bär Fest« zur Saisoneröffnung am 26. Mai 2012 sein. Die Premiere des dazu passenden Familienmusicals »Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär« nach einem Buch von Walter Moers findet am 30. Juni 2012 statt. Dann ist allerdings der Spielbetrieb auf »Deutschlands schönster Naturbühne« schon in vollem Gange. Mit Übernahmen aus dem Spielplan 2011 (»Mein Freund Wickie«, »Der Freischütz«) und zwei weiteren Premieren. Die eine huldigt mit einer Neufassung des Karl-May-Romans »Old Surehand« dem Karl-May-Jahr 2012, (Premiere am 15.06.2012) die zweite ist dem Ballettensemble des Theaters vorbehalten, nennt sich »Pucks Sommernachtsträume«, und ist von Ballettchef Reiner Feistel direkt auf die Dimensionen der Felsenbühne choreographiert worden. (Premiere ist am 6. Juli 2012). Ein ehrgeiziges, weil durchaus kompliziertes Unternehmen.
Überdies gibt es eine ganze Reihe von Gastspielen im Rathener Felsenkessel; darunter neben den schon traditionellen (»Carmina Burana« am 1. September 2012, dem Konzert des Sächsischen Bergsteigerchors »Kurt Schlosser« am 11.8.2012 und dem „Traumzauberbaum“ von Reinhard Lakomy am 15. 7., am 18. und am 19.8.2012) auch weitere Gastspiele. Selbst Tom Pauls wird seine Kunstfigur Ilse Bähnert auf der Naturbühne präsentieren (am 30.8.2012), unterstützt von der Neuen Elbland Philharmonie.
Darüber hinaus kann der Sommer 2012 erstmals auch auf ein geöffnetes Radebeuler Stammhaus verweisen. Im Rahmen einer »Sommerlounge« tritt bspw. das Berliner Kabarett »Die Diestel« auf, werden namhafte Schauspieler wie Peter Bause, Friedrich Wilhelm Junge oder Peter Kube zu erleben sein und wird selbst die Fußball EM 2012 eine Rolle spielen.
Wer weiß, vielleicht lässt sich an dem einen oder anderen Termin Sachsens Kunstministerin mal sehen. Man muss als politischer Verantwortungsträger doch mal nachschauen, was man alles so angerichtet hat.