Jubiläum in der Region

20 Jahre Sächsische Weinstraße


Jeder kennt sie, aber nicht bis ins Detail, und erst recht nicht jedes Weinlokal an ihrer Seite: die Sächsische Weinstraße. Am 29. Mai 1992 wurde sie feierlich eingeweiht und ist mit ihren etwa 60 Kilometern Länge durch das einmalig schöne und nördlichste Weinbaugebiet Sachsens eine der bedeutendsten Ferienstraßen im Freistaat. Sie führt rechts der Elbe von Pirna entlang der Weinberge in Dresden – Pillnitz, Radebeul, Meißen und den Elbweindörfern bis nach Diesbar-Seußlitz.

Grund genug, das 20-jährige Jubiläum zu feiern – aber wie?

Schloss Proschwitz bei Meißen

Von den Aktivitäten bekommen diejenigen, die sich nicht direkt mit dem Weinbau beschäftigen, kaum etwas mit. Nicht mal die Schilder mit dem Emblem der Weintraube entlang der Meißner Straße und an den weiterführenden Achsen Richtung West und Ost sind aus Anlass des Jubiläums vermehrt aufgestellt worden. Auf der Suche nach diesem Fotomotiv bin ich ausgerechnet am Hotel Alexander/ Megafit fündig geworden – weit weg von jedem Weinberg oder Weingut.

Bei zwei Organisationen habe ich nachgefragt, um mehr zum Jubiläum zu erfahren: Beim Tourismusverband “Sächsisches Elbland” und beim Sächsischen Weinbauverband – beide mit Sitz in Meißen. Es komme nicht so sehr auf die Autofahrer an, sondern man versuche, die Wanderer zu gewinnen und auf die Fährte zu locken, heißt es dort. Und zwar auf den Sächsischen Weinwanderweg. Der sei auch viel besser beschildert.

Im Internet heißt es dazu: „Auf rund 90 km verbindet der Weg weinspezifische Highlights und führt zu den schönsten Weinbergen, zu Aussichtspunkten und Weinkellern. Er führt manchmal direkt an der Elbe, meist jedoch auf halber Höhe oder sogar an der Abbruchkante des Elbtals entlang.“ An dieser Strecke laden viele Gaststätten und Weinstuben zum geselligen Verweilen ein – hier kann und soll man den sächsischen Wein kosten. Um Touristen und Einheimischen die Wahl zu erleichtern, vergibt der Tourismusverband “Sächsisches Elbland” schon seit 1995 das Gütesiegel “Besonders empfohlen an der Sächsischen Weinstraße”. Das soll die Besucher auf die Weinlokale hinweisen, in denen sie besonders fachkundig zum sächsischen Weinanbau und den Sehenswürdigkeiten rund um die Weinstraße beraten werden. Die Kriterien sind aus Anlass des Jubiläums überprüft und noch strenger geworden, was die Auswahl der sächsischen Weine und die fachkundige Beratung dazu betrifft. Und zwar mit dem Ziel, eine weitere Qualitätsverbesserung für die Gastronomie an der Sächsischen Weinstraße zu erreichen.

Weinprobe in Schloss Proschwitz

Viele wissen auch gar nicht, dass es extra einen Förderverein für die Sächsische Weinstraße e.V. gibt. Er wurde Ende Mai 1999 gegründet, hat seinen Sitz ebenfalls in der Fabrikstraße in Meißen und unterstützt natürlich den Tourismusverband. Seine Arbeit – so steht es in der Satzung – dient der „Förderung und Bewahrung des heimatlichen und kulturellen Erbes sowie der Pflege der Traditionen rund um den sächsischen Wein“. Mit seinen Aktivitäten will der Verein natürlich den regionalen Bekanntheitsgrad der Sächsischen Weinstraße erhöhen. Die 15 Mitglieder dieses Fördervereins sind hauptsächlich Privatpersonen. Aber auch Kommunen wie Weinböhla und Diesbar-Seußlitz, der Verein „Historisches Weinböhlaer Weingut“ und die Sparkasse Riesa-Großenhain zählen dazu. Und die Sächsische Weinkönigin, die immer im November für ein Jahr gewählt wird, ist während ihrer Amtszeit auch automatisch Ehrenmitglied im Förderverein.

Eine Leistung des Vereins möchte ich hier hervorheben, denn das ist wirklich ein gutes und beliebtes Angebot: Der Verein hat den “Tag des offenen Weingutes in Sachsen” ins Leben gerufen. Dieser Tag wurde zum ersten Mal im Jahr 2000 durchgeführt und seitdem regelmäßig jedes Jahr Ende August mit großem Erfolg veranstaltet.

Die Radebeuler und ihre Gäste kennen vermutlich die Weinberge am Goldenen Wagen und unterhalb der Hoflößnitz sowie hinter Schloss Wackerbarth – nicht nur vom Anblick, sondern auch auf Schusters Rappen. Es lohnt sich aber auch eine Wanderung zu den Nachbarorten, um eine Ahnung von dieser geschichtlichen Bedeutung des Weinbaus zu bekommen. Hier ein paar Ausschnitte aus meiner Internet-Recherche:

In Pirna wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Ortsteil Posta Wein angebaut. Nach neuesten Erkenntnissen gibt es heute in Pirna zwei Weinberge. Weiter geht es nach Pillnitz, wo 1403 der Weinbau zum ersten Mal erwähnt wird. Auch heute sind dort noch größere Weinberge zu finden, die hauptsächlich von Hobbywinzern bewirtschaftet werden. Die Weinbergskirche in Pillnitz ist ein sehenswertes Ziel.

In Coswig zweigt die Nebenroute der Weinstraße ab, welche über Weinböhla und Niederau geht. Dieses Gebiet war bis 1840 das größte geschlossene Weinbaugebiet in der Region!

Die Hauptroute geht über das Spaargebirge nach Meißen, wo seit 800 Jahren Wein angebaut wird. 1924 kaufte hier der “Weinbauverband Meißen und Umgebung” den Domprostberg in Spaar und richtete ihn als Musterweinberg ein. Die Weinstraße verläuft weiter über die Steillagen der Meißner Katzenstufen und die Weinberge von Schloss Proschwitz zu den Elbweindörfern rund um Diesbar-Seußlitz.

Für die Wanderer ist der Weinwanderweg (auf die Ausschilderung achten – der Weg geht ziemlich kreuz und quer) in sechs Etappen unterteilt, die jeweils 15-18 Kilometer lang sind und schon ohne Pausen 5 bis 6 Stunden dauern. Wem das zu viel ist, der kann auch gezielt ein Weinlokal ansteuern, um das einheimische Produkt nahe am Herkunftsort zu kosten – sei es nun der berühmte trockene Müller-Thurgau oder der lieblichere Bacchus, ein edler Grauburgunder oder gar ein (seltener) Rotwein.

Die Weine aus dem Vorjahr sollen sehr gut sein. Zumindest vom Kellermeister Aumüller auf Schloss Wackerbarth dringt die frohe Kunde: „Das ideale Herbstwetter 2011 ließ die Trauben reifen und bot beste Bedingungen für feinfruchtige Weine in Sachsen.“ Neben dem Kellermeister schwärmt auch die Geschäftsführerin Sonja Schilg vom neuen Jahrgang. „Zwei Jahre mit 50 % Ertragsausfällen hatten die Reserven des Weingutes nahezu aufgezehrt“, erklärte sie. Deshalb waren viele Weine schlichtweg ausgetrunken. Doch nun könne man mit dem Jahrgang 2011 den Genießern von Nah und Fern endlich wieder ein vielfältiges Sortiment anbieten.

Also: Wenn die Tage wieder länger werden und die Wärme ins Freie lockt, sollten wir uns alle wieder einen guten Schoppen am Weinberg gönnen.

zu Sachsens Weinbaugebiet/ Statistik

Größe: rund 450 Hektar
Winzer: über 2.500
Kleinwinzer: 99 Prozent
Im Haupterwerb:. 21 Betriebe
Rebsorten. knapp 60
Davon Weißweine: 80 %
Besonderheit: Europas kleinstes zusammenhängendes Weinbaugebiet

Weitere Informationen zur Sächsischen Weinstraße erhalten Sie unter:

www.elbland.de (Tourismusverband)
www.weinbauverband-sachsen.de
www.wingergenossenschaft-meissen.de
www.saechsischer-weinwanderweg.de

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