Dorffest „725 Jahre Lindenau“ und Ortsteilwanderung „Radebeuler Begegnung“
Das kleine abgelegene Gassendorf Lindenau im Radebeuler Hochland wurde 1287 als“ lindenowe“ (lindenreiche Aue) erstmals urkundlich erwähnt. Mit Ausnahme eines kurzen Grenzabschnitts zu Naundorf war die Alt-Gemeinde fast vollständig von Kötzschenbroda-Oberort umschlossen, was immer wieder für reichlichen Konfliktstoff sorgte. Lindenau galt als ein armes Dorf, denn die Ackerflur war wenig ertragreich. Im Jahr 1839 wurde Lindenau mit 200 Einwohnern endlich freie Landgemeinde. Doch bereits 1920 erfolgte die Eingemeindung nach Kötzschenbroda, was letztlich – fünfzehn Jahre später – im Zusammenschluss mit Radebeul mündete. Dem Weitblick des Gastwirtes Rudolf May ist es zu danken, dass Radebeul-Lindenau Anfang der 1950er Jahre zum Erholungsort gekürt worden ist. Selbst der Maler Paul Wilhelm, welcher nur unweit von Lindenau auf dem Gradsteg in Radebeul-Niederlößnitz wohnte, soll mit seiner amerikanischen Frau Marion des öfteren im Gasthof Lindenau, heute Friesenhof, zur Sommerfrische geweilt und die Landluft genossen haben.
Das 725-jährige Ortsjubiläum wollen die Lindenauer nun ausgiebig feiern und laden deshalb vom 17. bis 19. August zu einem Festwochenende ein. Im Verbund mit der Chorgemeinschaft Lindenau, der Lindenauer Feuerwehr, den ansässigen Gewerbetreibenden und verschiedenen Kultur-, Sport- und Heimatvereinen haben sie ein dreitägiges Programm auf die Beine gestellt, dass sich sehen lassen kann. Den Auftakt bildet am Freitag die „Nacht der Musik und der Lichter“ mit Jugendbands, einem temporären Zukunftslabor, Lampionumzug, Licht- und Feuershows auf und am Sportplatz Lindenau. Der Samstag steht unter dem Motto „Tag der Historie und Begegnung“. Bereits in den Vormittagsstunden öffnen die Höfe von Alt-Lindenau zur Besichtigung. Gezeigt werden in Gärten, Ställen, Scheunen, Tennen und Gewölben alte bäuerliche Gerätschaften, Fotos, Filme und historische Dokumente, die interessante Einblicke in Alltag und Tradition auf dem Lande bieten. Herausgegeben wird eine limitierte Wein-Sonderediton und im Lindenauer Begegnungszentrum ist eine spezielle Ausstellung zur Geschichte des Ortes zu sehen, wo auch die Jubiläumsbroschüre erhältlich ist. Zu den Höhepunkten zählt die Übergabe des Staffelstabes im Rahmen der „Radebeuler Begegnungen“ durch die Abgesandten aus Radebeul an die Lindenauer. Mit einem abwechslungsreichen Programm, welches durch das Theater „Heiterer Blick“ unter dem Motto „Lindenauer Bilderbogen“ moderiert wird, soll der zweite Festtag gesellig ausklingen. Denn: „In Lindenau, da ist der Himmel blau, da tanzt (nicht nur) der Ziegenbock mit seiner Frau.“ Man soll die Feste feiern wie sie fallen, auch wenn es zwei auf einmal sind. Während also am Samstag in Lindenau die ersten Höfe öffnen, empfängt Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche die Teilnehmer der sechsten „Radebeuler Begegnung“ am 18. August, um 11 Uhr vorm Rathaus in Radebeul Ost. Wie all die Jahre zuvor, wird dort gestartet, wo die letzte Begegnung endete. Die erste Etappe ist recht kurz. Die benachbarte Erlebnisbibliothek lädt zum Willkommensimbiss ein und der 1. Bürgermeister Dr. Jörg Müller berichtet vom Baufortschritt im Sanierungsgebiet rund um den künftigen Kulturbahnhof. Unter fachkundiger Leitung des Freizeithistorikers Hans-Georg Staudte begeben sich die Expeditionsteilnehmer danach auf den 7 km langen Weg zum Jubiläumsort. Humorvolle Anekdoten und historische Fakten bieten kurzweilige Information. Das „Museum im Rucksack“ wandert wieder mit und wird längst Vergangenes sichtbar machen. Architektonische Kleinode und Refugien öffnen sich am Wegesrand und eine „Paradiesbergwinzerin“ gewährt Weingenuss und Rast. Noch auf Kötzschenbrodaer Flur werden die Ankömmlinge von den Lindenauern mit Brot, Salz, Wasser, Wein und Gesang begrüßt und zur Gemeindegrenze geleitet. An der Zollstation erfolgt die Übergabe des legendären Staffelstabes. Und wenig später lädt im Friesenhof eine Kaffeetafel zum gegenseitigen Kennenlernen ein. Danach schließt sich ein geführter Rundgang durch Alt-Lindenau an. Und wer dann immer noch über genügend Kondition verfügt, ist herzlich eingeladen zum abendlichen Festprogramm.Weiter geht es in Lindenau aber auch am nächsten Tag mit Frühschoppen, Kinderjahrmarkt, Trödelmarkt , sportlichen Wettkämpfen und Schauvorführungen. Ob jedoch „Erdbeere Lindenau“ die Traditionsmannschaft von „Dynamo Dresden“ besiegen wird, ist noch recht ungewiss.
em>Karin Gerhardt