Ungewöhnliches Kunstprojekt betroffener Frauen als Ausstellung im Radebeuler Krankenhaus eröffnet
Bereits das Ambiente unterscheidet sich ziemlich deutlich von anderen Kunstausstellungen. Denn das Auditorium der Interessenten an dieser Ausstellung im Radebeuler Krankenhaus ist umgeben von einer immensen Fülle von Büstenhaltern. Doch es sind nicht einfach nur Büstenhalter, wie man sie in ähnlich großer Fülle bspw. in einem Fachgeschäft für Damenunterwäsche findet. Die Büstenhalter im Foyer sind gleichzusetzen mit Kunstwerken. Doch nicht nur das; es sind zugleich auch intime Kleidungsstücke, die mittels ihrer jeweiligen Gestaltung eine Botschaft transportieren möchten. Die Botschaft jener Gruppe von Frauen nämlich, die an Brustkrebs erkrankt sind.
„Zeigen Sie Ihre kreative Seite!“ haben die Organisatoren der ungewöhnlichen Aktion ihren Aufruf überschrieben. Die Radebeulerinnen Ursula Oschatz und Annett Thalheim gehören zu diesen Organisatoren. Annett Thalheim ist Inhaberin der Zweithaarpraxis in Radebeul. Ursula Oschatz hat vor etwa eineinhalb Jahren einer Gruppe von an Brustkrebs erkrankten Frauen an ihrem Arbeitsplatz in Dresden – der Orthopädie- und Rehatechnik im Vital-Center an der Fetscherstraße – die Möglichkeit geboten, ihr Leid auf künstlerisch-kreative Art zu verarbeiten. Zum Transporteur der Botschaft aber wählte man das im engsten Sinne mit dem Brustkrebs verwandte weibliche Kleidungsstück aus – den Büstenhalter. Darüber nun kamen die betroffenen Frauen gemeinsam mit den Organisatoren auf die Idee, Büstenhalter künstlerisch kreativ zu gestalten und diese dann in einer gemeinsamen Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der ersten Ausstellung am 21. Oktober 2010 im Dresdner Rathaus, folgte kurze Zeit später eine zweite im Vital-Center. Am 17. Oktober 2012 nun folgte eine dritte Ausstellung im Radebeuler Krankenhaus.
BH’s aller Farben und Formen sind in dieser Ausstellung versammelt. Und sie alle transportieren gemeinsam nur eine einzige Botschaft. Die des Verlustes nämlich. Da ist ein schlichter weißer BH zu sehen, dessen rechtes Körbchen ein lachendes Gesicht zeigt, während das Gesicht auf dem linken Tränen vergießt. Da sieht man einen mit Spitze besetzten BH, dessen linkes Körbchen in allen Farben einer Sommerwiese leuchtet, während aus dem rechten im schockierenden schwarz ein Fragezeichen, eine Uhr und ein Totenkopf drohen. Und noch ein drittes Beispiel sei erwähnt; ein blütenweißer BH trägt auf seinem linken Körbchen das Wort „Danke“, das andere aber verbirgt wohl eine Operationsnarbe. Immer wieder finden sich auf den Büstenhaltern auch Symbole für die Sehnsucht nach Leben schlechthin, wie beispielsweise die Sonnenblume, das Grün der Natur oder auch die Vornamen nahestehender Menschen. Selbstverständlich ist ein Krankenhaus durchaus der richtige Ort für eine solche bildgewaltige Mahnung. Dass inzwischen längst weltweit Aktionen von an Brustkrebs erkrankten Frauen stattfinden ist eine Erkenntnis, die zwar nicht den diesbezüglich erreichten Stand der Medizin widerspiegelt, aber dennoch Mut macht. Die Ausstellung „Zeigen Sie Ihre kreative Seite!“ ist in den kommenden Wochen zu besichtigen.Wolfgang Zimmermann