20. Geburtstag

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Die gute Nachricht zuerst: Es gibt mal wieder was zu feiern in der Stadt: der Verein wird 20 Jahre alt. Er ist in dieser Zeit kontinuierlich gewachsen, und er hat nicht nur über den Bauherrenpreis manche auch heftige Diskussion ausgelöst. Mit dem Tag der offenen Aussicht hat er versucht, für Über-Sicht zu sorgen, mit der Beteiligung am Tag des offenen Denkmals und am Tag des offenen Gartens hat er Einsichten ermöglicht.

Einsichten:
Es war vom ersten Tage an das Ziel, für ein Klima zu sorgen, in welchem Denkmalpflege zur stillen Selbstverständlichkeit werden und sich das neue Bauen ebenso selbstverständlich still in Gegebenes einfügen kann.
Radebeul ist keine Großstadt, es wird auch nie eine werden. Herausragende Architektur kann sich hier also nicht in Türmen manifestieren (wer das sucht, sollte nach New York oder nach Dubai gehen). Hier im Elbtal hat es herrschaftlicher Wille seit Jahrhunderten vermocht, bauliche Maßstäbe aus dem Landschaftscharakter abzuleiten. Wer Akzente setzen wollte und will, war und ist auf innere Qualität verwiesen. Dieses Bewußtsein wieder allgemein werden lassen zu können, war eine der großen Hoffnungen der Anfangsjahre.

Das Wunderbare an dem Verein ist nun, dass es ihn immer noch gibt.
Dass er den Mut hat, angesichts der baulichen Banalität unserer Einkaufsmärkte, angesichts nicht zu bremsender Verdichtung und verloren gehender Maßstäbe immer öffentlich noch vom besonderen Charakter dieser Stadt zu träumen.
Dass er sich um kleine (Heimkehrerstein) und große (Bismarckturm) Einzeldenkmale müht und dabei auch vor größeren Summen nicht zurück schreckt.
Dass er unbeirrt und nicht nur im Vereinsnamen festhält an dem Gedanken der Vereinbarkeit von moderner Bauweise und ererbtem Baubestand, während der Ruf, ja die Forderung nach Lockerung des Denkmalschutzes und Reduzierung der Anzahl der Denkmale immer lauter wird.

Gegen Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei zwischen Winzerstraße und der Straße Am Bornberge ein kleines Wohngebiet neu geschaffen und mit einer Durchgangsstraße erschlossen. Auf Initiative des Vereins erhielt diese Straße den Namen Am Heiteren Blick. Die Namensgebung erfolgte in der Hoffnung, der alte Gasthof könne dann nicht gar so leicht abgerissen werden – ein fataler Irrtum. Immerhin erinnert der Straßenname nun an ein Kulturhaus, das ohne ihn längst aus dem öffentlichen Gedächtnis getilgt wäre. Es ist freilich immer noch möglich, dies von hier aus als Anregung, daß dort mal jemand ein Straßentheaterfest organisiert …

So steht denn eine Einsicht über allen:
Der Verein wird künftig noch mehr Mut, noch mehr Präsenz, noch breitere Unterstützung brauchen, soll das Liebens- und Erhaltenswerte dieser Stadt nicht nach und nach dem seelenlosen Druck des Geldes und den verderblichen Spielereien des Marktes geopfert werden.

Aber erstmal wird gratuliert, denn es gibt ihn ja, den Verein für Denkmalpflege und Neues Bauen Radebeul e.V., und zwar seit 20 Jahren!

Dr. Jens Baumann, Thomas Gerlach

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