Nachdem wir bisher unsere Spaziergänge stets oberhalb der Meißner Straße unternommen haben, möchte ich Sie heute einmal ein Stück entlang der Elbe führen, denn auch das Gebiet steht unter Landschaftsschutz.
Ausgangspunkt soll der Serkowitzer Gasthof sein, den Sie von der Straßenbahnhaltestelle Wasastraße zu Fuß gut erreichen können. Von hier aus gelangen wir nach Alt-Serkowitz, das trotz mancher Veränderung das Bild seiner ursprünglichen Anlage zeigt. Bis 1904 floß noch der Lößnitzbach offen durch die Dorfstraße. Von den Linden vor den Höfen sind leider nur noch wenige erhalten. Der auf dem Dorfplatz stehende Baum erinnert an Zeiten, als sich hier die Einwohner versammelten, wenn wichtige Dinge zu entscheiden waren. An der Biegung der Straße stand die Mühle, sie war die siebente, die der Lößnitzbach an trieb, Das Mühlengut – erstmals 1337 urkundlich genannt – wurde 1860 verkauft und zerteilt. So entstand die Gaststätte „Talmühle“, die jedoch schon lange wieder geschlossen wurde. Der einstige Fischreichtum der Elbe ermöglichte es, daß sich einige Familien davon ernähren konnten. Ihre Häuschen standen nahe der Elbe, der Weg zu ihnen hieß also die „Fischergasse“. Neben anderen fing man Aale, und selbst bis Anfang unseres Jahrhunderts berichten die Zeitungen von guten Ergebnissen des Lachsfangs, z. B. bei Kaditz und Niederwartha. Die Fischer legten dazu Fangplätze an, um hier übernachten zu können.
Bald kommen wir an die Flurgrenze zu Kaditz, die hier etwa von dem Seegraben gebildet wird. Dieser war in der Vorzeit ein Elbarm, der – nördlich um Trachau und Radebeul fließend – bei Serkowitz wieder in den Hauptstrom mündete. In diesem bildeten sich durch Ablagerungen Inseln, die den Lauf des Stromes so veränderten, daß schließlich das Dorf und die alte Poststraße (Kötzschenbrodaer Straße) gefährdet waren. Hochfluten und Eisgang richteten öfter großen Schaden an, spülten Teile des Ufers fort und zwangen die Fuhrleute, von der überspülten Poststraße auf die Felder der Bauern auszuweichen. Mehrfach wurde die Straße verlegt und neu befestigt. So auch 1783, doch die Hochflut von 1784 zerstörte sie erneut. Erst nachdem der Kurfürst im Oktober 1784 wohl verunglückt wäre, hätten ihn nicht 3 Frauen rechtzeitig gewarnt, setzte er eine Kommission ein, die
die Regulierung des Stromes in die Wege leiten sollte. Auf ihre Empfehlung wurde das mittlere Strombett verbreitert und vertieft, und danach durch Dammbauten der Strom in dieses gezwungen, um die beiden Nebenarme trocken zu legen. Es Wurden dadurch etwa 18 Hektar Land gewonnen, von dem die Serkowitzer Bauern um 1816 einen Teil als Entschädigung für das abgerissene Land und für die Verlegung der Poststraße auf ihre Felder erhielten. In den Jahren 1786 bis 1789 errichtete man auch den Hochwasserschutzdamm von Serkowitz bis Kötzschenbroda und baute als neue Poststraße die Strecke von Mickten über Trachau aus. – Wo die Straße „Am Seegraben“ beginnt, biegen wir rechts ab, um zur Gohliser Fähre zu gelangen, die seit Jahrhunderten unsere Dörfer mit denen der anderen Elbseite verband. Das Fährrecht lag auf dem Grundstück Cat.Nr. 12 und stand seit dem 15. Jh. der Familie Hertzschuch zu, bis es 1738 verpachtet Wurde. Zu ihren Rechten gehörte auch der Transport des Getreides der durch Mahlzwang in die Gohliser Schiffsmühle verpflichteten Bauern von Radebeul und Serkowitz. Wer möchte, kann sich auch heute übersetzen lassen um der Gohliser Windmühle einen Besuch abzustatten. Anfang des vorigen Jahrhunderts errichtete man an Stelle der abgebrannten Bockwindmühle eine sogen. Holländermühle. 1955 übergab man sie nach Restaurierung als Technisches Denkmal an die Gemeinde Gohlis. Leider ist sie nicht als solches erhalten worden. Unser Weg geht nun auf dem schmalen Wiesenpfad elbaufwärts. Weit breitet sich vor uns das Land mit Wiesen, Bergen des anderen Elbufers und in der Ferne Dresden aus. Schließlich nähern wir uns dem alten Kaditz, das längst nach Dresden eingemeindet wurde, und haben bald die weithin sichtbare Kaditzer Kirche vor uns. Links abbiegend, gehen wir gerade auf sie zu und betreten den schön angelegten Kirchhof. Vor der Reformation – sie gehört zu den ältesten Kirchen im Elbtal – war sie Filiale der Kötzschenbrodaer Kirche. In den Jahren 1671 bis 1703 wurde sie erneuert, später verschiedentlich verändert. Doch Zeuge all der Jahrhunderte ist die Linde, die am Eingang steht. Sie ist wohl so alt wie die Kirche. Sie soll im Umfang größer als die in Augustusburg gewesen sein. „In ihrem Innern war sie hohl, so daß man sich bequem darin aufhalten konnte“ und „sie wuchs im inneren weiter“, berichtet um 1839 ein Zeitgenosse. Heute ist ihr Stamm nicht mehr vollständig, aber er trägt noch eine mächtige Krone. Wir verlassen den Kirchhof und kommen in das unter Denkmalschutz gestellte alte Kaditz. Besonders beachtenswert ist das Haus Nr. 23b, das noch die einst an vielen Häusern übliche Oberlaube besitzt. Nach dem Dorfrundgang können wir im Gasthof eine Rast einlegen, bevor wir auf der Serkowitzer Straße den Rückweg antreten. Ein Gang über den Emmaus-Friedhof ist auch lohnend. Dann aber folgen wir der Straße, die uns zurück nach Serkowitz fuhrt.
Liselotte Schließer