Architekt Albert Patitz zum Hundertsten

Am 24. Mai 1906 wurde Albert Patitz geboren – am 6. August 1978 starb er in Radebeul. Sein Grabmal befindet sich auf dem Friedhof der Lutherkirchgemeinde in Radebeul-Ost. Wir erinnern an den Architekten, weil auf seine Entwürfe viele Wohnhäuser der 30-er, aber auch der 50-er Jahre in Radebeul, vor allem im Ortsteil Oberlößnitz, zurückgehen. Als Architekt war er ein Vertreter zwischen Tradition und Moderne. Von den etwa zur gleichen Zeit in Radebeul tätigen Architektenkollegen – Max Czopka und Dr. Alfred Tischer – ist Patitz derjenige mit der „ausgeprägtesten Handschrift“. Vor allem sind es die jeweils individuell gestalteten Eingangsbereiche, an denen man seine Häuser erkennt, wie ein Bildbeispiel der Sachsenstraße 7 zeigen soll. Da die Patitz-Wohnhäuser für meist begüterte Radebeuler Bürger über das gesamte Stadtbild verstreut stehen, fügen sich hier, anders als bei Czopka, die Häuser zu keiner eigenen Städteplanung zu­sammen, jedoch kann man immer eine sehr gute Einfügung in das bestehende Stadtbild feststellen. Dazu trägt der entfernt an Radebeuler Winzerhäuser erinnernde, zweigeschossige, verputzte Baukörper mit hohem, ziegelgedecktem Walmdach wesentlich bei.
Albert Patitz hatte sein Entwurfsbüro, zeitweilig mit Karl Lötzsch, in der heutigen Eduard-Bilz-Straße 9 (kein Patitz-Bau). Außer guter Zusammenarbeit mit verschiedenen Handwerkern, wie z. B. Kunstschmieden, fand ich besonders interessant, dass Patitz auch Sgraffito-Arbeiten mit dem Dresdner Künstler Hermann Glöckner, wie die Sonnenuhr am Hause Bodelschwinghstraße 10 beweist, realisierte. Eine ganze andere Bauaufgabe löste Patitz für den Einbau der Stadtbibliothek in das ältere Mehrfamilienhaus Sidonienstraß 5 – hier sind die Spuren seines Wirkens durch Leerstand seit einigen Jahren leider fast verwischt.
Sein Wirkungskreis er­streckte sich auch über Radebeul hinaus. Durchaus größere städteplanerische Ideen verwirklichte Patitz nach dem zweiten Weltkrieg in Dresden (Nürnberger Ei) und in der Stadt Riesa.
Ulrich Patitz, der ältere Sohn von Albert Patitz, schrieb in „Vorschau und Rück­blick“ um 1960 einige Beiträge zum damaligen Radebeuler Kulturleben – gereiftere Vorschau-Leser können sich vielleicht daran erinnern. Ich habe den jüngeren Sohn Lutz Patitz, Architekt in Frankfurt/Oder, gewinnen können, etwas mehr zur Biografie des Vaters und zu seinen Bauaufgaben für uns aufzuschreiben. Diesen vertiefenden Artikel möchte ich für das Juniheft, vielleicht auch das Juliheft von „Vorschau und Rückblick“ ankündigen und unsere Leser schon ein wenig neugierig machen.

Dietrich Lohse

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