Gut, dass Journalisten so neugierig sind, sonst wäre dieses Buch nie entstanden. Als Kathrin Krüger-Mlaouhia, Redakteurin bei der Sächsischen Zeitung in Großenhain, in einem Stadtkalender ihres Wohnortes einen kurzen Hinweis auf einen Freimaurerklub von 1857 entdeckte, war ihre Neugier geweckt. Sie wollte mehr über das geheime Leben der Freimaurer erfahren, fand aber nur wenige Hinweise in den Bibliotheken und Archiven der Region, nicht mal in der Unibibliothek Dresden. Ihre Recherche führte sie über bis Merseburg bis nach Berlin, zum Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.
Die Freimaurer waren ein Männer-Geheimbund, »über 70 Jahre blieben sie quasi unentdeckt«, schreibt die Autorin im Vorwort, denn unter den Nazis wurden sie 1935 zwangsaufgelöst und verfolgt. Ziel der Freimaurer, die sich in örtlichen Clubs und Logen organisierten, war die Vervollkommnung des Menschen. Weisheit, Stärke und Schönheit galten als die drei fundamentalen Säulen. Sichtbar wird das Anliegen durch die Werkzeuge der Steinmetze – die zugleich Symbole waren: Wasserwaage (Gerechtigkeit), Hammer (Arbeiten an der Vervollkommnung), Zirkel (ordnenden Kraft) und Winkeldreieck. Konflikte sollten vermieden, Menschlichkeit und Toleranz gelebt werden. Da die Mitglieder der Geheimbünde meist wohlhabende Handwerker, Unternehmer und Lehrer waren, spendeten sie beträchtliche Summen an Bedürftige.
Die Logen in Sachsen hatten so blumige Namen wie »Zum goldenen Apfel« Dresden oder »zur Akazie« in Meißen oder »Minerva zu den drei Palmen« in Leipzig, wobei die Pflanzen natürlich auch wieder symbolische Bedeutung hatten. All dies, ihre Geschichte und ihre Rituale und sind in dem Buch ausführlich und reich bebildert dargestellt.
Wer wissen will, wer im Elbland zu den Freimaurern gehörte, wird ebenfalls in dem Buch fündig. Denn nicht nur Prominente wie Lessing, Goethe und Mozart waren bekennende Freimaurer, sondern auch Otto Baer (Farbenfabrikbesitzer aus Dresden), Max Barbe (Geheimer Hofrat aus Niederlößnitz) und Alfred Bergmann (Fabrikbesitzer aus Radebeul). Manchen Mitbürgern werden vielleicht auch folgende Radebeuler Namen geläufig sein: Max Brösel (Kunstmaler), Johannes Eisold (Baumeister), Hermann Flade (Lehrer). Insgesamt enthält die Liste der Mitglieder aus unserer Region 77 Persönlichkeiten.
Heute soll es nach Informationen der Autorin deutschlandweit noch 14.000 Freimaurer geben, denn nach der Wende haben sich die Logen zum Teil wieder gegründet. In Berlin sind die meisten aktiv, aber es gibt auch Hinweise die in Radebeul sichtbar werden. So zum Beispiel an dem Mühlsteinbrunnen zwischen den Landesbühnen und dem »Weißen Ross«, den die Dresdner Freimaurerstiftung im Jahr 2008 errichten ließ.
»Die Logen. Verschwiegene Gesellschaften mit offenem Herzen. Freimaurer im Elbland 1800 bis 1935« – dieses informative, 200 Seiten starke Sachbuch von Kathrin Krüger-Mlaouhia erschien im »activ Verlag« in Großenhain, enthält zahlreiche Abbildungen auch in Farbe sowie Tafeln/ Tabellen und kostet 14,50 €. Man bekommt es über den Verlag (www.activ-verlag.de) oder in der Buchhandlung Thalia, oder in der Buchhandlung Sauermann, im SZ-Treffpunkt Bahnhofsstraße, im Stadtarchiv Gohliser Straße bzw. in der Touristinformation.
Karin Funke
[V&R 1/2010, S. 6f.]