Torbögen an Radebeuler Bauernhöfen

Da ich im Februarheft 2010 ausführlich die Kaditzer Torbögen beschrieben hatte, bin ich wohl auch eine Auskunft zu den entsprechenden, in den Dorfkernen von Radebeul noch vorhandenen Bögen schuldig – wer A sagt, muss auch B sagen! Radebeul hat mit insgesamt neun solcher Toranlagen (acht davon historisch) zwar mehr als Kaditz (4), aber die verteilen sich auf vier der dörflichen Ursprungsgemeinden unserer Stadt. Im innerstädtischen Vergleich liegt Naundorf mit drei Torbögen vorn. Grundsätzliches zu Historie und Zweck dieser großen Tore war bereits dem Beitrag über Kaditz vorangestellt. Die folgende kurze Bestandsaufnahme in Text und Bild ist wiederum mit dem Wunsch verbunden, dass die noch vorhandenen historischen Torbögen auch in Zukunft erhalten bleiben mögen. Für Hinweise auf eventuell übersehene Tore wäre ich dankbar.

Altzitzschewig 3 (D. Lohse)

Altzitzschewig 3. In einer verputzten, etwa vier Meter hohen Mauer befindet sich ein nahezu im Halbrund ausgebildeter Bogen; der Sandstein ist nur im Schlussstein, der Bogenlaibung, den zwei Steinen, die den Bogenansatz markieren, und im Prellstein (früher waren es sicher zwei) sichtbar. Das schlichte, braune Brettertor hat eine integrierte Pforte. Der Schlussstein lässt die Initialen J.G.C. und die Jahreszahl 1824 erkennen. Die Spuren einer zweiten, wohl älteren Inschrift sind noch zu erahnen, aber nicht mehr lesbar. Der Zustand des Tores ist befriedigend.

Altzitzschewig 10 (D. Lohse)

Altzitzschewig 10. Die in drei Höhen gestaffelte Mauer, die Tor und Pforte aufweist, besteht an den Kanten aus Sandsteinquadern und Syenit-Bruchstein in den Flächen. Die Mörtelfugen sind flächig und unregelmäßig breit angelegt, so dass insgesamt ein rustikaler Eindruck entsteht. Zum Alter von Mauer und Tor gibt es hier keine Hinweise, es existiert auch kein Schlussstein. Die Maueroberfläche ist pultdachartig zum Hof hin geneigt. Der Zustand ist gut.

Altnaundorf 29 (D. Lohse)

Altnaundorf 29. Hierbei handelt es sich sicherlich um den interessantesten der Radebeuler Bögen. Die verputzte, nach innen entwässernde Schildmauer zeigt einen in Front und Laibung sichtbaren, halbrunden Sandsteinbogen mit der Jahreszahl 1597 (die Buchstaben sind durch Verwitterung unleserlich). Die Bogen- und Flankensteine sind ab etwa ein Meter Höhe innen und außen mit einer für das Baualter typischen Phase versehen. Das dreiviertelhohe Holztor mit integriertem Schlupftor hat einen geraden Abschluss mit Lattenwerk in Form von Sonnenstrahlen darüber. Beide Prellsteine sind hier noch vorhanden; die Sandsteinverblendung im Spritzwasserbereich ist offensichtlich neueren Datums. Der Zustand ist insgesamt gut.

Altnaundorf 31 (D. Lohse)

Altnaundorf 31. Das an das Auszugshaus anschließende grüne Holztor mit integrierter Pforte hat keinen Bogen. Links vom Tor steht vor dem Haupthaus ein kräftiger, gemauerter und verputzter Pfeiler. Zwischen Pfeiler und Auszugshaus spannt sich eine schmale, nach innen und außen abfallende und einseitig abgewalmte Dachkonstruktion mit Biberschwanzziegeln. Prellsteine sind noch erkennbar. Der Zustand des Tores ist schlecht, jedoch ist der der leer stehenden Gebäude noch schlechter!

Altnaundorf 32 (D. Lohse)

Altnaundorf 32. Die etwa vier Meter hohe, verputzte Schildmauer verbindet Haupt- und Auszugshaus. Die Mauer entwässert nach innen und zeigt, ähnlich wie bei Altzitzschewig 3, Sandsteine als Schlussstein, am Bogenansatz des Korbbogens und bei den Prellsteinen. Im Schlussstein erkennen wir unter einer simsartigen Verdachung das Monogramm M.M. und No. 50, eine ältere Hofbezeichnung, jedoch keine Jahreszahl. Der bauliche Zustand ist gut.

Kötitzer Straße 11 (D. Lohse)

Kötitzer Straße 11 (Kötzschenbroda). Der relativ kleine Torbogen und die anschließenden Mauern sind ganz aus steinsichtigen Sandsteinquadern aufgemauert, wobei die Torpfeiler leicht vor die Mauerflucht gestellt wurden. Der auch im oberen Abschluss geschwungene Bogen ist beidseitig mit Biberschwanzziegeln belegt, das grüne Tor aus senkrechten Brettern gebildet. Die daneben am Haus eingelassene Schrifttafel »Pilgers Ruh« mit den Initialen A.R. und der Jahreszahl 1862 hat keinen Bezug zum Tor, das wohl jünger ist. Der Zustand ist gut.

Altkötzschenbroda 26 (D. Lohse)

Altkötzschenbroda 26. Diese Toranlage in Sandstein gibt sich in Art, Form, Größe und Inschrift (F.K. 2007) als völliger Neubau zu erkennen. Tor und Pforte werden mit kräftigen, grün gestrichenen Latten geschlossen, wobei beide allerdings wegen der in Haus und Hof befindlichen Gaststätte meist offen stehen. Die historische, der jetzigen nicht gleichende Toranlage war schon lange verschwunden.

Neue Straße 23 (D. Lohse)

Neue Straße 23 (Kötzschenbroda). Die schräg zur Straße stehende Schildmauer hat eine fast halbrunde Bogenöffnung mit stark verwittertem Schlussstein, der keine Information über Alter und Bauherrn mehr preisgibt. Das zweiflüglige, den Bogen abschließende Brettertor hat ein mittig angeordnetes Schlupftor mit Segmentbogenabschluss. Beide Prellsteine sind noch vorhanden. Der Zustand muss hier als schlecht erkannt werden. Zwei das Tor flankierende Bäume wurden in jüngerer Zeit als Ersatz für ältere, eingegangene Bäume gepflanzt.

Altwahnsdorf 63 (D. Lohse)

Altwahnsdorf 63. Den großen Bauernhof schließt straßenseitig eine etwa drei Meter hohe Mauer ab, in die die Pforte integriert wurde. Über dem großen Torbogen ist die Mauer reichlich vier Meter hoch, sie entwässert nach innen. Ein wohl erneuerter Schlussstein weist die Initialen I.G.R. und 1769 aus. Tor und Pforte sind ganz durch halbrunde, braune Brettertore geschlossen. Der bauliche Zustand ist gut.

Dietrich Lohse

[V&R 11/2010, S. 3-5]

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