Editorial Januarheft

„Pont Neuf“ in Radebeul! Seit dem 12. Dezember sind die Ortsteile Niederwartha und Radebeul-Kötzschenbroda wieder für den Autoverkehr verbunden. Die Elbquerung, die sprichwörtlich am letzten Kriegstag 1945, vor nunmehr 66 Jahren, von deutschen Truppen gesprengt worden war, sollte einst das Unvermeidliche wohl noch verhindern: die Kapitulation. Nach Baubeginn 2006 und ihrer Fertigstellung 2008 fehlte es jahrelang allein an den beidseitigen Anschlussstellen, was in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mancher Kritik wie Komik entbehrte.

Schätzen wir uns also glücklich über die erste sogenannte Schrägseilbrücke Sachsens. Nicht ohne Selbstbewusstsein markiert der y-förmige Pylon mit einer Höhe von über 77m einen unübersehbaren Fixpunkt in der Silhouette des umliegenden Elbtals. Als einzige Querung zwischen Dresden und Meißen hat der Bau durchaus seine Berechtigung. Doch wie es mit Verkehrsprojekten eben so ist: Des einen Freud, des anderen Leid. Vielen Elbpendlern wird der Bau ein Segen sein. Anlieger dürften dies im Hinblick auf das steil steigende Verkehrsaufkommen unter Umständen anders sehen. Warum es bei dem wohl zukunftsweisenden Bauwerk aber an einem Radweg fehlt und so eine derartige Nutzung gar per Verbotsschild untersagt ist, wird manchem Brücken- und Radfreund ein Rätsel bleiben. Da nützt zur feierlichen Einweihung gar die Präsenz des Bundesverteidigungsministers kaum etwas. Immerhin gibt aber noch den holprigen Steg an der angrenzenden Eisenbahnbrücke.

Aber alles in allem sind doch die meisten, fast unvermeidbaren Querelen im Schatten des weit umfangreicheren Brückenbaus einige Kilometer elbaufwärts weitgehend untergegangen, auf dessen Ausgang und Folgen man noch gespannt sein darf.

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