Ja, 90. Geburtstag ist nicht 100. und Herr Sauermann sagte mir, ich solle bitte nicht so dick auftragen, aber ich denke, es lohnt sich schon, die wechselvolle Geschichte dieses Familienunternehmens kurz darzustellen.
Es begann am 1. Januar 1922 als Herr Heinrich Sauermann eine Verlagsbuchhandlung für Landwirtschaft und Gartenbau eröffnete, sicherlich kein leichtes Unterfangen, denn da begann in Deutschland gerade die Inflation. Das war aber nicht in Kötzschenbroda sondern in Leipzig-Eutritzsch. 1928 erfolgte dann der Umzug nach Radebeul, genauer gesagt nach Niederlößnitz, Winzerstraße 55. Die vorwiegend gärtnerische Ausrichtung der Buchinhalte passte gut zum Elbtal mit Meißen, Radebeul und Pillnitz. Es war aber zunächst kein Laden, sondern eine Niederlassung im Wohnhaus der Familie. Dieser Charakter änderte sich erst im Jahre 1956 mit dem Umzug eines Teiles des Geschäftes in einen Laden in der heutigen Meißner Straße 266, wo sich Heinrich Sauermann eingemietet hatte. So erinnere ich mich, dass man in dem kleinen Laden u.a. die begehrten Wustmann-Bücher aus dem Radebeuler Neumann Verlag, den es heute in Radebeul nicht mehr gibt, erhalten konnte. 1961 starb Heinrich Sauermann und sein Sohn Gottfried übernahm das Geschäft. Er konnte jetzt das Angebot allmählich erweitern – Kunstbände, Reiseliteratur und Belletristik standen nun neben der Gartenliteratur. Einschneidend mag die fast flächendeckende Verstaatlichung von Handwerk und Gewerbe in den 70er Jahren gewesen sein und Gottfried Sauermann musste sich dem Druck beugen: ab 1974 war er nun Leiter der Kommissionshandlung des Volksbuchhandels. Er und seine Frau konnten aber bald nach der Wende das Geschäft wieder privatisieren. Mit dem Umzug 1991 in das inzwischen Sauermanns gehörende Nachbarhaus Meißner Straße 264 wurde das Geschäft deutlich vergrößert. Bei Sauermanns wurde man als Kunde immer gut beraten, auch von den fachlich gut informierten und freundlichen Angestellten. Im Erdgeschoss finden wir das volle Sortiment aktueller Bücher einschließlich Kalender, Kunstkarten und Landkarten. Eine Etage höher kommt der Besucher ins Buchantiquariat und im ausgebauten Keller werden Weine vorwiegend aus der Region angeboten. Im Keller finden in größeren Abständen auch Lesungen und Vorträge* statt. Da Gottfried und Inge Sauermann inzwischen im Rentenalter sind, wurde das Geschäft am 1. Juli 2008 an die Tochter Ute Sauermann übergeben. Herr und Frau Sauermann sind aber gelegentlich noch helfend im Laden anzutreffen. „Last, but not least“ gehören Sauermanns zu unseren treuesten Werbefirmen in Vorschau & Rückblick und wir dürfen unser Heft da auslegen – Dank auch dafür. Im Jahr des 90. Geburtstages der Buchhandlung Sauermann können wir feststellen, dass das Familienunternehmen über drei Generationen einen erkennbaren Aufschwung genommen und an Publikumsnähe gewonnen hat, ja, eigentlich auch ein Brennpunkt des kulturellen Lebens in Radebeul geworden ist. Wir gratulieren und wünschen Familie Sauermann weiterhin gutes Gelingen und wirtschaftlichen Erfolg für die nächsten zehn Jahre, also bis zum 100!-
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Ein Kommentar
Die Buchhandlung gibt Menschen einen schönen geschützen Ort zum untertauchen vorallen in dieser schweren zeiten, ich kann es nur weiterempfelen