„There’s No Business…!“

Neujahrskonzert der Landesbühnen Sachsen stimmte im Theater Meißen auf das Jahr 2012 ein

So unverbindlich wie der Titel, erwies sich auch die Programmfolge des Neujahrskonzerts der Landesbühnen Sachsen zum Auftakt des Jahres 2012. Man überschrieb nämlich das Programm einfach mit den zwei Worten „Musikalische Spielereien…“ und zählte dazu noch ein paar der darin vertretenen Komponisten auf – „There’s No Business“ eben. Oder auch „Alles wie gehabt!“ Nur würde das so ja überhaupt nicht stimmen. Denn 2012 wird doch vor allem geschicktes Business gefragt sein werden. Moderator und Sänger Michael König brachte dazu nicht nur in der Absage eine gehörige Portion Kritik unter; vor allem an der Finanzwirtschaft der EU. Ansonsten wandelten Orchester und Solisten zwar in vorbildlicher musikalischer, gesanglicher und auch darstellerischer Qualität durch das etwa zweistündige Programm im Theater Meißen; der tiefer gehende Biss aber fehlte. Dabei haben sich in den letzten Wochen doch gerade im Musiktheaterbereich der Landesbühnen Sachsen allerhand Probleme aufgetürmt. Als da sind; Orchesterfusion, GmbH Gründung, tief greifende Kosten- und Personaleinsparungen etc. Eigentlich also alles andere als „musikalische Spielereien“; doch vielleicht ist dieser Begriff gerade deshalb so zutreffend. Erstmals aber fand die Premiere des Neujahrskonzerts im Theater Meißen statt und der gute Besuch bricht zudem eine Lanze für das Meißner Publikum.

Die „musikalischen Spielereien“ selbst waren weit gestreut und reichten von der „Classical Jukebox“ Leroy Andersons über Ennio Morricones unverwüstliche Filmmusik „Man with Harmonica“ bis hin zu Georg Kreislers bitterbösem Chanson „Als der Zirkus in Flammen stand“ (Nomen est Omen). Außerdem standen Komponisten wie Jacques Offenbach („Nehm’se nen Alten“); Emmerich Kálmán („Die Zirkusprinzessin“), Johann Strauß („Der Zigeunerbaron“) oder Friedrich Hollaender („Die Kleptomanin“) Pate.

Und: Eine Riege von erstklassigen Solisten hatte sich dafür eingefunden, all diese Musik stimmlich wie auch szenisch umzusetzen bzw. auszugestalten.

Die Sopranistin Anna Erxleben mit sprühendem Temperament

Konzertmeister Hans Peter Preu hatte sein etwa sechzigköpfiges Orchester dafür bestens im Griff und steuerte dem Programm auch drei Eigenkompositionen bei, die mit der „Winnetou-Rhapsodie“ (als möglichen Hinweis auf den 100. Todestag Karl Mays im Jahr 2012), dem „Skat Terzett“ (mit den drei Skatspielern Andreas Petzold. Michael König und Kay Frenzel) als Uraufführung und dem originellen Hund und Herrchen Duett „Wir wollen doch nur spielen“ (gesungen von Andreas Petzold und Michael König) zu echten Höhepunkten des Programms mutierten. Dass Michael König sich neben seinem rhetorischen Talent und seinen gesanglichen Fähigkeiten auch noch als wunderbarer Mundharmonikaspieler entpuppte, rundete den musikalischen Reigen zusätzlich ab. Und natürlich dürfen in der Aufzählung die Altistin Silke Richter und die Sopranistin Anna Erxleben nicht fehlen. Beide zusammen schafften sie sich am witzigen Friedrich Hollaender Chanson „Nehm’se nen Alten“. Silke Richter bot zudem eine wunderbare „Kleptomanin“ Wie auch Anna Erxleben u.a. ihre schöne Sopranstimme an der Seite von Michael König im „Fliegenduett“ aus Jacques Offenbachs Operette erklingen ließ. Nicht zuletzt sollte unbedingt das Talent von Andreas Petzoldt für das komische Fach erwähnt werden. Er brach auf unnachahmliche Art „die Herzen der stolzesten Frau’n“ und war auch ein unverwüstlicher „Theodor im Fußballtor“.

Die Melodie „Nun, was soll’s?“ aus Leonard Bernsteins Musical „Candide“ stand nicht von ungefähr am Ende des Programms. Mit der stimmlichen Kraft der fünf Sängerinnen und Sänger formte sich zugleich eine trotzige Haltung gegenüber einer ungewissen politischen Zukunft des Kontinents Europa bzw. der Welt. Auch solcherart Emotionen lassen sich erstaunlicherweise über die Musik bestens transportieren.

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