Radebeul ist schneebedeckt. Verträumt und malerisch liegt Schloss Hoflößnitz am Fuße des „Goldenen Wagen“. Die Winzerarbeiten ruhen weitgehend. Nur hier und da ist das typische Schnappen der Rebscheren zu vernehmen, das die Stöcke auf das kommende Weinjahr einstimmt. In tiefen Kellern harrt die eingefahrene Kelter ihrer baldigen Abfüllung.
Das aufstrebende Weingut hat mit der Wiederbelebung des historischen „Winzerumzugs“ in den letzten beiden Herbsten große Aufmerksamkeit erlangt. Ein „Event“ von großer augenblicklicher Strahlkraft für ein breites Publikum. Überhaupt scheinen Veranstaltungen mit kommerziellem Charakter an diesem Ort an Bedeutung zu gewinnen. Dies ist nur natürlich, wenn man an die fragile Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaftlichen Unternehmens denkt.
Beim kulturell interessierten Betrachter keimt in diesem Zusammenhang jedoch leise die Frage auf, welche Bedeutung und vor allem welche Perspektive dem angeschlossenen Weinbaumuseum in den kommenden Jahren im Gesamtgefüge zukommt. Unter der neuen Museumsleitung sind mit »Erinnerung und Verantwortung. Sächsischer Weinbau im Nationalsozialismus.« und »850 Jahre Weinbau im Elbtal« bisher zwei durchaus bemerkenswerte Sonderausstellungen entstanden. Seit geraumer Zeit sind museumseigene Aktivitäten jedoch ein Stück weit verstummt. Selbst längerfristige Konzeptionen für das laufende Jahr sind auf der Webseite des Hauses nicht in Erfahrung zu bringen.
Es ist zu wünschen, dass neben den zu erwartenden steigenden Erträgen der großflächig aufgerebten Weinberge, auch der Museumskultur längerfristig noch zu so mancher Blüte verholfen werden kann.
Sascha Graedtke