Zum Titelbild Juli 2011
An dem stark gegliederten Gebäude mit öffentlichem Charakter, Wilhelm-Eichler-Straße 13, treten uns unter der Traufe vier scheinbar gleiche, ernst, ja geradezu mystisch dreinblickende Männergesichter entgegen. Das hängt ganz sicher mit der ursprünglichen Nutzung des 1908-10 errichteten Gebäudes als Amtsgericht für Kötzschenbroda zusammen – streng aber gerecht! Man kann nur hoffen, dass sich die heute hier ein- und ausgehenden kleineren Kinder der evangelischen Grundschule von diesen Köpfen nicht gar zu sehr beeindrucken lassen.
Amtsgericht war der Bau von 1910 bis 1952, danach zog eine Fachschule für Polizeianwär-ter (MdI) ein, die bis 1991 bestand. Es folgten die Nutzungen: Sächs. Landesjuristenschule bis 1997, ab 1998 Außenstelle der Stadtverwaltung Radebeul (u.a. das Sozialamt) und bis heute schließlich die o.g. Grundschule.
Entworfen hat das Amtsgericht der Dresdner Architekt Heinrich Tscharmann (1859-1932), der u.a. in Partnerschaft den Monumentalbau der Sächs. Staatskanzlei in Dresden am Carolaplatz bearbeitete. Welcher Künstler die großen, bärtigen Köpfe mit je zwei Raben, Krakenarmen, Muscheln und Blattwerk (noch dem Jugendstil zuzuordnen) in Sandstein geschaffen hat, wissen wir leider nicht. Diese vier Köpfe unterscheiden sich erst auf den zweiten Blick, so in der Haltung der Raben oder im unteren Schmuckwerk. Eine Deutung als Wotansköpfe der Sagenwelt, bzw. aus Wagneropern ist insbesondere durch die flankie-renden Raben denkbar.
Dietrich Lohse