Eine Nachlese zum Karl-May-Fest
Ich habe Winnetou getroffen. In echt. Er stand da so rum und ich habe ihn gleich erkannt. An den Haaren und an den Sachen. Papa hat den Winnetou gefragt, ob er ein Foto machen darf. Und da stand ich nun so neben Winnetou. Der hatte sich hingehockt. Da waren wir ungefähr gleich groß. Irgendwie sah er aber doch anders aus als auf dem Poster zu Hause. Komisch war, dass Papa den Winnetou mit Herr Schützenhofer angeredet hat. Wieso hat Winnetou zwei Namen? –
Die zwei doofen Diebe sahen böse aus. Zum Glück waren sie eingesperrt. Der eine hatte ganz schwarze Zähne. Er muss mal zum Zahnarzt gehen. Blöd war, dass die gespuckt haben. Durch die Gitterstäbe durch! Das darf man eigentlich gar nicht machen. Spucken ist verboten, sagen die Erzieher. –
Ein Indianer ist auf zwei Pferden geritten. Nicht gleichzeitig. Nacheinander. Auf dem einen hat er gesessen und ist an mir vorbeigaloppiert. Echter Hartgalopp. So was habe ich auch schon mal gemacht, glaube ich. Aber der Indianer konnte noch mehr. Er hat Messer weggeworfen. Die steckten dann alle neben einer Indianerin in einer Holzwand. Wozu ist das bloß gut? Meine große Schwester hat gesagt, dass die das früher so gemacht haben, wenn sie Langeweile hatten. Wenn ich Langeweile habe werfe ich lieber keine Messer. Sonst kriege ich keine Kaugummis mehr. –
Woanders hat ein Cowboy gesagt, dass wir uns ganz doll die Ohren zuhalten sollen. Ich habe also meine Ohren ganz doll zugehalten. Ich habe dann aber gar nicht mehr verstanden was er gesagt hat. Dann hat’s so doll geknallt wie eine Rakete! Rauch kam auch. Viele Männer sind in eine Bank gerannt. Das waren alles die Räuber. Dann kam der Sheriff. Zum Glück ist der ganz stark. Ich habe dann noch einen Mann gesehen, der wurde weggetragen. Der konnte nicht mehr laufen. Er hatte die Augen zu. Bestimmt war das ein Böser. –
Blöderweise wollte Papa mir keine große Pisti kaufen. Andere Jungs haben auch eine ganz große gehabt. Das ist gemein! Ich habe nur ein Plastemesser und eine kleine Pisti. Meine Schwestern sagen, ich brauche keine neue Pisti. Aber der Gustav hat auch eine! Und der Moritz! Männo! –
Dauernd hat Papa Leute getroffen. Dann mussten wir immer stehen bleiben. Das war langweilig. Überhaupt waren viele Menschen dort. Was wollten die alle da? Manche waren gar nicht verkleidet. Ich war ein richtiger Cowboy! Nächstes Jahr möchte ich aber lieber ein Indianer sein. Oma kauft mir bestimmt wieder ein Kostüm. Oder Mama. –
Jetzt stehe ich hier so rum und weiß nicht was ich machen soll. Lesen kann ich noch nicht. Und schreiben auch nicht. Papa will wissen, ob mir der Tag gefallen hat. Na klar! Aber jetzt will ich ein Eis.
BK