Zeichen zwischen Kunst und Kommerz

Bei Spaziergängen in Radebeul fand ich eine Reihe von plastischen Zeichen an Fassaden, die beim genaueren Hinschauen – manchmal wäre ein Fernglas vonnöten, ich hatte mir ein 300er Teleobjektiv geborgt – Produkte oder Werkzeuge in Medaillons und anderen Formen zeigen. Es sind Zeitzeugen, etwa 50 bis 150 Jahre alte Werbeanlagen, deren Sinn sich uns nicht sofort erschließt. Auch ich habe erst durch Sucharbeit den tieferen Sinn der Zeichen und welche Namen dahinter stecken herausgefunden, denn in den meisten Fällen ist das betroffene Handwerk oder die Industrie längst erloschen. Einige der Zeichen sind an den Fassaden wohl nur vergessen worden abzunehmen, als die Produktion endete. Nun geben sie uns, wenn wir sie erkennen, Rätsel auf. In ein paar Fällen, so am »Paulsberg« und anderen Denkmalobjekten, erinnere ich mich, den Erhalt der Zeichen angeregt oder auch gefordert zu haben, denn manche sind samt der Rahmung durchaus auch schön anzuschauen. An Handwerk erinnernde Zeichen fand ich auch bei Wetterfahnen unserer Stadt, doch diese sollten vielleicht Gegenstand eines späteren Artikels sein. Erfreuen Sie sich an der Gruppe von Bildern in diesem Heft oder, besser noch, machen Sie einen herbstlichen Spaziergang daraus!
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Meißner Straße 248:
An der Stelle hatte das Baugeschäft von Moritz und Alfred Große seinen Sitz. Das Zeichen im Giebeldreieck, wir erkennen Zirkel und Zeichendreieck, ist stark verwittert und stammt von ca.1870. Heute werden hier Rasenmäher und andere Gartenmaschinen verkauft.
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August-Bebel-Str. 20:
In dem Wohnhaus von 1895 war für kurze Zeit im Anbau die Gaststätte »Lößnitzschlößchen«. Über dem ehem. Eingang zur Gaststätte sehen wir den Adler des deutschen Kaiserreichs, der so oder ähnlich u.a. die damaligen Postämter zierte. Hier war aber nie ein Postamt – also ein Rätsel, das bisher nicht gelöst werden konnte.
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Gartenstraße 48:
Ein schönes Jugendstilmedaillon zeigt uns u.a. Zirkel, Zimmermannsaxt und einen Winkelmesser. Um 1908 ließ der Zimmermeister Paul Gärtner das Haus errichten und betrieb in einem nicht mehr existierenden Seitengebäude sein Gewerbe.
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Meißner Straße 35:
Das um 1910 erbaute Laboratoriumsgebäude der damaligen chemischen Fabrik von Heyden (später als AWD bekannt, jetzt Leerstand) zeigt uns über dem ehem. Haupteingang, gesäumt von verschiedenem zeittypischen Zierrat, eine Destillationsanlage, also ein Produkktionsmittel, das damals so aussah.
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Ledenweg 2:
In dieser repräsentativen Villa von 1916 (das war mitten im Krieg!) wohnte der Unternehmer Dr. Ing. Johannes Wilhelm Hofmann, dessen Werk in der Fabrikstraße Hochspannungs-Armaturen herstellte. Die Hand mit drei Blitzen im Giebeldreieck will uns anzeigen, dass man da sicher mit Starkstrom hantieren konnte. Später war hier das Jugendclubhaus, dann eine Büronutzung, heute herrscht leider Leerstand.
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Lößnitzgrundstraße 48:
Das Werkstattgebäude der ehem. Gröbawerke (heute ENSO Strom AG), um 1910 errichtet, zeigt auf der Straßenseite ebenfalls einen Blitz, der an die Herstellung und Weiterleitung von elektrischem Strom erinnern will. Ein stilisierter floraler Kranz verziert das Ganze.
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Nizzastraße 19:
Dieses Wohn- und Geschäftshaus wurde von 1925 bis 27 von Klempnermeister Joseph Kostlan errichtet, dessen Geschäft dann Max Kostlan weiterführte. Wir erkennen hier im Giebel ein Arrangement von Werkzeugen, u.a. einen Lötkolben, eine Blechschere und einen Treibhammer. Im Laden werden heute aber ganz andere
Waren angeboten.
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Meißner Straße 117:
Das in Sandstein wohl zwischen den Kriegen hergestellte Zeichen aus Hobel, Winkel und Zirkel erinnert an den Tischlermeister Albert Mende. Der Betrieb wurde bis vor kurzem noch in der Familie weitergeführt.
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Hoflößnitzstraße 3:
Für den Obst- u. Getränkegroßhändler Ernst Flack wurde von 1938 bis 41 dieses Wohnhaus errichtet. Bis heute wird das Geschäft unter dem Namen Ernst Flack KG weiter betrieben. Die Waage im Putzschnitt von Hermann Glöckner steht für den Handel (hier nicht Symbol der Gerechtigkeit/Justiz).
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Paulsbergweg 21:
An der Ostseite des »Paulsbergs« erkennen wir eine rechteckige Stuckarbeit mit einer Weintraube, die 1950 angebracht wurde und an den damaligen Sitz des unter dem Begriff Volksvereingte Güter (VVG) laufenden Volksweingut Lößnitz erinnert. Diese Bezeichnung änderte sich aber schon als der VEG Weinbau Radebeul (heute Sächsisches Staatsweingut) 1957 im Schloss »Wackerbaths Ruhe« einzog. Die Tafel blieb auch nach der Sanierung und Nutzung als Wohnhaus bis jetzt erhalten.

Dietrich Lohse

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