Geflügelte Himmelsboten in der Coswiger Karrasburg
Die Mitarbeit der Besucher ist nicht nur gewünscht, sondern gewissermaßen sogar eine Art Pflicht. Denn es ist eine altbekannte Tatsache; erst die Meinungsäußerung durch die Besucher macht eine Ausstellung lebendig; ganz egal ob gelobt oder kritisiert wird. Insofern waren Evelies Baumann (die Leiterin des Coswiger Museums Karrasburg) und ihre Mitarbeiter gut beraten, in der am Abend des 29. November 2013 eröffneten neuen Ausstellung einen Briefkasten mit Engelsflügeln zu deponieren. So gelangt die eingeworfene Post ganz direkt in die Sphären der Engel. Zu beantworten ist allerdings nur eine Frage; was der Besucher nämlich tun würde, wäre er selbst ein Engel. Wer aber mit offenen Augen durch die Ausstellung pilgert, dem dürfte eine Antwort darauf nicht allzu schwer fallen. Man muss eben nur ein wenig suchen.
Wieder einmal ist es den Coswiger Ausstellungsgestaltern gelungen, eine intensive Mithilfe der Bevölkerung zu organisieren. Zahlreiche Leihgaben – sowohl aus den Kunstsammlungen Dresden und dem dortigen Museum für Sächsische Volkskunst, als auch von vielen Privatleuten – zaubern ein märchenhaft buntes Bild vom heimlichen Wirken der wichtigsten weihnachtlichen Botschafter; der Engel und der Hirten nämlich.
Das erschöpft sich aber nicht nur im Ausstellen des Exponats, sondern weitet sich aus auf die Möglichkeit, als Besucher selbst aktiv zu werden. Und, man lernt auch, welche Aufgaben die unterschiedlichen Engel haben. Da gibt es bspw. den Schutzengel, aber auch den Taufengel, den Liebesengel und nicht zuletzt auch den Todesengel. Auch das Wirken der Engel in anderen Kulturen thematisiert die Ausstellung. So wie sie auch versucht, die ewige Frage nach dem Geschlecht der Engel zu beantworten. Sie ist relativ schnell beantwortet. Engel sind weder männlich noch weiblich, sie sind geschlechtslose Wesen. Damit wird wohl auch ein Ausspruch Heinrich Heines erklärbar, der einmal sagte „Die Engel sehen sich alle ähnlich!“. Dass Engel unsichtbar in allen Bereichen des Lebens vertreten sind, muss man wohl einfach glauben. Genauso wie man akzeptieren sollte, dass jeder Mensch seine ganz eigene Meinung zu einem Engel hat. Dorothee Sölle bspw. stellte fest „Woran soll man einen Engel erkennen, außer dass er Mut macht, wo Angst war!“
Noch bis zum 2. Februar 2014 ist die Ausstellung in der Karrasburg zu besichtigen. Und wie immer bietet das Museum begleitende Veranstaltungen an. Am 31. Januar 2014 wird im Museum der DEFA-Film „Der verlorene Engel“ aus dem Jahre 1971 aufgeführt, in dem es um das Wirken des Bildhauers Ernst Barlach geht.
W. Zimmermann