ein paar Infos zum Fortgang zu den von mir in den letzten Jahren für „Vorschau & Rückblick“ bearbeiteten Themen
An den langen Winternachmittagen und beim Auskurieren einer Erkältung ließ ich einige eigene Beiträge für unser Heft Revue passieren. Dabei fiel mir auf, dass manche Themen mit Fragen endeten, bzw. zwar ein Radebeul betreffendes Thema vorgestellt wurde, aber das Ende offen blieb. Inzwischen ist es in einigen Fällen weitergegangen und es lohnt sich, das kurz darzustellen. Oder andere Fälle, wo seinerzeit eine positive Entwicklung erhofft werden konnte, müssen als nicht lösbar nunmehr abgehakt werden. Hin und wieder sprachen mich auch Radebeuler an, ob sich in einem bestimmten Fall nach Drucklegung noch was ergeben hat.
Es steckt nicht dahinter, dass ich „mein Büro“ für Artikel in V+R zu schließen beabsichtige. Nein, um es mit Tine Schulzes Worten zu sagen: ein paar Krümel werden schon noch kommen! Die folgenden Beiträge will ich mit Monat und Jahr kennzeichnen, damit man ggf. die Quellen in unseren nach 1990 erschienen Heften finden kann, ansonsten möchte ich mich kurz fassen.
1. Für die Errichtung des Flamberg-Hotels – heute Radisson – in der Nizzastraße (V+R 01/92) mussten die Gebäude des Bauhofs der Gebäudewirtschaft, früher wohl Gärtnerei, abgerissen werden. Dass die Nizzastraße 53 ganz früher als Winzerhaus errichtet wurde, war durch diverse An- und Umbauten kaum noch zu ahnen. Als die Bagger anrückten, gab es eine Freigabe des LfD zum Abbruch – das schon angeschobene und schief stehende Haus offenbarte dann aber etwas, mit dem niemand gerechnet hatte: es zeigten sich bemalte Deckenbretter (von etwa 1620 bis 1700) mit unterschiedlichen Motiven, von denen die meisten in einer Notbergung gerettet werden konnten. Seit der Schilderung dieses seltenen Fundes haben sich aber leider keine wesentlich neuen Erkenntnisse ergeben. Die Fragen, wer wohnte hier als das Haus mit den Decken errichtet wurde, warum waren die meisten Bretter sekundär eingebaut worden und war hier vielleicht der Maler ansässig, der die zum Teil schönen, z.T. bildhaften Motive auf Holz gemalt hatte, blieben bisher unbeantwortet. Rückschlüsse zur Datierung konnten aber durch inzwischen publizierte Beispiele ähnlicher Deckenbemalungen aus Pirna, Meißen, Torgau und Freiberg gezogen werden. Und es ist immer noch vorgesehen, die interessantesten bemalten Bretter im Presshaus der Hoflößnitz auszustellen, nachdem dieses Gebäude saniert und auch eine geänderte Nutzung erhalten soll – da kann man noch hoffen!
2. Die Stadt Radebeul stand noch 1993 als Eigentümerin einiger Flurstücke des ehem. Radebeuler Schullandheims „Kreuztanne“ bei Sayda (V+R 12/92) im entspr. Grundbuch. Hinzu kam, dass damals ein heftiges Baugeschehen an den Gebäuden sowie Neubauten zu erkennen war, wofür eine örtliche Interessengemeinschaft verantwortlich war. Ob hier Radebeul auf dem Rechtswege noch irgendwelche Chancen gehabt hätte, weiß ich nicht – der damalige Bürgermeister Dr. Kunze hatte sich mir gegenüber nie geäußert. Anderseits hatten die meisten Radebeuler Schulen zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich kein Interesse, ein solches Landheim zu betreiben, man hatte andere Sorgen. So verlief das Thema „Kreuztanne“ im Erzgebirge im Sande.
3. Nahe der Straßenkreuzung Meißner Straße/Paradiesstraße hatte bis 1995 der „Dudelsackbläser“ (V+R 07/96), eine Skulptur von Burkhart Ebe, gestanden. Nachdem das Gartenamt die Grünanlage von Wildwuchs befreit hatte, hat es nicht lange gedauert, bis die barock anmutende Sandsteinfigur verschwunden war. Der Verlust war ordnungsgemäß der Polizei gemeldet worden, offen blieb aber, was die Polizei im Falle dieses Diebstahls tun konnte. Nach einem halben Jahr erreichte uns die Mitteilung, dass die Fahndung in dem Fall eingestellt wurde. Ähnlich erging es je einer Figur vom Haus Sorgenfrei und von der Balustrade der Hoflößnitz. Es blieb noch ein paar Jahre ein Funken Hoffnung, dass sich vielleicht durch eine private Info der „Dudelsackbläser“ wieder einfinden könne. Ich denke, diese Hoffnung können wir nun begraben.
4. Im Artikel „Übern Bergaltar gestolpert“ (V+R 04/03) hatte ich verschiedene Plateaus in unseren Weinbergen aufgezählt und empfohlen, den gefährdeten Bergaltar am Johannisberg zu sichern bzw. wieder herzurichten. Dann gingen ein paar Jahre ins Land, doch ich war hocherfreut, als ich im Jahr 2012 vom Knollenweg aus erkannte, dass sich am Bergaltar etwas getan hatte: Die Syenit-Stützmauern des Plateaus waren repariert und der Kastanienwildwuchs war deutlich reduziert. Mit 3 oder 4 Stufen auf der Nordseite des Bergaltars, die noch fehlen, wäre die Anlage komplett. Mein Dank gilt dem Sächsischen Staatsweingut, wobei ich mir vorstelle, dass Frau Hallgasch hier federführend war.
5. Das in V+R 11/11 veröffentlichte Foto „klassische Ruinen?“ zeigte zwei Säulen als Reste des Wohn- und Geschäftshaus Sidonienstraße 1 (zuletzt Fleischerei Münch). Obwohl ursprünglich ein Kulturdenkmal und noch sanierungsfähig, wurde es 2011 abgebrochen und kurz darauf mit fast gleichen Fassaden wieder aufgebaut. So etwas ist keine Denkmalpflege im üblichen Sinne – wenn das alte Haus weg ist, sollte man baulich vorwärts denken, also neue Architektur bauen. An der Stelle hatte ich im Sommer 2013 ein Erlebnis der paradoxen Art – eine Besucherin aus Italien wollte etwas Geld abheben und ich fuhr sie zur Commerzbank. Da ich nicht sofort einen Parkplatz fand, ließ ich sie erst mal aussteigen. Sie ging auf den alten Eingang an der Ecke zwischen den Säulen zu und konnte aber die Tür nicht öffnen. Später stellte sie fest, dass man den Zugang zur Bank erst um die nächste Ecke findet, das ist schlecht für die Kunden der Bank! So was passiert, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, starr am Äußeren eines Hauses festhält, auch dann, wenn sich die innere Struktur total ändert. Sicherlich, viele Probleme rund um den Bahnhof Radebeul Ost (u.a. der „Krater“) sind jetzt gelöst, das Gesamtbild ist freundlich und einiges funktioniert besser – das vielstimmige Lob für die Stadtverwaltung und den Investor Herrn Dr. Dross besteht zurecht, der kleine Wermutstropfen zur Sidonienstraße 1 sei mir aber gestattet.
6. Ja, die 2012 etwas ins Stocken geratene Sanierung der „Winzervilla“ (zur Sinnlosigkeit dieses frei erfundenen Namens hatte ich mich in V+R 10/12 deutlich geäußert) auf der Winzerstraße 45 ist im Laufe des Jahres 2013 vollendet worden. Denkmalkriterien spielten hier keine Rolle, das Ergebnis ist recht ordentlich geworden. Erfreulich ist, dass das Geld über das Haus hinaus noch für eine ansprechende Gartengestaltung gereicht hat! Schade nur, dass sich Herr Beck im Falle des Verkaufs der Wettinstraße 2, sh. Radebeuler Amtsblatt 01/14, wieder einer Winzervilla bedient – er liest offensichtlich die Vorschau nicht.
Dietrich Lohse