„Schwabbulös und kugelrund“:

Ungewöhnliche Ausstellung anlässlich 20 Jahre Keramikstudio Ines Hoferick

Was ist eigentlich „schwabbulös“? Zum ersten: Ein typisches Ines-Hoferick-Wort. Im Überschwang der Gefühle greift die Radebeuler Keramikerin gern in die Vollen, erfindet Worte, die es laut Duden gar nicht gibt, die jedoch lautmalerisch genau das ausdrücken, was sie meinen. Schwabbulös – das ist im Hoferick-Vokabular der Zustand von noch nicht getrocknetem Ton, der – wenn er bewegt wird – eben schwabbelt… „Schwabbulös und kugelrund“ schließlich ist der Titel einer ungewöhnlichen Ausstellung, die am 4. April, 19 Uhr, in der Stadtbibliothek Radebeul-Ost eröffnet wird und die so sein wird, wie es der Titel vermuten lässt: frech, fröhlich, unkonventionell, verrückt.

Ines Hoferick ist unter anderem als Schöpferin des Kinderarche-Oskars bekannt, mit dem jedes Jahr kinderfreundliche Menschen ausgezeichnet werden.

Ines Hoferick ist unter anderem als Schöpferin des Kinderarche-Oskars bekannt, mit dem jedes Jahr kinderfreundliche Menschen ausgezeichnet werden.


Anlass ist das 20-jährige Jubiläum des Keramikstudios Ines Hoferick, das am 16. Juni 1994 seine Tore auf der Borstraße öffnete. Damals hatte sich die Töpferin, die einige Jahre als Requisiteurin an den Landesbühnen gearbeitet hatte, zum Schritt in die Selbständigkeit entschlossen. Und musste in den ersten anderthalb Jahren vor allem Geduld und Kampfgeist zeigen. „Ich wäre am liebsten auf die Straße gerannt und hätte die Leute in mein Studio geholt“, erinnert sich die 50-Jährige lächelnd an die Anfänge. Mit Keramik-Kursen an der Volkshochschule und in Kindergärten fing sie an, sich nach und nach einen Namen in Radebeul zu machen. „Ich habe wirklich Klinken geputzt, bis irgendwann die ersten Eltern anfragten, ob ich auch Kurse für Erwachsene mache“, so die gebürtige Chemnitzerin.
Nach 20 Jahren sind die Kurse bei Ines Hoferick inzwischen ein Geheimtipp. Wer nach einem langen Arbeitstag am Abend in den Keller des Hauses auf der Makarenkostraße steigt, der tut das, weil es gut tut. „In die Kurse kommen Ärzte und Schwestern, die nach einer anstrengenden Schicht eigentlich ins Bett gehören“, erzählt die Töpferin, „aber wenn ich sie frage, warum sie trotzdem kommen, dann sagen sie: Das sind die einzigen zwei Stunden, wo wir uns mal entspannen können.“ Die Freude der Leute, ihre Begeisterung und Kreativität, das ist es, was für Ines Hoferick den größten Reiz ihrer Tätigkeit ausmacht. „Es ist mehr als ein Job“, sagt sie, „wer Hunger hat, bekommt ein Käsebrot, und geschwatzt und gelacht wird sowieso die ganze Zeit.“
Als sie darüber nachdachte, wie sie das 20-Jährige begehen will, war für die Keramikerin deshalb schnell klar: Es kann nur mit den Kursleuten sein. Und es wäre nicht Ines Hoferick, wenn sie den Gedanken nicht noch einen Schritt weitergedreht hätte. „Ich wollte gern, dass es die Kursleute selbst sind, die eine Ausstellung auf die Beine stellen, vorbereiten, bekannt machen, gestalten.“ Ihren aktuell 58 Kursteilnehmern hat sie es freigestellt, wer bei der Ausstellung mitmachen will. Das Ergebnis: Von 58 Kursleuten stellen 58 aus – jeder das Werk oder die Serie, die er oder sie selbst dafür ausgesucht, vielleicht sogar speziell dafür angefertigt hat.
Sabine Lekies (li.) und Katja Schulze arbeiten sich an Vögeln aus.

Sabine Lekies (li.) und Katja Schulze arbeiten sich an Vögeln aus.


„Freche Skulpturen, zauberhafte Gefäße und verrückte Objekte“ verspricht das Plakat, das natürlich auch die Kursleute gestaltet haben. Von Ines Hoferick selbst ist kein einziges Werk in der Ausstellung zu sehen, und dennoch ist sie dabei. „Ohne ihre Ideen und ihre handwerklichen Fähigkeiten wäre nichts von alldem entstanden, was wir nun ausstellen“, ist Lolo Schulz überzeugt. Sie stolperte bei einem Spaziergang vor 19 Jahren geradezu über die verrückten Skulpturen in Hofericks Garten und besuchte daraufhin ihren ersten Kurs, der nicht der einzige bleiben sollte.
Etwa 90 Prozent der Kursbesucher sind „Wiederholungstäter“, die sich nicht mit den ersten zehn Stunden zufrieden geben, sondern eben wieder und wieder und wieder kommen. Auch Gerald Freitag hat es auf diese Weise „erwischt“. Er ist vor etwa fünf Jahren in die Keramik-Familie hineingewachsen und kann sich inzwischen ein Leben ohne Ton nicht mehr vorstellen. Dabei kam auch er ohne jede Vorerfahrung und merkte nur, wie gut es tut, den Ton in den Händen zu bewegen, mit Form und Farbe zu spielen und dabei wunderbare Dinge zu erschaffen. „Ich mache gern Vasen und Schalen“, sagt Gerald Freitag, „und in unserem Garten stehen auf abgesägten Bäumen zahllose Hühner und Vögel.“ Für die Jubiläums-Ausstellung hat der gelernte Schlosser, der lange als Kriminalist gearbeitet hat, ein Wandbild aus Ton ausgewählt, das sich wie ein Mosaik aus einzelnen Tonstücken zusammensetzt.
„Es sind traumhafte Sachen, die in der Ausstellung zu sehen sind“, schwärmt denn auch Kursleiterin Ines Hoferick selbst, „von Stücken en miniature bis zu lebensgroßen Skulpturen.“ Hingehen lohnt sich also auf jeden Fall, denn so ungewöhnlich und beflügelnd wie die Frau, die ihr 20-Jähriges feiert, wird definitiv auch die Ausstellung sein…

Birgit Andert

„Schwabbulös und kugelrund“ – Keramik-Ausstellung anlässlich 20 Jahre Radebeuler Keramikstudio Ines Hoferick, Eröffnung: 4. April, 19 Uhr, Stadtbibliothek Radebeul-Ost, zu sehen: bis 10. Juni 2014 jeweils zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek
Mehr Infos: www.keramikstudio-hoferick.de

Bitte auf jeden Fall Bilder mit Kursteilnehmern nehmen (Urgesteine, Stier oder Vögel)
Von Ines schicke ich ein hohes und ein queres – je nach Layout bitte nur eins auswählen

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