„Sie malte die karge Natur: Blumen, Landschaften und Waldstücke“
Der ganz alltägliche Blick aus dem Fenster war ihr sehr wichtig. Denn er lieferte ihr jede Menge Motive für ihre Malerei. So wie bspw. das Warten einer Versammlung ausgedienter alter Möbel auf den Sperrmüllabstransport. Darunter das Gitter eines Kinderbettes, ein ausgedienter Lampenschirm, ein Lattenrost, der zusammengerollte Teppich…! Was für ein Motiv für eine Malerin! Ein Berg Wohlstandsmüll; diszipliniert aufgetürmt und wartend auf die endgültige Zerstörung. Für die am 25. Januar 1930 in Meißen gebürtige Renate Müller war solch ein Motiv ganz alltäglich. Die Alternative zu dieser Tristesse aber lieferten ihr die Blumen; die stolzen Rosen, der violett gefärbte Flieder, die einfältig lächelnden Stiefmütterchen…!
Die Grundlagen für diese Naturverehrung aber waren schon immer in ihr; doch qualifiziert wurden sie erst während ihrer Ausbildunge zur Porzellanmalerin an der Meißner Manufaktur in den Jahren 1946 bis 1951. Von dort führte ihr Weg an die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst; u.a. zu einer Lehrerin vom Range einer Elisabeth Voigt. 1957 heiratete Renate Müller ihren einstigen Kommilitonen Klaus H. Zürner; zwei Kinder (Gisela – 1960 und Kai – 1963) gingen aus dieser Ehe hervor. 1993 zog die Familie Zürner nach Radebeul; er hatte dort einstigen Zürner’schen Familienbesitz zurückbekommen. Renate Zürner stellte u.a. in der Stadtgalerie Radebeul aus und brachte in ihrer interessant strukturierten Bildsprache eine etwas andere Note in die durch eine reiche Anzahl von hier lebenden Bildenden Künstlern verwöhnte Stadt. Es wäre für Renate Zürner nun ausreichend Gelegenheit gewesen, sich selbst intensiv in diese üppige Kunstlandschaft einzubringen. Doch eine in Ansätzen schon vorhandene Demenz bremste ihren Willen wohl aus. Den Tod ihes Mannes registrierte sie kaum. Sie malte noch, doch nun eher sporadisch.
In den selten gewordenen Momenten, in denen sie ihre Umwelt wieder einmal wahr nahm. Vor wenigen Tagen nun, am 18. April 2014, starb Renate Zürner. In aller Stille, so wie sie immer auch gelebt hatte.
Wolfgang Zimmermann