„Kroklowafzi? Semmemmemmi!“
Mit einigem Weitblick hat die Künstlerin Dorothee Kuhbandner im Herbst vor zwei Jahren die Remise auf der Oberen Bergstraße 13 ausfindig gemacht, mit Weitblick hat sie das Konzept für ihre Wochenend-Galerie entwickelt, wobei das Wort „Konzept“ hier nicht – wie sonst heute üblich – für „Gewinnoptimierung“, sondern für Inhalte steht. „Es gibt nichts Gutes“, hat Erich Kästner geschrieben, „außer, man tut es“. Doro hat es getan. Seit November 2012 ist die „Galerie mit Weitblick“ schöne Wirklichkeit. An guten Tagen wird der „Weitblick“ zur Fernsicht und reicht aus der „bunten Stube“ bis weit ins Böhmische hinein. Vielleicht ist es ja diese Aussicht gewesen, die Doro als Anregung für den klangvollen Namen diente. Der aufmerksame Besucher merkt aber schnell, dass hier noch ganz anderer „Weitblick“ im Spiele war.
In den zwei Jahren ihres Bestehens haben in der Galerie schon 26 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke zeigen können, und sie alle haben diese Gelegenheit gerne an- und wahrgenommen. So viele Ausstellungsmöglichkeiten gibt es nämlich dann doch nicht in der Stadt … Wohl müht sich diese nach Kräften, sich ihrer Künstler nicht nur zu rühmen, sondern ihnen auch gerecht zu werden. Dennoch sieht sich so mancher mehr in der Rolle des Propheten, der ja bekanntlich im eigenen Lande nichts gilt. Mit „Weitblick“ also hat Doro eine weitere Möglichkeit geschaffen, Künstler zu Worte kommen zu lassen.
Es ist nun an uns, den Spaziergängerinnen und Spaziergängern, die wochenends die Lößnitzhänge bevölkern, selbst die Gelegenheit, neben Luft auch etwas Kultur einzuatmen, zu nutzen. Es hat noch niemand bereut, die schmale Treppe, die in der Dunkelheit stimmungsvoll mit Kerzen erleuchtet ist, nach oben gestiegen zu sein. Zwei kleine aber helle Räume sind den Ausstellungen vorbehalten – es kommt nicht auf die Größe der Wände und Weite der Räume an, sondern auf die Liebe, mit der die Kunst präsentiert wird. Hier sind neben den aktuell ausgestellten stets auch Arbeiten zahlreicher anderer Künstler bis hin zu Büchern aus dem NOTschriften-Verlag zu finden, die einen Liebhaber suchen.
Im dritten, „bunten“ Stübchen – dem mit der Fernsicht – hält Doro ihre eigenen Arbeiten bereit (Kinderbücher, Malerei, Grafik, Schmuck, Lampenschirme, Steckkartenspiele, Brillenhalter, Weihnachtssterne …) Dazu hat sie natürlich immer frische Blumen auf dem Tisch. Es gibt viel zu sehen in dem kleinen Raum, und die Tage, an denen sie gar niemand besucht, werden immer seltener.
Ja – und dann ist von Veranstaltungen zu berichten, die vom Bauchtanz zum „Offenen Atelier“ über Lesungen mit Musik (am Ende des Sommers war HC Schmidt mit einem Bukowski- und Tom-Waits-Programm zu Gast) bis hin zum „Weihnachtsmärktlein“ führen, das am 4. Advent zum dritten Male angeboten wird. Bei Live-Musik und Kerzenschein bieten Künstler und Kunsthandwerker ihre Arbeiten an.
Für den kommenden Winter zeigt die Galerie Doros eigene Werke. Ab Dezember wird sie sich mit Malerei und Grafik auf die Spur von Christian Morgensterns „Großem Lalula“ begeben:
„Simarowkos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Qempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu la!
Thomas Gerlach
Galerie mit Weitblick
Obere Bergstraße 13 – Remise
Sa. & So. 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung
Ein Kommentar
in Wikipedia jetzt auf dem Grundstück der „Mietvilla Carl Semper“ zu finden. mfg j bergner