Zum Titelbild 07/15
Als Familie Matthes / Schürbrand dieses ehemalige Pfarrhaus in Naustadt 2008 in Erbbaupacht übernahm war der Pfarrer längst ausgezogen, nur die Kantorin wohnte noch hier. Erfreulich ist, dass mit dem Gemeindesaal im EG neben Wohnungen noch ein Teil des kirchlichen Lebens im Hause stattfindet, so hörte ich einmal Gesang im ehemaligen Pfarrhaus als der Kinderchor probte.
Das Haus, ein Winkelbau aus Süd- und Ostflügel mit steilen Satteldächern, ist wohl nicht ganz so alt wie die Kirche. Interessant ist, dass wir an Details erkennen können, dass im EG des Südflügels früher eine Blockstube (vergl. Umgebindehäuser i. d. Lausitz) war. Die Zahl 1826 im Schlussstein über der Tür könnte ein Indiz dafür sein, dass zu dieser Zeit die hölzerne Blockstube gegen massive Mauern ausgetauscht wurde. Der Südflügel mit dem reicheren Fachwerk ist wohl im 16. und der Ostflügel im 17. Jahrhundert entstanden. Das am leicht ansteigenden Hang liegende Ensemble (Hofseite = Schauseite) wirkt trotz verschiedener Bauzeiten sehr harmonisch. Der gute Erhaltungszustand täuscht heute darüber hinweg, dass Familie Matthes / Schürbrand als erstes statische Probleme angehen musste und dann über die Jahre weiter viel tun hatte. Mit zwei Berufen im Holzhandwerk konnten sie manches selbst machen, zum Dachdecken des Ostflügels (Biberschwanzziegel mit Fledermausgaupen) und anderen Gewerken brauchte sie aber Hilfe. Mit dem Ergebnis einer Sanierung mit schonendem Umgang kann auch die Denkmalpflege sehr zufrieden sein.
Dietrich Lohse