Die „Gemischte Bude“ vorgestellt

Ein Besuch bei „Wein und fein“

gemischte-bude

Enrico Friedland, Lutz Gerhardt, Stefan Bönsch, Frédéric Fourré, Andreas Kretschko, Matthias Gräfe                                                                                        Foto: U. van Stipriaan

Lokaltermin im Ladenlokal auf der Hauptstraße in Radebeul Ost. Der Feinschmeckerladen besteht seit nunmehr 13 Jahren und ist aus der Radebeuler Gastrokultur kaum mehr wegzudenken. Mit dem prägnanten Motto: „Einfach genießen. Und gut!“ hat sich das Team von Matthias Gräfe mit Andreas Tietze, Nicolle Kirsten und Udo Leichsenring vor Ort und bis ins weite Dresdner Umland einen extraordinären Namen gemacht. Ein umfangreiches wie erlesenes Weinsortiment von deutschen Gewächsen wurde hier zusammengetragen und folgt in Variationen den fortschreitenden Jahrgängen. Selbstverständlich sind die sächsischen Weinerzeuger mit einer großen Palette vertreten. Demgegenüber stehen kulinarische Raffinessen von über 90 regionalen und überregionalen Erzeugern von Käse, Schinken, Wurst und anderen Köstlichkeiten, die mit ihren Produkten von ihrer Handwerkskunst zeugen.
Einmal mit Matthias Gräfe, dem Chef „von`s Ganze“, ins Gespräch gekommen, kann man sich der Begeisterung des passionierten Gastronoms und Geschichtenerzählers kaum entziehen. In all den Jahren wurden mit immer neuen Ideen und Kreationen die Zungen und Gaumen seiner Gäste überrascht und verwöhnt. Gräfe geht es aber nicht nur um die Verköstigung seines Publikums, er sucht vielmehr das Gespräch, die Gemeinsamkeit des Moments. Neben fachgerechten Erläuterungen will er gegenüber seinen Gästen die manchmal auch respekteinflößende Weinsprache entmystifizieren.
Aus den zahlreichen Kontakten mit sächsischen Weinerzeugern ist ganz ungeplant mit der „Gemischten Bude“ eine neue Gemeinschaft erwachsen. Es begann vor zwei Jahren mit einer Jungweinprobe des französischen Winzers Frédéric Fourré bei „Wein und fein“. In Vorbereitung der Veranstaltung lud Gräfe den Weinbauberater Andreas R. Kretschko und den Winzer Enrico Friedland (Kastler Friedland) ein, die ihrerseits auch eigene Weine zur Verkostung auf den Tisch stellen konnten. Ein kritisch-freundschaftlicher Austausch von Winzern mit unterschiedlichen Handschriften begann. 2014 stießen Quereinsteiger Lutz Gerhardt vom Weingut „Haus Steinbach“ sowie Weinküfermeister und Winzer Stefan Bönsch in die Runde. In dieser Formation mit Weinen und Köstlichkeiten von „Wein und fein“ präsentierten sich die so unterschiedlichen Gleichgesinnten u.a. in einer festtypischen Bude beim Weinfest in Altkötzschenbroda, woraus schließlich der griffige Slogan „Gemischte Bude“ entstand. Das Besondere ist, dass einige Winzer sprichwörtlich Kleinstlagen bewirtschaften, die für größere Weinbaubetriebe aber als weitgehend unwirtschaftlich gelten. Die vorteilhafte Lage der Weinbergstücke an steilen Hängen haben hingegen ein hervorragendes Potential, um hochwertigste Weine zu erzeugen. Freilich ist mit wenig Fläche und Ernte zum Teil derzeit nur ein Nebenerwerb möglich. Es steht bei aller Wirtschaftlichkeit aber vor allem der Spaß und die Freude im Gestalten und Genießen im Vordergrund. Für die Weinfreunde ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich sich Weine vom selben Berg zeigen können, wenn sie von zwei Winzern ausgebaut wurden. Im Frühjahr 2015 fand schließlich die erste gemeinsame Fassprobe der unfiltrierten Weine der fünf Winzer bei „Wein und fein“ statt. Ein Moment des Austauschs, der kritischen Anregung und auch des Glücks!
Seit geraumer Zeit bietet das Ladenlokal zudem Raum für Ausstellungen. Derzeit sind unter dem Titel „Gräfe trifft Graf“ Werke von Karen und Peter Graf zu sehen. In einer weiteren Räumlichkeit, direkt neben dem bestehenden Weinladen, soll bis Jahresende eine Suppenbar mit einem kleinen aber feinen Angebot eröffnen.
Matthias Gräfe liebt das Beständige, aber auch den steten Wandel. So sehr ihn sein Weg in den letzten Jahren nicht selten in fernere Gefilde zog, so reift bei ihm zunehmend der Gedanke, hier angekommen zu sein.

Sascha Graedtke
Die Winzer im Kurzporträt:

Kastler-Friedland:
Rebsorten: Müller-Thurgau, Bacchus, Silvaner, Weißburgunder, Kerner und Spätburgunder
Rebfläche: 1 ha Radebeuler Johannesberg, Radebeuler Steinrücken. Radebeuler Goldener Wagen

Haus Steinbach
Rebsorten: Weißburgunder, Grauburgunder, Kerner, Traminer und Spätburgunder
Rebfläche: 1,2 ha am Fuße des Radebeuler Goldenen Wagens

Stefan Bönsch
Rebsorten : Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder, Müller Thurgau und Scheurebe ab 2016
Rebfläche : 0,1 ha Radebeuler Lößnitz und 0,3 ha Meißen

Frédéric Fourré
Rebsorten : Morio-Muskat 4%, Scheurebe 4%, Riesling 4%, Spätburgunder 4%, Gutedel 4%, Kerner 7%, Traminer 10%, Weißburgunder 14%, Müller-Thurgau 25%, Grauburgunder 24%
Rebfläche : 2 ha

Andreas Kretschko
Rebsorten : Müller-Thurgau, Bacchus, Weißburgunder, Grauburgunder, Traminer und Riesling
Rebfläche : 0,65 ha in Radebeuler Lößnitz und Proschwitzer Katzensprung

schlechtbescheidenmittelmäßiggutexzellent (1 Wertung(en), Durchschnitt: 5,00 von 5)
Loading...
3.769 Aufrufe

Kommentieren

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mittels * markiert.

*
*

Copyright © 2007-2024 Vorschau und Rückblick. Alle Rechte vorbehalten.