54 Künstler und zahlreiche Schüler zeigen eine Ausstellung, die polarisiert
Das Thema der diesjährigen spätsommerlichen Gemeinschaftsausstellung „Radebeul – Stadt der Zukunft“ erinnert zugegebenermaßen an einen Schulaufsatz. Doch der Zündstoff verbirgt sich zwischen den Zeilen, denn es brodelt gewaltig unter der glatt polierten Oberfläche. Dem Lockruf „Die Zukunft gehört uns – steig ein!“ folgt der Schock: Eine alte Dame gleich im Eingangsbereich der Stadtgalerie demonstriert die Vergänglichkeit von Jugend und Besitz. Die morbide Noblesse wird provokant zur Schau gestellt. Radebeul – Stadt der Millionäre? Radebeul – Stadt der Pensionäre?
Doch gerade die Schüler sind es, die die Frage stellten „Alles in Ordnung in Radebeul?“ Sie wünschen sich ein Kino, ein Erlebnisbad, eine Disko, fetzige Klamottenläden, Clubs zum Quatschen mit Freunden und vieles mehr. Aber auch die Erwachsenen haben Träume von einer autofreien Stadt und wollen sich die Zukunftsaussichten der Wein- und Gartenstadt nicht „verbauen“ lassen.
Für weitere Wünsche und Zukunftsträume stehen Briefkästen bereit. Aber was wird davon jemals in Erfüllung gehen? Wer stellt die Weichen in die Zukunft? Die Weinkönigin hat sich schon mal auf den Weg gemacht und reitet auf einer alten Bergziege voran. Die Künstlergruppe „Liebes Pferd“ ist aus tiefem Schlaf erwacht und zeigt zur Midissage das erhellende Filmmaterial „Kräne über Deutschland „ und „Reklame für ein besseres Leben“. Nach rechts, nach links oder ab durch die Mitte? Buntes Wunder Radebeul oder wunderbuntes Beutegreuel? Wird es die Vereinigung der schaffenden Intelligenz Deutschlands richten? Oder haben die Aktien- und Immobilienbesitzer einen zukunftsträchtigen Plan? Das Vakuum der Passiven füllen sie spielend aus.
Das Jahr 2015 ist ein Jahr der Jubiläen: 700 Jahre Serkowitz, 80 Jahre Radebeul, 70 Jahre Frieden auf deutschem Boden, 25 Jahre Deutsche Einheit. Und zwischen all den Feierlichkeiten hat sich ein Flüchtlingsstrom in Bewegung gesetzt, dessen Ziel das vermeintliche Paradies Deutschland ist. Das Elend dieser Welt sickert ein in unserer Wohlstandsidylle. Das Hier und Jetzt erfordert alle Aufmerksamkeit. Keine Zeit mehr für die Zukunft?
Dabei sieht doch unser Planet Erde wie immer aus. Auch Radebeul wirkt noch wie eine glückselige Oase. SORGENFREI. Es geht uns gut. Es kann nur schlechter werden. Wir wollen Spaß und machen Selfis. Warum auch den Kopf zermartern zwischen Vergangenheit und Zukunft, Leben und Tod? Kreisen, drehen sich bewegen. Das Ratlosphone signalisiert bei Braten, Wein und Kerzenschein Alarm, Alarm … und plötzlich ist der Akku leer.
Karin (Gerhardt) Baum
Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober DI, MI, DO, SO 14-18 Uhr geöffnet. Gruppen-Führungen mit der Galerieleitung sind auch außerhalb dieser Zeiten möglich. Um Voranmeldung unter 8311-600,-625, -626, 0160-2357039 wird gebeten. MIDISSAGE am 9.10., FINISSAGE am 26.10., jeweils um 19.30 Uhr
Teilnehmer: Dieter Beirich, Klaus Beckmann, Sophie Cau, Heinz Drache, Lieselotte Finke-Poser, Thomas Gerlach, Karen Graf, Peter Graf, Roland Gräfe, Christiane Herrmann, Gunter Herrmann, Mandy Herrmann, Horst Hille, Michael Hofmann, Cornelia Konheiser, Matthias Kratschmer, Ingo Kuczera, Dorothee Kuhbandner, Anna Kuntsche, Bärbel Kuntsche ,Wolf-Eike Kuntsche, Edgar Kupfer, Christiane Latendorf, Liebes Pferd, Klaus Liebscher, Roswitha Maul, Johanna Mittag, Peter PIT Müller, Tine Neubert, Gerd-Rüdiger Perschnick, Anne-Katrin Pinkert , Pseudo, Gabriele Reinemer, Markus Retzlaff , Gerald Risch, Luc Saalfeld, Burkhard Schade, Petra Schade , Gabriele Schindler, Annerose Schulze , Fritz Peter Schulze, Gerold Schwenke, Gabriele Seitz, Karola Smy, Wolfgang Smy, Ju Sobing, SODA, Katrin Süss, André Uhlig, Christian URI Weber, Claus Weidensdorfer, Irene Wieland, Renate Winkler, Reinhard Zabka, Schüler der Oberschulen Kötzschenbroda und Radebeul Mitte sowie der Kinderarche Sachsen