„Radobyl und Gvozdec – Radebeul vor 1000 Jahren“

verein für denkmalpflege und neues bauenAls Anlass zu Jubiläumsfeiern von Ortschaften in diesem und im nächsten Jahr dient die urkundliche Ersterwähnung, so 1315 des Dorfes Serkowitz und 1366 von Zitzschewig. Die erste derartige Nennung eines Radebeuler Ortsteils erfolgte 1144 für Naundorf. Aber die Besiedlung selbst ist deutlich älter, und hier schlägt die Stunde der Archäologen.
Mit den Burgwällen von Dresden-Briesnitz, Niederwartha (Burgberg, Böhmerwall und Heiliger Hain) ist eine auffällige Häufung befestigter Orte am westlichen Rand der Dresdner Elbtalweitung zu lokalisieren. Das heutige Stadtgebiet von Radebeul ist dagegen von wenigen Ausnahmen abgesehen, auffallend fundleer, was zu der Aussage verleiten könnte, das Gebiet sei im 10. / 11. Jahrhundert, dem slawischen Mittelalter, weitgehend unbesiedelt und lediglich einer peripheren Nutzung unterzogen worden.
Die Kartierung slawischer Funde des 10. und 11. Jahrhunderts – in erster Linie Siedlungen und Burgwälle – zeigt eine Verbreitung, die im sächsischen Tiefland Schwerpunkte längs der großen Flüsse und in der Lommatzscher Pflege erkennen lässt. Dicht belegt ist auch das Bautzener Gefilde, während die Fundleere in der Großenhainer Pflege am ehesten dadurch zu erklären ist, dass diese fruchtbare Landschaft im slawischen Mittelalter unbesiedelt war. Die Bedeutung der Elbe als Leitlinie einer slawischen Besiedlung wird durch landesgeschichtlich wichtige Orte wie Meißen, Torgau, Strehla oder auch Belgern unterstrichen. Auch wenn landesgeschichtliche Darstellungen immer auch die Furtsituationen, namentlich überregionale Ost-Westtrassen betonen, dürfte das Siedlungsgeschehen vorrangig durch den Fluss als Leitlinie, sicherlich auch in hohem Maß als wichtigen Verkehrsweg bestimmt worden sein. Saumartig den Ufern folgend wurden die angrenzenden fruchtbaren Landstriche aufgesiedelt.
Dem Verein für Denkmalpflege und neues Bauen ist es gelungen, für den Vortrag am 6. November, 19.30 Uhr, im Kulturbahnhof, Sidonienstraße 1c, Herrn Dr. Thomas Westphalen zu gewinnen. Er ist Leiter der Abteilung II Archäologische Denkmalpflege im Landesamt Archäologie des Freistaates Sachsen. Seit seiner Promotion an der Universität Tübingen im Jahr 1994 hat er in zahlreichen Grabungen, nicht zuletzt als Zuständiger für die Stadtarchäologie in Bautzen, Dresden, Görlitz, Leipzig, Meißen, Pirna und Zittau, unser Wissen um die vorschriftliche Vergangenheit Sachsens und der Lausitz erheblich erweitert.
Herr Dr. Westphalen ist Vorsitzender der Archäologischen Gesellschaft Sachsen e.V., die ebenfalls wie auch das Landesamt zu diesem Vortrag einlädt.
Der Vortrag beleuchtet die Siedlungsgeschichte Radebeuls im frühen Mittelalter. Es werden alte und neue Entdeckungen aus dieser Zeit vorgestellt und dabei auch ein Blick über die Stadtgrenzen Radebeuls gewagt.
Dr. Jürgen Rainer Wolf, Radebeul

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