Das traditionsreiche Radebeuler „Reformhaus Schreckenbach“ wurde vor 120 Jahren gegründet
Es gehört heute wohl eher zu den Seltenheiten der Geschichte des Handels, dass ein Familienunternehmen auf eine mehr als hundert Jahre andauernde erfolgreiche Geschichte zurückblicken kann. Ein solches Unternehmen aber ist in Radebeul seit nunmehr 120 Jahren ansässig. Gegründet wurde es 1896 von dem Drogisten Carl Schreckenbach, der im Geschäft fortan seiner Kundschaft Drogen, Farben, Chemikalien und Sämereien anbot. Darüber hinaus konnte man bei ihm auch Zigarren kaufen. Ohne größere Blessuren überstand das Geschäft das deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, das nationalsozialistische 3. Reich und den DDR-Sozialismus (inklusive zweier Weltkriege). In der freien Marktwirtschaft angekommen, entwickelte sich das Reformhaus auf der Hauptstraße im Radebeuler Osten zu einem von seiner Kundschaft bestens reflektierten Einkaufsort. Dies alles geschah immer unter dem Namen Schreckenbach; beginnend mit dem Gründer Carl Schreckenbach (1858 bis 1930), dem Johannes Schreckenbach von 1945 bis 1993 (die Kriegszeit ausgeklammert) folgte. Er gehörte in der DDR zu den wenigen Privatunternehmern, die dafür aber die Macht des Staates besonders zu spüren bekamen. Sämtliche Vorhaben und Pläne zu einer Erweiterung bzw. Modernisierung des Unternehmens wurden verhindert. Erst nach der Wende von 1990/91 wurde eine Neuorientierung der Firmenpolitik überhaupt möglich.
Es war die Zeit, als der promovierte Mathematiker und Informatiker Dr. Roland Schreckenbach sich der Fortführung des Familienunternehmens annahm und es gemeinsam mit einer seiner Töchter (der gelernten Drogistin Christina Jende) in eine erfolgreiche Zukunft steuern wollte.
Christina Jende erhielt bereits im Jahre 1990 an der Fachakademie in Oberursel eine Lizenz als „Reformhaus – Fachberaterin“. Und unter dem Motto „Gesunde Lebensweise auf natürlicher Basis“ startete die Umgestaltung des Unternehmens, das unter der Leitung von Christina Jende im Jahre 1994 folgerichtig seine Pforten öffnete. Vier Jahre später kam als zweites Standbein ein Naturkostladen (unter der Bezeichnung „Pro natura“) auf dem Altkötzschenbrodaer Anger hinzu. Gleichzeitig entstand 2006 im Zuge der Umgestaltung der Hauptstraße der attraktive Einkaufsbereich „Paul-Große-Passage“, der sich als eine neue Möglichkeit der Kommunikation zwischen Verkäufern, Fachberatern und der Kundschaft bestens positionierte. Interessenten der Geschichte des Reformhauses können sich aus Anlass des 120-jährigen Jubiläums in einer Ausstellung über die wechselvolle Geschichte des Reformhauses informieren. Am 20. Mai 2016 gibt es zudem einen Tag der offenen Tür. Tags darauf – am 21. Mai – startet dann das Passagefest, das mittlerweile auch schon Tradition ist.
Wolfgang Zimmermann
Fotos (Zi)