Mit Tom Tagtraum durch das Jahr 2016 – Teil 5

Du musst Träumen ihre Entstehung zulassen, denn nur so kann irgendwann ein Teil davon auch Wirklichkeit werden.

Zur Rast auf dem Berg Überall

Überall oder Über-All ? Tom Tagtraum ist dieses Mal gar nicht zum Träumen. Er ist sauer und fühlt sich verlassen von aller Welt. Hatte der Tag nicht schon tief in der Nacht mit unruhigem Schlaf begonnen und war dann nicht die Nacht ganz schnell vorbei und in einen grauwolkenschweren Morgen übergegangen? Nein, Tom wollte heute auch gar nicht träumen. Eine Weile schaut er dem Regen zu, der an das breite Fenster des Wohnzimmers schlägt. Tom liegt, wie man so sagt, eine Laus auf der Leber. Kein Wunder freilich bei einer „gerade noch so“ Fünf in Mathe, dem dagegen geringen Gewicht der Eins in Musik, gefolgt vom Dilemma in Chemie. Trotz guter Mitarbeit… Toms winnefarbenes Flitzemountainbike mit Weitsprungfunktion erscheint plötzlich in Grau. Er isst zwar, aber es schmeckt ihm nichts. Bruni, seine Mutter, kann Tom noch zu einem Abendbrottee aus Honig, Fenchel, Anis, Thymian und Salbei überreden. Sein Bett ist frisch überzogen in sonnen- und mondgelben Farben, Tom fällt hinein und schläft sofort tief. Mochte er irgendwas träumen? Nein, diesmal gar nicht…

…seine nebelgraue Sesselliftbahn bringt ihn stattdessen weit hinauf auf den Berg Überall. Der heißt so, weil es einfach keinen höheren Berg gibt. Nein, der Mount Everest als höchster Berg der Erde ist nicht gemeint, auf den fährt ja auch trotz kühnster Träume keine Sesselliftbahn. Die Rede ist vom Berg Überall weit und breit. Tom muss sich schließlich einen neuen Überblick verschaffen auf all das Durcheinander da unten in der Welt und da er nicht wie ein Vogel fliegen kann, trägt ihn seine nebelgraue Sesselliftbahn hinauf. Lassen wir Tom ein wenig entschweben. Lassen wir Tom eine Auszeit.

Sollten wir Mut fassen, Du, ich, jeder für sich selbst oder mit anderen gemeinsam, nach deinem, meinem, unserem Berg Überall zu suchen? Mitunter bedarf es im Leben einer Rast. Allein die Möglichkeit diese zuzulassen und ihr einen Platz zu geben, bräche manches Trübtagegrau auf. Ganz schnell. Und überall.

Tobias Märksch

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