Der „eiserne Ziller“ im Lößnitzgrund

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Feierliche Enthüllung der Gedenktafel                                         Foto: D. Lohse

Aller guten Dinge sind drei – also will ich noch ein drittes, für Radebeul wichtiges Beispiel für eine einer Person gewidmeten Gusseisentafel vorstellen. Dieses soll dann die lockere Folge (sh. V+R 08/15, V+R 02/16) solcher Tafeln in Radebeul beenden.
Doch nun sollten wir uns in den Lößnitzgrund nahe des alten E-Werkes begeben, was am 4. Juni 2016 knapp über 20 Personen, darunter der Oberbürgermeister, Herr Wendsche und der 1. Bürgermeister, Herr Dr. Müller, auf Einladung des Gartenamtes der Stadt und der Roland-Gräfe-Stiftung taten, um die Wiedereinweihung dieses Denkmals für Moritz Ziller von 1898 zu erleben. Als Zeichen, dass die Zillers auch heute noch gekannt werden, darf man die Anwesenheit von mehreren Eigentümern bzw. Bewohnern von Zillerhäusern werten! Um die Jahreswende 2014/15 war zunächst der Eindruck entstanden, das die Denkmal erklärende Eisentafel sei gestohlen worden, schließlich wird leider auch andern Ortes Buntmetall und auch Eisen entwendet und zu Geld gemacht. Später klärte dann eine gedruckte Info an der Natursteinwand darüber auf, dass die alte Tafel offiziell abgenommen wurde, um sie reparieren, bzw. erneuern zu lassen. Da tat man wohl den zweiten Schritt vor dem ersten, aber schließlich wurde die zuständige Denkmalschutzbehörde beim LRA in Großenhain doch noch beteiligt. Und nun, nach reichlich einem Jahr, haben wir eine neue Gusseisentafel (H=42,5cm, B=79,5cm – die Maße 57 mal 31cm in der SZ vom 21.5.16 entsprechen nicht der Realität), auf der an das Wirken des Baumeisters Moritz Ziller und den „Verein zur Verschönerung der Lößnitz“ erinnert wird; Material, Abmessungen, Inhalt (Zum Gedenken an den Baumeister – Moritz Ziller – Begründer des Verschönerungsvereins – Erbaut 1898) und Schrifttypen alles gleich, also haben wir jetzt eine Kopie. Die schadhafte und schlecht lesbare Originalplatte wurde archiviert.
Frau Funke vom Gartenamt und der Kunstmaler Herr Gräfe, haben sich um den organisatorischen Ablauf gekümmert, wobei es zu einer kostenmäßigen Teilung kam. Für den Guss und die Schrift sorgte die Firma Frank Geißler zusammen mit dem Schriftgestalter Bernd Wendisch. Interessant für mich war ein technisches Detail im Prozess der Erneuerung: für die Oberflächenbehandlung der neuen Platte wurde „mein“ Bäckermeister, Tobias Schimmel, zu Rate gezogen, denn Bäcker wissen manchmal noch, wie die Schwärzung von Backblechen durch Einbrennen von Öl gemacht wird. Es hat geklappt, die Gusstafel im Lößnitzgrund wurde so schwarz versiegelt. Schauen wir mal, wie lange das an der frischen Luft hält!
Da ich nach Fehlen der Tafel ein wenig Wirbel gemacht hatte, wurde ich logischerweise gebeten, zur Wiedereröffnung ein paar Worte zur Familie Ziller und der Geschichte des Denkmals zu sagen. Als ehemaligem Mitarbeiter der ehemaligen Denkmalschutzbehörde in Radebeul fiel mir das nicht schwer, hier der Text meiner kurzen Rede vom 4. Juni 2016.

Wer war Moritz Ziller und warum setzte man ihm im Lößnitzgrund ein Denkmal?

Moritz Gustav Ziller (1838-1895) war der zweitälteste Sohn des Radebeuler Baumeisters Christian Gottlieb Ziller, wurde selbst Baumeister und war für die Lößnitzorte wohl der Wichtigste aus der Ziller-Baudynastie. Der ältere Bruder Ernst hatte als Architekt eine überregionale Bedeutung erreicht und wirkte in Wien und Athen.7-101_0701 Kopie
Moritz Ziller übernahm 1859 das väterliche Baugeschäft, was dann ab 1867 durch Einstieg seines jüngeren Bruders Gustav als Firma GEBR. ZILLER arbeitete und große Bedeutung durch Art und Zahl der errichteten Häuser für Radebeul und die Umgebung hatte. Heute würde man von Marktführer sprechen, ohne die anderen Baufirmen in der Lößnitz wie Große oder Eisold unterschätzen zu wollen.
Moritz und Gustav Ziller hatten dabei auch immer das Stadtbild der Ober- und Niederlößnitz im Blick, sie bauten also nicht nur Häuser, sondern entwickelten bewusst ganze Straßenzüge wie die heutige Eduard-Bilz-Straße, Dr.-Schmincke-Allee oder Zillerstraße. Das hatte sowohl gestalterische als auch wirtschaftliche Hintergründe. Zusätzlich gab bzw. gibt es in allen drei Straßen noch künstlerische Höhepunkte: die Stelen am Alveslebenplatz und die verschwundene Siegessäule am Königsplatz (Eduard-Bilz-Str./ Augustusweg), das Rondell mit Brunnen und vier March-Figuren (Dr.-Schmincke-Allee) sowie der Zillerplatz mit Springbrunnen.
Darüber hinaus wirkte Moritz Ziller ab 1880 im „Verein zur Verschönerung der Lößnitz“ mit und war bis 1892 dessen Vorsitzender. Nach ihm hatten u.a. Bernhard Große und Robert Werner den Vorsitz im Verschönerungsverein, der nach Zusammenschlüssen noch bis 1945 bestand. Ein wichtiges Anliegen dieses Vereins war u.a. die Gestaltung des Promenadenweges im Lößnitzgrund, wo die Firma Gebr. Ziller mit der „Meierei“ eine Baustelle hatte, wo sie Steinbrüche betrieb und Lagerplätze hatte. Um 1900 müssen wir uns den Weg längs des Lößnitzbaches weitaus vielfältiger gestaltet vorstellen, als wir ihn heute erleben können. Weitere Anliegen des Vereins waren der Erhalt der Lößnitzlandschaft sowie die touristische Begleitung der Gäste. Er veranstaltete Benefizkonzerte, verwendete die Erlöse für Wegebau und Beschilderung derselben und gab Broschüren und Landkarten heraus.
Als Moritz Ziller 1895 siebenundfünfzigjährig starb, beschloss der Verein, ihm ein Denkmal für sein langjähriges, erfolgreiches Wirken zu errichten. Ein Platz dafür wurde im Lößnitzgrund unterhalb des Grundhofes gefunden, dessen damaliger Eigentümer Ing. Dehne ein Stück seines Landes abgab. Das Moritz-Ziller-Denkmal wurde dann 1898 feierlich eingeweiht. Eine halbrunde Stützmauer ringt dem mit Laubbäumen bestandenen Steilhang eine platzartige, ebene Fläche neben dem Weg ab. Seit dem erinnert eine gusseiserne Tafel in der Mitte der Mauer an den Baumeister Moritz Ziller. Zwei Sitzbänke bieten auch heute noch Wanderern die Möglichkeit, hier eine Pause einzulegen und vielleicht über Moritz Ziller und dessen Leistungen nachzudenken.
Diese Anlage hat die Zeit von über 100 Jahren relativ gut überstanden, wahrscheinlich wurden die Sitzbänke mal erneuert. Doch im Jahr 2015 stellte man Schäden an der Gusstafel fest und die Stadt Radebeul beschloss im Zusammenwirken mit der Roland-Gräfe-Stiftung, die Tafel erneuern zu lassen. Allen Beteiligten sei gedankt.
Wie hätte man zu Zillers Zeiten jetzt gesagt: dem Schutze des Publikums empfohlen!

Zur Gruppe der Eisenplatten in Radebeul hatte ich ursprünglich noch ein paar weitere Ideen, so kenne ich eine historische, gusseiserne Ofenplatte mit Wappen und anderem Zierrat. Doch diese Ofenplatte passt insofern nicht in die Reihe, da sie sich auf keine in Radebeul bekannte Person bezieht und sich außerdem in einem Innenraum einer Radebeuler Villa befindet, d.h., wohl unter keinen Umständen von Interessenten betrachtet werden könnte. Das Ziel, alle Gusstafeln in Radebeul zu betrachten und vorzustellen, hatte ich mir diesmal nicht gestellt. Damit klappe ich das „Kapitel Eisen“ in V+R erst mal zu.

Dietrich Lohse

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