Es ist schön, dass wir manchmal auch zustimmende Post erhalten, diesmal sind gleich zwei Briefe zu meinem Artikel im Juniheft eingegangen. Einen schrieb uns Frau Ulrike Seifert aus Schöna und etwas später äußerte sich Herr Galle aus Radebeul. Wir möchten beide hier gern auszugsweise abdrucken.
Wie habe ich mich gefreut über diesen Beitrag im Juniheft mit dem Titel: „Ein viel fotografiertes, aber dennoch verschwundenes Haus im Lößnitzgrund“. Ab meinem 6. Lebensjahr wohnte ich mit meiner Mutter und meinem jüngeren Bruder für 5 Jahre (1950-55) in diesem Haus. Wir verbrachten dort sehr glückliche und freie Kinderjahre – im Häusel, wie wir es nannten. Man kann sagen, dass der Lößnitzgrund unser Kinderzimmer war. Wir 3 wohnten im kleinen Haus. Der Fußboden des Kellers bestand nur aus Erde. Ja, und es hieß, dies sei ein Winzerhaus. Die „Bimmelbahn“ hatte einen großen Reiz für uns, so dass mein Bruder einmal versuchte, sich an den letzten Wagen zu hängen. Gott sei dank ging das gut! Der Lößnitzbach war im Sommer der Hauptgewinn! Wir hatten Freude ohne Ende, auch wenn mal ein Kleidungsstück davonschwamm. Sehr interessant war es in der Grundmühle. Man konnte zusehen, wie sie arbeitete, in die Bäckerei konnte man schauen und es gab einen Laden, wo man die leckeren Backwaren kaufte. Da waren im Hof Enten, Hühner, Tauben und Schweine im Freien. An das große geschmiedete Tor bei unserm Haus erinnere ich mich gut und sah in dessen Dekor ein großes Spinnennetz. Die Zeit dort hat mich sehr geprägt und heute lebe ich in einem sehr ähnlichen Haus in der Sächsischen Schweiz, an der Elbe und wieder Bahnschienen davor! Mein Dank geht an Herrn Dietrich Lohse!
Herzlichen Dank, Frau Seifert, da wird doch mein Artikel durch Ihre Schilderung viel plastischer und auch lebendiger. Dank auch an Ihre Radebeuler Freundin, die Ihnen den Artikel geschickt hatte. Auf die benachbarte Grundmühle war ich nicht eingegangen, doch für Sie als Kind war da ja so viel los, geradezu spannend! Heute wird sich kaum noch einer erinnern, was sich da gleichzeitig oder auch nacheinander abspielte. Vielleicht widme ich dem Thema Grundmühle auch mal einen Artikel? Auf dem einen Foto von Frau Seifert kann man erkennen, dass zwischen Bach und den Gleisen ein kleiner Garten mit Stangenbohnen angelegt war. Überhaupt wundert man sich, wenn man heute von der Brücke schaut, wo denn da ein Haus gestanden hätte und nun auch noch ein Garten – die Natur hat sich alles zurückgeholt.
Herr Ronald Galle weiß als Nachbar ein paar sachliche Fakten zur jüngeren Geschichte der Lößnitzgrundstraße 38, die mir so noch nicht bekannt waren.
Meine Nachbarin Frau Helmgard Schmatz, die letzte Besitzerin der Lößnitzgrund-straße 38, lernte ich kennen, als sie gerade in den Ruhestand ging. Sie war die Leiterin der Dolmetschergruppe im Hygienemuseum Dresden gewesen und beherrschte mehrere Fremdsprachen, darunter englisch, französisch, russisch und weitere slawische Sprachen, teilweise sogar chinesisch. Im Ruhestand muss sie sehr einsam gewesen sein und wurde dann alkoholkrank. Das Haus verwahrloste in dieser Zeit immer mehr. Ob eine Entmündigung und Einweisung nach Arnsdorf damals die richtige Antwort auf ihre Krankheit war, darf aus heutiger Sicht bezweifelt werden. Genesen blieb sie in Arnsdorf wohnen, wo sie inzwischen wohl auch gestorben sein dürfte. Ab 1983 stand das Haus leer und wurde von Jugendlichen und anderen Personen geplündert und weiter zerstört. Hinweise an die Polizei blieben ohne Wirkung! Am 29. Mai 1984 (nach der Erinnerung von Herrn Galle) brannte das Wohnhaus durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung bis auf die Grundmauern des EG ab. Diese wurden vor dem Besuch von Kim Il Sung mit Planen abgedeckt. Eine Beräumung und Planierung erfolgte erst später, wohl 1985.
Vielen Dank auch Ihnen, Herr Galle. Sie haben durch Ihre Detailkenntnis meine Recherche in ein paar Punkten präzisieren können.
Dietrich Lohse