„Die nationale Einigung aber wäre nicht möglich gewesen, wenn die Kohle unter der Asche nicht glimmend gewesen wäre. Wer hat dieses Feuer gepflegt? Die deutsche Kunst, die deutsche Wissenschaft, die deutsche Musik: das deutsche Lied nicht zum wenigsten. Wir haben keine sächsische und keine preußische Musik gehabt, wir kennen keine partikularistische Musik in Deutschland. Wenn ein Lied gedichtet war, so war es einerlei wo, es war ein deutsches, und es ist das deutsche Lied und die Pflege der Musik eine Macht gewesen. Auch die Universitäten und mit ihnen die deutsche Literatur haben merklich mitgeholfen, das Nationalitätsgefühl wach zu halten. Die Wissenschaft appelliert an den Verstand, die Musik ans Gefühl, und das Gefühl ist, wenn es zur Entscheidung kommt, stärker und standhafter als der Verstand des Verständigen“ soweit Bismarck, zitiert aus einer Ansprache an die Dresdner Liedertafel im Mai 1892 und entnommen einem Vortrag von Dr. Ulf Morgenstern am 1. April 2013 im Spitzhaus.
Immer wieder hatte der Verein in den letzten Jahren in „Vorschau & Rückblick“ und im Amtsblatt auf sein Vorhaben des Einbaus einer Treppe in den Bismarckturm aufmerksam gemacht und zu Spenden aufgerufen. Idee war, dass allein aus dem Engagement der Bürger diese Treppe entsteht und sich die Stadtverwaltung im Gegenzug um die äußere Sanierung des Turmes und eine ansprechende Gestaltung des Umfeldes kümmert. Also eine Win-Win-Situation für Bürger und Verwaltung und den Turm sowieso, der, als ungenutztes Denkmal Wetter und anderen Grobheiten ausgesetzt, eine bzw. seine vollendete Nutzung erfahren soll und damit die Lücke zwischen Hoflößnitz, Spitzhaustreppe, Pavillon und Spitzhaus schließt. Nutzung schafft Pflege und Sicherheit für unser kulturelles Erbe, so die Idee. Und diese Idee lehnt eben auch an das Eingangszitat an, weil Kunst und Kultur, wozu wie selbstverständlich auch das gebaute Erbe zählt (wie auch Wissenschaft), als gemeinsames Fundament unserer Gesellschaft empfunden werden. Die Kultur kommt vor den Finanzen; Sinn und Zweck einer gesellschaftlichen Vereinbarung sind etwas anderes als Mittel, dieses zu erreichen.
Auf die Bedeutung der Werteorientierung anhand von Bismarck, gerade auch in unseren heutigen politischen Zeiten von Anfeindungen und Herabwürdigung von Menschen, wies auch Falk Drechsel, Lehrer am Gymnasium Klotzsche, in seiner Rede vom 1. April 2017 im Spitzhaus wie folgt hin: „Wenn ich bei Bismarck eben nicht aufhöre nach dem ´Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt‘, sondern fortsetze mit seinem und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt‘, dann bin ich bei Werteorientierung. Wenn ich darstelle, dass zu Otto von Bismarck eben auch seine Frau Johanna gehörte und beide eine wohl sehr innige Liebe verband, werden auch Obrigkeitspolitiker menschlich. Das muss nicht in Voyeurismus, Anekdotismus oder Kitsch ausarten. Und somit hege ich die Hoffnung, dass Bismarck im Geschichtsunterricht nicht nur gut ist, zur Erhellung der Vergangenheit beizutragen, sondern auch unser Verhalten in der Gegenwart ein wenig zum Positiven zu beeinflussen. Und dann hört es vielleicht endlich auf, dass Politiker als „Birne“ bezeichnet oder mit Farbbeuteln beworfen werden, dass ihnen entmenschte Praktiken unterstellt oder verächtlichmachende Sexualattribute zugestanden werden, dass wir ihren Gang durch eine Kunst- und Kulturstadt unter nachgemachte Tiergeräusche stellen oder sie auf Demonstrationsplakaten mal schnell an einen Galgen hängen. Und dass diejenigen, die sich selbst als Hüter und Kontrolleure der sozialen Ordnung akzeptiert sehen wollen, das, je nach eigenem politischen Wahrheitsanspruch, schließlich unter das Postulat „Meinungsfreiheit“, „Kunst“ oder „Satire“, welche vermeintlich alles dürften, stellen.“
Und jetzt kommt sein entscheidender Satz, den wir uns immer wieder verinnerlichen sollten: Unter unserem politisch unstrittigen Grundkonsens der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gibt es noch einen. Einfacheren. Sowas macht man nicht.
Dass unsere Treppen-Idee als Nutzungskonzept funktioniert, zeigte schon der provisorische Treppeneinbau 2007. Damals kamen in nur vier Wochen über 1.000 Besucher, um einen Blick von der Turmkrone in das Elbtal zu werfen. 2013 begann dann unsere konkrete Werbeaktion, die wir nun am 26. September 2018 vorerst mit dem Einschweben der Treppe krönen konnten. Die Treppe basiert auf einem Entwurf der Architekten Baarß & Löschner und wurde von der Metallbaufirma Göpel aus Glashütte gefertigt. Bauherr ist die Stadt Radebeul, an die der Verein die Spenden per Vertrag zweckgebunden übergibt; denn die Stadt ist besser als der Verein in der Lage, die Leistungen auszuschreiben, zu überwachen und den Bauablauf zu koordinieren. Zudem ist der Turm ja sowieso städtisches Eigentum und damit dann auch die mit ihm verbundene Treppe.
Wir haben seit 2013 nunmehr deutlich über 200.000 € Dank von etwa 900 Spendern hierfür gesammelt, wovon bisher rund 200.000 € für Werbung und folgende Gewerke ausgegeben wurden:
1. Gerüstbau, Radebeuler Dachdecker
2. Bodenplatte und Maurerarbeiten, Baugeschäft Bialek
3. Schlosserarbeiten, Metallbau Anders OHG
4. Stahlbauarbeiten, Metallbau Göbel GmbH
5. Baustrom, Elektro Schröter
6. Anschluss Baustrom, Stadtwerke Elbtal
7. Blitzschutz, Blitzschutzanlagenbau Müller
8. Statik, Ingenieurbüro Simon und Ingenieurbüro Liebau
9. Elektroplanung, Ingenieurbüro Kießling
10. Bauplanung, Baarß und Löschner Architekten
Aus stehen noch die Podestfläche und das Schiebedach, die Stufenbeläge, die Zugangskontrolle mit Drehkreuz und die Eingangstür, die Elektroinstallation und einige Kleinigkeiten. Auch hierfür haben wir bereits einiges an Mitteln beisammen, aber es fehlen uns noch rund 20.000 €. Wir rufen daher nochmals alle diejenigen auf, die dann gern den Rundumblick über Dresden, Cossebaude, Meißen und Moritzburg genießen wollen, dieses Vorhaben zu unterstützen. Ab 500.- € wird man Podestpate; ein ganzes Podest (es gibt acht) ist für 6.000 € auch für sich oder eine Interessensgruppe zu erwerben. Alle diese Unterstützer werden dann gut sichtbar namentlich verewigt – wenn sie es wollen.
Abgesprochenes Ziel mit der Stadtverwaltung ist es dann, den Turm ab dem 1. April 2019, Bismarcks 204tem Geburtstag, zu eröffnen. Wenn der Turm fertig ist, gilt es noch, einen weiteren Mehrwert zu schaffen: Mittels einer Computersimulation soll es dann möglich werden, sich zu den heutigen Sichtbeziehungen die Sichtbeziehungen zu bestimmten zurückliegenden Jahren anzusehen, z.B. Radebeul um 1900 oder um 1800. Wir erhoffen uns damit eine Dokumentation der Stadtentwicklung mit all ihren Vorzügen und Nachteilen. Dies wird aber nicht möglich sein ohne die Einbindung von Schulen und entsprechend heimatkundlich dort orientierten Projekten.
Bitte helfen Sie mit, werden Sie Stifter, recherchiert zur Geschichte!
Jens Baumann