Wenn ich in der Überschrift »aus Meißen« schreibe, meine ich natürlich Produkte der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, also keine Münzen aus Kupfer, Silber oder einem anderen Metall. Hierbei handelt es sich um ein eher selten betriebenes Sammelgebiet innerhalb der Numismatik, was auch daran zu erkennen ist, dass man kaum Tauschpartner findet. Ich selbst kam vor etwa 40 Jahren auf die Idee, weil meine Sammlung von sächsischem Silber nicht über die »10-Stück-Marke« hinauskam. Aber eine Sammlung lebt davon, dass sie wächst. Eine Kollektion von schönen Stücken aus Böttger-Steinzeug (braun) oder Porzellan (weiß) kann man leichter erweitern – bis auf wenige besonders rare Stücke findet man sie auf Flohmärkten zwischen 3 und 10 €.
Und es sind immer künstlerisch gestaltete Nebenprodukte der Manufaktur mit den berühmten gekreuzten Schwertern. Doch sollte man sie vorsichtig aufbewahren, denn sie sind, anders als ihre metallischen Schwestern, zerbrechlich, was ich bisher aber nur einmal erleben musste.
Eigenes Städtenotgeld, wie z.B. Dresden, Meißen, Freiberg oder Gotha hatten Radebeul bzw. die Radebeuler Gemeinden meines Wissens nicht in Meißen auflegen lassen. Doch war das sächsische Notgeld von 1920/21 aus Böttger-Steinzeug (zu 20 u. 50 Pfennig und zu 1 u. 2 Mark sowie zu 5, 10 u. 20 Mark, die 3 letzteren mit Teilvergoldung) auch für kurze Zeit in Radebeul in Umlauf. Avers sieht man die Werte als Zahlen, Revers neben heimischen Früchten und Figuren in bestimmter, für Sachsen typischer Tätigkeit sowie die Schwerter. Die zeittypische Gestaltung wirkt aus heutiger Sicht vielleicht etwas verspielt. Böttger-Steinzeug ist in Meißen im frühen 18. Jh. noch vor dem weißen Porzellan erfunden worden. Nach dem 1. Weltkrieg, wo alle Arten Metall in die Rüstung gegangen waren, herrschte Mangel an Metall auch für die üblichen Münzprägungen. Wohl auch deshalb besann man sich wieder des Porzellans und Böttger-Steinzeugs. Aber lange hielten sich diese Notgeldmünzen hier nicht, dann kam die Inflation und es war wohl auch etwas sperrig im Geldbeutel. Doch nun kommen wir in chronologischer Folge (soweit erkennbar) zu den Radebeuler Plaketten.
1922 Weinbaugenossenschaft Oberlößnitz mit dem Schloss Hoflößnitz (Abb. 1), D= 42mm in Weiß u. Braun, einzelne Exemplare auch teilvergoldet. Anlass dieser Auflage dürfte das Ende der Fertigstellung des Rück- u. Umbaus der Hoflößnitz (1912-21) unter Arch. Emil Högg gewesen sein.
1924 »Für den Bau einer Schwimmhalle der Lößnitz« (Abb. 2), D= 40mm in Weiß u. Braun. Die Geldsammlung durch den Verkauf der Plaketten hatte neben anderen Gründen nicht für den Bau gereicht. Vergleichen Sie hierzu meinen Artikel in V+R 06 u. 08 / 91.
1962 Radebeuler Kulturtage mit dem Jacobstein, D= 19mm in Braun, gelocht mit schwarz-rot-goldener Kordel.
1963 Radebeuler Kulturtage mit dem Jacobstein (Abb. 3), D= 24mm in Weiß, gelocht mit rosa Kordel. Mit nur zwei Jahrgängen scheint diese Idee leider nicht zu einer Tradition geworden zu sein. 1974 Stadt Radebeul mit Stadtwappen, D= 42mm in Braun, gelocht mit schwarz-rot-goldener Kordel. War das vielleicht als Erinnerung für Gäste unserer Stadt (damals war Melnik eine Partnerstadt) gedacht? Etwas in der Art ließe sich vielleicht zum Radebeuler Herbst- und Weinfest wieder mal auflegen.
1978 80 Jahre Druckmaschinenwerk »Planeta«, D= 65mm in Weiß.
1988 Karl-May-Museum Radebeul mit Indianerkopf (Abb. 4), D= 50mm in Braun.
Nach 1990 Schloss Wackerbarth mit dem Bild des Belvedere (Abb. 5), D= 50mm in Weiß, gelocht mit blauem Band.
Wie ich weiß, fehlen mir in meiner Radebeul-Kollektion mindestens noch zwei Stück – Landesbühnen Sachsen (1958) und eine weitere Plakette der Planeta (1971). Ein richtiger Sammler hat ja immer Hoffnung!
Für einen Münzsammler ist entsprechende Literatur eine wichtige Hilfe, nicht nur wegen der Preise. Das gilt selbstverständlich auch für mein dargestelltes Spezialgebiet. Meines Wissens sind bisher die Zeit der Weimarer Republik (den »Zeppelinflug« z.B. habe ich noch nicht) und die Zeit des 3. Reiches ohne Katalog geblieben, ebenso die Zeit von der Wende bis heute. Von 1947 bis 1990 gibt es jedoch sieben Katalogbände – fünf vom Transpress-Verlag Berlin und zwei vom Verlag Tierbs, Pirna. Das ist schon recht hilfreich.
Ein Sammler dieser hübschen Nebenprodukte der Manufaktur Meißen wird sich natürlich nicht auf die wenigen Radebeuler Stücke beschränken wollen. Er möchte ganz sicher das Sammeln deutschlandweit betreiben und vielleicht zu einem besonderen Anlass auch thematische Teile seiner Sammlung – wie berühmte Köpfe, z.B. die Professoren der TH/TU Dresden, interessante Gebäude oder Wappen – als eine kleine private Ausstellung gestalten.
Dietrich Lohse