„Sybillen zwischen heidnischer Weissagung und christlicher Prophetie“ – So hieß vor 20 Jahren eine Ausstellung im Weinbaumuseum Hoflößnitz. Die Kuratorin dieser Ausstellung war Ingrid Zeidler, Museumsleiterin von 1981 bis 2009.
Die selbstbewusste Visionärin feierte im November 2019 ihren 70. Geburtstag.
Radebeul ist ihr Geburtsort und war lange Zeit ihr privater und beruflicher Lebensraum.
In Diesbar-Seußlitz führte sie gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Ronald nach 2009 ein kleines Café. Ein Rückzugsort war das für sie nicht gewesen. Bis heute kümmert sie sich mit Freunden und Seußlitzern ehrenamtlich um das Schloss und die Parkanlage.
Ich lernte Ingrid 1972 an der Schule Oberlößnitz in Radebeul kennen. Dort war sie Lehrerin für Deutsch und Geschichte. Kurz danach wechselte sie als Assistentin im Wissenschaftsbereich „Alte Geschichte“ an die Pädagogische Hochschule Dresden. Mit Hochachtung und Begeisterung erzählt sie noch heute von ihrem Mentor Dr. Gerhard Billig, den sie auch zu Ausgrabungen in Wermsdorf begleitete. Er war es, der ihr Mut machte, ihren eigenen Lebensweg zu finden und zu gehen.
Zu ihren Vorbildern zählt auch der Puppenspieler Carl Schröder, den sie in den 80er Jahren kennenlernte. Seine einfache, kreative und herzliche Lebensart wurden zum Bestandteil ihrer Suche nach dem, was sie in ihrem Leben möchte.
1981 löst Ingrid Zeidler die damalige Museumsleiterin der Hoflößnitz Frau Dahms ab und beginnt 1984 ein externes Studium der Museologie in Leipzig.
Zu DDR-Zeiten wurde die Hoflößnitz zum Treffpunkt vieler Künstler. Es war auch eine Zeit, in der sich Familien zu Festen und Spielen in der Anlage treffen. Noch heute schwärmen meine Kinder von der angenehmen Atmosphäre die damals herrschte.
Restaurierungsarbeiten im Schloss, mit gleichzeitiger Ausstellungsarbeit und der Erstellung einer neuen Konzeption zum Weinbau kennzeichnen den damaligen Arbeitsumfang der Museumsleiterin.
Interessante Kontakte zu Gunter Herrmann und seiner Familie, zu Prof. Dr. Magirius, Ralf Kerbach und der Familie Aust sind inspirierend und für ihre Arbeit gewinnbringend.
Bereits vor der Stiftungsgründung 1996 zum Weingutmuseum Hoflößnitz erstellt Ingrid Zeidler eine 1. Konzeption zum ökologischen Weinbau in der Region. Geschäftsführer des neuen Weingutes war Gerhard Roth aus Franken. Klaus Vogel übernahm den Vorsitz der Stiftung und Frau Zeidler bleibt Museumsleiterin.
Die ständige Ausstellung zum historischen Weinbau in Sachsen wird neu überarbeitet. Wichtige Mitarbeiter sind Elisabeth Aust, Mathias Blumhagen und Maik Huth.
Im Jahr 1998 ist das Gesamtkonzept der Hoflößnitz als Stiftung, wirtschaftliches Weingut (GmbH) und Schoppenstube fertig. Sonderausstellungen wie: „350 Jahre Lust und Berghaus“ (2000), „Kutte und Kelter- die Zisterzienser und der Wein“ (2002), „Weinland Burgung“ (2004) und „400 Jahre Terrassenweinbau“ (1999) bereichern die Angebote, ebenso die beliebte Kammermusikreihe.
Eine kontinuierliche museumspädagogische Arbeit für Schulen, Kindergärten und Familien gehören zur Museumsarbeit von Anfang an dazu.
2009 wird dann allen Mitarbeitern der Hoflößnitz, bis auf den Hausmeister und der Museumspädagogin, gekündigt und erhalten teilweise eine Entschädigung. Neuer Chef der Stiftung wird Rechtsanwalt Dr. Kramer, neuer Geschäftsführer Herr Hahn.
In der Laudatio zum 70. Geburtstag von Ingrid Zeidler möchte ich nicht auf die Gründe für diese Kündigungen eingehen. Ich kann aber nicht unerwähnt lassen,wie kränkend und auch gesundheitlich schädigend diese Kündigung nach all den Jahren für sie war.
Rudolf Steiner sagte einmal: „Alles im Leben ist Rhythmus und Veränderung und es ist wichtig, dass wir diesen Veränderungen offen zustimmen.“ Das hat Ingrid Zeidler längst getan.
Inneren Halt und tiefes Glücksempfinden bedeuten für sie ihre Kinder Eiko, Inka und Sebastian.
Ihren Geburtstag hatte sie in Diesbar-Seußlitz mit Freunden und mit ihrer Familie gefeiert.
Dabei sein wird in ihren Gedanken auch Carl Schröder, dessen Herzenswärme ihr Mut und Kraft gaben.
Danke, liebe Ingrid für deine intensive Arbeit zur Entwicklung der Hoflößnitz und für deine Freundschaft.
Petra Maria Neumann