Malerei und Grafik von Renate Winkler in der Fachhochschule der sächsischen Verwaltung Meißen
Seit vielen Jahren schon präsentiert der Verein der Freunde und Förderer der Fachhochschule Ausstellungen regionaler Künstler. Dem liegt der kluge Gedanke des Gründungsrektors und langjährigen Vereinsvorsitzenden Werner Schnabel zugrunde, Verwaltungsfachkräfte sollten schon während ihres Studiums und quasi „nebenher“ erfahren, dass die Welt größer ist, als Verwaltung vermuten lässt und der Himmel mehr Farben unter sich vereint, als das Grau der Theorie.
Die Ausstellung „Unter einem Himmel“ der Radebeuler Malerin und Grafikerin Renate Winkler reflektiert diesen Gedanken auf ganz eigene Weise. Seit mehr als zwanzig Jahren begeistert sich die Malerin für die arabischen
Wüstengebiete, für die kargen Landschaften des Sinai und für die dort lebenden Menschen. Sie ist immer wieder fasziniert vom Leben der Beduinen, die bei aller Einfachheit, ja, mit unseren Augen gesehen, geradezu Ärmlichkeit, ein so hohes Maß an Herzlichkeit und Gastfreundschaft zeigen, wie es hierzulande schon lange undenkbar ist. Da hat sie gelernt zu staunen, was es „unter einem Himmel“ für Möglichkeiten gibt für den, der bereit ist, sich darauf einzulassen.
Und also zieht es sie immer wieder ins „Heilige Land“, einmal sogar nach einer schweren Operation gegen den Rat ihrer Ärzte, denn „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“.
Renate Winkler schreibt es dem stillen Vermächtnis ihres Großvaters zu, dass sie sich von klein auf angezogen fühlte von den Künsten. Martin Klippel hatte in Meißen als Kunstmaler gelebt und war noch vor ihrer Geburt verstorben. Dennoch glaubt sie, dass er es war, der ihr diese Sehnsucht vererbt hat, die so ganz elementar wirkende Sehnsucht nach Kunst und künstlerischem Tun.
Es war gar nicht von Anfang an das Malen – sie war Statistin bei den Landesbühnen, tanzte bei Palucca. Natürlich hat sie auch Ton geknetet. Da ist sie später drangeblieben und hat schließlich einen Abschluss als Keramik-Zirkelleiterin gemacht. Während der zugehörigen Ausbildung hat sie von Menschen wie Prof. Kaiser von der Burg Giebichenstein oder Lothar Sell aus Meißen lernen können. Die Eindrücke sind unvergesslich geblieben. Und sie profitiert noch immer davon.
Das Elternhaus hatte ihr in Mitten von Büchern eine gediegene, fast bürgerliche Bildung ermöglicht. Der Vater achtete ihren Hang zur Kunst, hatte aber darauf bestanden, dass sie erstmal was Ordentliches lernte. Und da die Meinung von Vätern damals noch Gewicht hatte, ist sie zunächst Kindergärtnerin geworden und hat dann noch Pädagogik studiert. Dann arbeitete sie an der Fachschule für Kindergärtnerinnen. Das sind Berufe, die den Tag ausfüllen. Dennoch blieb der Traum von einer eigenen künstlerischen Tätigkeit in ihr immer lebendig.
Mit ihrem Eintritt in den Grafikkurs bei Markus Retzlaff im Atelier Oberlicht begann sich der Traum zu erfüllen. Seither ist Renate Winkler, wie ihr Mentor Retzlaff sagt, zu einer Künstlerin gereift, die „eins scheint mit ihrer Grafik, ihrer Malerei, die nicht Vollkommenheit sucht, sondern Lebendigkeit“.
Ihre Bilder entstehen zu Hause an der Staffelei. Von „draußen“ bringt sie Skizzen und Fotos als Erinnerungshilfen mit. Vor Ort zu zeichnen gelingt ihr eher selten. Wer zeichnet, sagt sie, darf nicht ungeduldig sein. Vor allem nicht mit sich selbst. Aber das Foto allein reicht nicht aus. Damit das Bild gelingt, muss sie die Situation erlebt haben. Sie braucht die unmittelbare Lebendigkeit „unter einem Himmel“, sich von ihr ergreifen und zum Bild drängen zu lassen.
Die Meißner Ausstellung zeigt Arbeiten der Künstlerin aus dem letzten Jahrzehnt, Arbeiten, die von Erlebnissen im Orient, in Persien, Ägypten oder im Sinai ebenso inspiriert sind, wie von Spaziergängen durch das heimische Radebeul. Denn alles liegt – und das ist Renate Winklers beinahe politische und nicht mehr von jeden gern gehörte Botschaft – alles liegt „unter EINEM Himmel“.
Thomas Gerlach
Ein Kommentar
Danke lieber Thomas
Renate