1. Zum Thema: „Mohrenstraße/ Mohrenhaus Debatte“
Von den Beiträgen im Märzheft haben die „Mohren“- Artikel wirklich das Zeug zum Aufreger. Das Thema entspricht dem gegenwärtigen Zeitgeist und hat in Deutschland bei einer Minderheit ein solches Echo gefunden, dass man nur staunen kann.
In der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt gibt es ebenfalls seit etwa zwei Jahren eine Initiativgruppe, die sich gegen den Straßennamen „Nettelbeckufer“ mit verschiedenen Aktionen wendet. Joachim Nettelbeck (1738-1824) war ein deutscher Seefahrer, der mit seiner Biografie heute als Sklavenhändler bezeichnet wird und eine neue Bewertung erfährt. Deshalb soll diese Straße umbenannt werden, nach einem deutschen Bürger, der einen farbigen, afrikanischen Vater hat, der aber sein gesamtes Leben in Deutschland verbrachte. — Diese Sache ist noch nicht entschieden, da die Stadtpolitiker dazu eine differenzierte Meinung haben.
Gern wird hier in Thüringen auf den Beispielfall Martin Luther verwiesen, der in seinen späteren Lebensjahren bösartige, antisemitische Standpunkte vertreten und veröffentlicht hat. Bewertet man diese Luther – Äußerungen nach dem Kenntnisstand unserer Generation, müssten alle Luther – Kirchen, Straßen – und Institutionen, wie auch meine Radebeuler Taufkirche, umbenannt werden. Hieran wird die Problematik sehr deutlich und, ich denke, wir brauchen dazu einfach etwas mehr Geduld und Stehvermögen, um dem gesunden Menschenverstand wieder zum guten Normativ in unserem Leben zu verhelfen.
Und so kann ich Ihren beiden Autoren Dietrich Lohse und Thomas Gerlach nur zustimmen, deren Argumenten ist nichts mehr hinzuzufügen.
Übrigens gibt es in meinem Wohnort Neudietendorf ein traditionsreiches Gymnasium, das auf die Evangelische Brüdergemeine zurück geht. Diese Schule führt seit 1997 den Namen der Schwestern Frieda und Margarethe von Bülow, welche vor rund 150 Jahren lebten und dieses Gymnasium ebenfalls besuchten. Margarethe von Bülow gilt als die Begründerin des deutschen Kolonialromans. Gegenwärtig untersucht ein Germanistikstudent, ob dieser Name noch verantwortbar ist. Da ich eine dieser Studentenarbeiten beurteilen durfte, erlebte ich ein großes Erstaunen, als ich erklärte, diese Zielstellung nicht zu teilen.
Dieses Gymnasium wurde auch von den drei „reichen“ Thienemann – Schwestern, Töchter eines Bankers und Unternehmers, besucht, die später die drei „armen“ Hauptmann – Brüder heirateten, wovon Gerhard der bekannteste wurde. Dadurch entstand eine witzige Verbindung vom Thüringer Pietisten — Neudieten – Dorf zur Kultur – und Wein — Stadt Radebeul. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Abschließend mein Wunsch an Ihre großartige Truppe von Vorschau & Rückblick, von denen die Mehrzahl doch sicher ehrenamtlich jeden Monat Zeit finden muss, um das Heft zur Welt zu bringen: Lassen Sie sich nicht klein kriegen, solch ein Kulturverein wird dringend gebraucht !!!
Arndt Dietmar Schumann (v.d. Red. gekürzt)
2. Zum Thema: Holzbildhauer Reinhold Langner in den Heften 1-3, 2018
Sehr geehrter Herr Lohse,
Sie können sich meine Freude nicht vorstellen als ich Ihren Artikel im Internet fand über einen Fassboden des Weinhändlers Valentin Franz, der sich in Radebeul in der Hoflößnitz befindet.
Ich bin die Tochter, und dieser Fassboden ist ein Teil meiner Jugend und unserer Familie. Meine Mutter ist Dresdnerin, mein Vater gebürtig aus Gau-Algesheim in der Nähe von Bingen am Rhein. Er kam als Weinfachmann nach Dresden und die beiden haben 1934 geheiratet. Das Ladengeschäft in der Grunaer Strasse 32 haben sie am 1. April 1936 eröffnet und sich zu diesem Anlass von Reinhold Langner diesen Fassboden mit dem Motiv „Die Geschichte des Weines nach der persischen Sage von König Darius“ schnitzen lassen. Beim heraussuchen der alten Photos (es gibt nur 4 als „Heiligtum“ in der Familie gehütete Photos) bemerke ich mit Erstaunen, dass zu diesem Zeitpunkt dieser noch ohne den Namen meines Vaters war.
Der Fassboden hatte einen Ehrenplatz im neuen Zuhause meiner Eltern in Rüdesheim und wurde viel bewundert. Leider mussten wir ihn verkaufen und es macht mich unendlich glücklich, zu wissen, dass er nun genau dort ist, wo er hingehört, in Radebeul.
Diese und noch ein paar sehr wenige „Heiligtümer“ konnten nur gerettet werden, weil meine Eltern sie im Erzgebirge ausgelagert hatten. Sie haben alles, wirklich alles an diesem 13./14. Februar verloren, aber meine Mutter hat mit ihren beiden Kindern wie durch ein Wunder überlebt.
Evelyn Duckwitz geb. Franz (v.d. Red. gekürzt)