Zur Eröffnung der Ausstellung „Überblick-Bilder aus fünf Jahrzehnten“ des Malers und Grafikers Peter Pit Müller sah ich auch Sabine Hänisch unter den zahlreich erschienenen Gratulanten.
Erst danach erfuhr ich, dass sie seit dem 1. Juli in den Ruhestand gegangen war. Grund genug, Sie zu einem rückblickenden Gespräch für „Vorschau & Rückblick“ zu bitten, dem Frau Hänisch gern nachkam.
Seit der Eröffnung des Käthe-Kollwitz-Hauses Moritzburg anlässlich des 50. Todestages von Käthe Kollwitz am 22. April 1995, war Sabine Hänisch die Geschäftsführerin. Als Mitarbeiterin in der Tourist-Information Moritzburg begleitete sie schon vor der Eröffnung die Bauphase des Hauses auf dem Rüdenhof.
Bis zu dieser grundlegenden Sanierung hielt hier der Freundeskreis – „Käthe Kollwitz Haus“ in Moritzburg die Erinnerung an diese herausragende Grafikerin, Zeichnerin und Bildhauerin in ehrenamtlicher Arbeit wach.
Im Bewusstsein, dass sich in Moritzburg der einzige erhaltene authentische Aufenthaltsort dieser großartigen Künstlerin befindet, hat nach 1989 die Kreissparkasse Köln als Trägerin des dortigen Käthe Kollwitz Museum Unterstützung angeboten, das Sterbehaus von Käthe Kollwitz als Erinnerungsort für die Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Gemeinsam mit den Partnern aus Köln hat dann die Gemeinde Moritzburg eine Stiftung gegründet – eine der ersten in Sachsen.
Sabine Hänisch, die Mitglied im Freundeskreis war und ist, wurde die Geschäftsführerin der Stiftung Käthe Kollwitz Haus Moritzburg. Gemeinsam mit weiteren engagierten Fachleuten, u.a. der Enkelin von Käthe Kollwitz, Frau Dr. Jutta Bohnke-Kollwitz, wurden das inhaltliche und räumliche Konzept erarbeitet.
Pünktlich am 22. April 1995 öffnete dann zum ersten Mal das Käthe Kollwitz Haus offiziell die Türen.
Die Dauerausstellung in den oberen sieben Räumen, von denen nur zwei von Käthe Kollwitz bewohnt worden waren, bilden das Kernstück des Museums. In den unteren Räumen sollen wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen das Haus lebendig halten.
Die Vorstellung, dass Sabine Hänisch das Haus allein betreuen kann, erwies sich sehr schnell als unrealistisch.
Noch im Herbst 1995 wurde mit Margit Kamptner eine zweite Mitarbeiterin in Teilzeit eingestellt, die bis heute sehr engagiert im Haus tätig ist.
Mit der Verabschiedung des Kulturraumgesetzes in Sachsen erfolgte zeitgleich die verbindlich Festlegung, dass Kultur eine Pflichtaufgabe für die Kommunen ist. Gleichzeitig diente es der finanziellen Unterstützung der Kommunen bei der Erfüllung dieser Aufgabe.
In den folgenden Jahren gelang es Sabine Hänisch durch Sonderausstellungen dem Haus ein besonderes Profil zu geben. Drei Schwerpunkte waren der Leitfaden: Käthe-Kollwitz- Preisträger (z.B. Kurt Querner, Arno Mohr, Harald Metzkes) – der Preis wird schon seit 1962 durch die Akademie der Künste Berlin vergeben, Zeitgenossen von Käthe Kollwitz ,(z.B. Heinrich Zille. Ernst Barlach, Edward Munch) und grafisch arbeitende Gegenwartskünstler (z.B. Elke Hopfe, Heike Wadewitz, Angela Hampel). Insgesamt konnten so Werke von über einhundert Künstlern präsentiert werden.
Gefreut hat sich Sabine Hänisch über die Gestaltung des Außenbereiches mit Hilfe zusätzlicher europäischer Fördermittel der LEADER Region Heidebogen in den Jahhren 2011/2012. Dadurch konnten für die Ausstellungsobjekte und die Veranstaltungen im Außenbereich ein ansprechenderes Ambiente geschaffen werden. Die Feuer in der großen Stahlschale des Künstlers Günter Schöttner waren dabei immer ein Höhepunkt. Leider führten dann finanzielle Engpässe dazu, dass diese zwar schönen, aber nicht zum Pflichtprogramm gehörenden Veranstaltungen wegfallen mussten.
Mit der Einrichtung der Grafikwerkstatt 2019 gelang ein wichtiger und zukunftsträchtiger Schritt.
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zusammen mit der Malerin und Grafikerin Maja Nagel war nicht nur Erfüllung einer Satzungsaufgabe, sondern eine besondere Freude und und immer Bestätigung der langjährigen Bemühungen des Museumsteams, das Werk und das humanistische Gedankengut von Käthe Kollwitz zu vermitteln.
Um so schmerzhafter waren die zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten, die sich seit 2018 entwickelten. Neue Kriterien der Förderung des Kulturraums führten dazu, dass die Gelder für das Käthe Kollwitz Haus stark reduziert wurden. Nur Dank des großen öffentlichen Drucks, konnte die Existenz zunächst wieder gesichert werden. Es bleibt die Aufgabe der Kollwitz-Stiftung, gemeinsam mit dem Kulturraumes Meißen – Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, der Gemeinde Moritzburg und dem Freistaat Sachsen eine langfristige Lösung für die Finanzierung zu finden.
Sabine Hänisch boten die gesellschaftlichen Verhältnisse wenige Jahre nach der Wende die Möglichkeit hier als Quereinsteiger in einen Traumberuf arbeiten zu können. Später hat sie noch ein Studium Kulturmanagement an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Dresden absolviert. Für sie blieben die kreativen Phasen, gemeinsam mit Künstlern Ausstellungen zu konzipieren und zu realisieren, die schönsten und die, die am meisten bereichert haben.
Sie bezeichnet rückblickend ihre Arbeit im Käthe-Kollwitz-Haus als sehr erfüllend. „Sich für das Andenken an eine Künstlerin wie Käthe Kollwitz einzubringen, deren Werk und Gedanken lebendig zu halten, war eine wunderbare Aufgabe. Als Mensch und Künstlerin, als Frau und Mutter beeindruckt mich ihr couragierter Lebensweg. An ihr können wir uns auch heute noch in vielen Lebensfragen orientieren.“
Das ist es, was bleibt – auch für Sabine Hänisch, wenn sie jetzt in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist.
Wir wünschen Ihr für die Zukunft viel Zeit, um mit Freude die Vielfalt der Künste zu genießen.
Der Nachfolgerin, Frau Anke Rödel, wünschen wir viel Kraft für die anstehenden Aufgaben.
Ilona Rau