Am 7.7. berichtete die Sächsische Zeitung in einem großen Beitrag über die „Entdeckung“ einer Bunkeranlage unter dem Schulhof der heutigen Roseggerschule an der Wasastraße. Für einen damals adoleszierenden Zeitzeugen war das natürlich „kalter Kaffee“. Denn als ich die abgedruckten Bilder sah, öffneten sich mit einem Schlag die Fenster in meine Schulzeit an der einstigen „POS German-Titow“. Mitte der 1980er Jahre wurde hinter dem ehrwürdigen Schulgebäude zur Erweiterung der räumlichen Kapazitäten ein zeittypischer Plattenkasten errichtet. Im Zuge dieser Arbeiten musste wohl auch auf ebendiesen Bunker gestoßen worden sein.
Uns Kindern im besten Bengelalter blieb die damalige Entdeckung natürlich nicht verborgen. Bagger hatten an einer Stelle ein überaus einladendes Loch zum Tunnelsystem durchbrochen, welches für viele Wochen einen dankbaren Zugang für allerlei „geheime“ Erkundungen bot. Dieser Spielplatz mit verzweigten Gängen aus „uralten Zeiten“ war natürlich der Clou. In einer teils zugeschütteten Ecke hofften wir bei Grabungen auf verborgene Schätze. Waffen oder gar Gerippe konnten wir zu unserer Enttäuschung allerdings leider nicht finden.
Aber es gab etwas anderes Faszinierendes: Leuchtfarbe an den Wänden! Nachdem sie mit Taschenlampen angestrahlt wurden, boten die Streifen auch bei absoluter Dunkelheit beste Orientierung. Schließlich kamen wir auf die Idee mit Messern die Farbe abzukratzen, um sie, gut verwahrt in Marmeladengläsern, als Trophäe im heimatlichen Kinderzimmer zum Leuchten zu bringen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sich das unterschiedlich beleuchtete Pulver, scheinbar wie glühende Asche, im gedrehten Glas bewegte. Lange Zeit zierte auch eine selbstgemachte Leucht-Maske die Wand über meinem Kopfteil und sorgte in mancher Nacht für gruselige Momente.
Doch Maske und Glas sind heute unauffindbar, wie wohl die recht unbeschwerte Jugendzeit…
Sascha Graedtke