Mit dem Rollator durch Radebeul

Immer häufiger sind sie im Straßenbild zu sehen; kleine, für alte und behinderte Menschen sehr nützliche Gefährte, die Rollatoren. Sie verhelfen den betroffenen Menschen zu mehr Beweglichkeit und mehr Sicherheit und geben ihnen ein Stück Unabhängigkeit zurück. Ich spreche aus Erfahrung, benutze ich doch seit fast sechs Jahren so ein Hilfsmittel. Aber leicht ist das in Radebeul nicht! Da sind zuerst einmal die Hindernisse, die nicht abzustellen sind, Steigungen, die je nach persönlicher Kondition nicht mehr überwindbar sind und zwar sowohl nach oben wie auch nach unten. Dazu gehören für mich zum Beispiel der Anstieg der Weinbergstraße vom Lößnitzgrund aus oder der Beginn der Zillerstraße von der Meißner Straße her. Gut, damit muss ich mich abfinden und einen anderen Weg suchen, auch wenn dieser etwas weiter ist. Zur Weinbergstraße komme ich auch, wenn ich am Weißen Ross den Augustusweg entlang gehe und dann in die Hoflößnitzstraße einbiege. Anstelle der Zillerstraße kann ich den Körnerweg nehmen. Aber es gibt auch Hindernisse, die beseitigt werden können. Das ist zum einen der schlechte Zustand vieler Radebeuler Fußwege. So schön wie es ist, wenn die Straßen von Bäumen gesäumt werden, aber an vielen Stellen wachsen die Wurzeln bis weit in den Fußweg hinein. Damit machen sie nicht nur behinderten Menschen das Leben schwer, sie stellen auch eine Gefahr für gesunde Bürger dar. Weiterhin gibt es viele Steine, die aus dem Belag herausragen und zu Stolpersteinen werden. Ein besonderes Problem stellen die Ausfahrten aus den Grundstücken dar. Sie sind oft zur Fahrbahn hin sehr stark geneigt und man braucht viel Kraft um den Rollator festzuhalten und die Balance zu bewahren, hier hält nicht der Rollator den Menschen, sondern der Mensch hat Mühe, ihn zu halten. Der Belag ist sehr unterschiedlich und oft auch in keinem guten Zustand. Besser sieht es bei den Fußwegen aus, die im Zuge einer Straßensanierung neu belegt wurden. Manche sind vorbildlich gemacht, aber bei einigen kann man nur mit dem Kopf schütteln und sich fragen, ob die Bauleute blind gewesen sind. Zum Beispiel: Vor etlichen Jahren wurde ein Teil der Paradiesstraße und die dazugehörenden Fußwege saniert, einige Jahre später ein Stück der Winzerstraße. Aber zu welcher von beiden gehört das Stück in dem die eine Straße in die andere übergeht? Dort wurden einige Meter von der Renovierung ausgespart und ausgerechnet da, wo der Fußweg ansteigt muss man sein Wägelchen mühsam durch den Sand schieben!
Ein weiteres Problem sind die oft hohen Bordsteine, auch an den Straßenübergängen, und das oft sehr unebene Schnittgerinne dahinter. Auch hier sieht es da besser aus, wo Fußwege renoviert und Übergänge abgesenkt wurden. Aber liebe Leute, macht sie doch bitte dahin, wo man die Straße, die man überqueren will, auch richtig einsehen kann und von Autofahrern und Radfahrern gut gesehen wird.
Schwierig ist das Einkaufen. So gibt es für viele Radebeuler kaum noch ein Geschäft, das man zu Fuß erreichen kann. Bleiben die Supermärkte. Aber auch an diese kommt man mit dem Rollator nicht so gut heran, es sei denn, man wohnt nicht weit von ihnen entfernt. Einige sind mit Straßenbahn oder Bus erreichbar, nur ausgerechnet die Haltestellen, die dafür in Frage kommen, sind nicht angepasst, z.B. Bahnhofstraße, Schildenstraße und Hauptstraße. Wahrscheinlich müssen wir darauf warten bis die Meißner Straße an diesen Stellen einmal grundlegend saniert wird. Also doch das Auto! Entweder man kann noch selber fahren oder muss Angehörige oder liebe Nachbarn bitten. Es gäbe noch einige Stolpersteine zu nennen und es betrifft nicht nur die Rollatoren, auch für Rollstuhlfahrer und Leute, die mit Kinderwagen unterwegs sind, treffen diese Hindernisse zu. Mir ist schon bewusst, dass Radebeul ein weitläufiges Straßennetz hat und nicht alle Mängel sofort beseitigt werden können. Aber da, wo sowieso Reparaturen durchgeführt werden oder wo die Mängel mit geringem Aufwand beseitigt werden können, würde ich mir schon etwas mehr Aufmerksamkeit wünschen.
Wie wäre es, liebe Stadtverordnete, wenn Sie selber einmal mit einem Rollator eine Stunde lang durch Radebeuler Straßen laufen würden und vielleicht können Sie sich dabei vorstellen, dass Sie nicht mehr so jung und fit sind und die Wege auch mit Hilfsmitteln mühsam geworden sind.

Dr. Ursula Martin

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