Praktikum im Lügenmuseum

Foto: Archiv Lügenmuseum

Mein Name ist Marie Seifert und ich möchte heute über meine ersten Tage im Lügenmuseum berichten. Zuerst noch ein paar Dinge über mich: ich besuche eine Fachoberschule und bin deswegen dieses Schuljahr, alle zwei Wochen als Praktikantin bei Reinhard und Dorota.
Meinen Probetag hatte ich an einem Samstag im Juni, so konnte ich mir die Freie Kunsthalle ansehen und auch ein paar Künstler die mit dem Lügenmuseum zusammenarbeiten kennenlernen. An diesem Tag ging ich auch zum ersten Mal überhaupt durch das Lügenmuseum und ich fühlte mich überrollt von all den verschiedenen Dingen die es zu sehen, hören und zu fühlen gab. Ja ich fühlte mich etwas überfordert, weil ich nicht erwartet hatte, dass ein Ort eine solche Kreativität und Fantasie ausstrahlen kann, aber vor diesem Tag wusste ich auch nicht was ich erwarten sollte. Auch aus meinem Umfeld kannte niemand das Museum. Und jetzt, wenn ich Leuten von diesem Museum erzähle und versuche es für sie greifbarer zu machen, sage ich ihnen, dass sie dort u.a. das Ohr von van Gogh und ganz viel Fantasie finden. Die Wertschätzung von Kreativität im Lügenmuseum ist der Grund, warum ich mich dafür entschieden habe mein Praktikum hier zu absolvieren.
Meine erste Praktikumswoche war die letzte Woche vor dem Radebeuler Weinherbst und somit definitiv keine ruhige und entspannte Eingewöhnungszeit. Aber das empfand ich als nicht weiter schlimm, denn ich konnte erneut neue Künstler kennenlernen und interessante Gespräche führen. Es wurde ein Raum geschaffen, in dem regionale und internationale Künstler mit Kunstbegeisterten und Kunstneuentdeckern in Austausch treten können. Und trotz der diesjährigen Bedingungen mit der wiederholten Absage des labyrinthischen Rundganges und feurigen Finales war das Labyversum ein großer Publikumserfolg.

Bei einem Erfolg gibt es jedoch immer viele verschiedenen Sichtweisen und Emotionen. So war bei den Besuchern geradezu eingebrannt, das es immer ein Finale mit Feuer gab. Ein Feuer bei dem etwas niedergebrannt wird, ist gewissermaßen eine Art mit etwas abzuschließen, Frust und Druck abzulassen. Um diese Erwartung bestmöglich mit den Bedingungen zu vereinbaren, entschied man sich für mehrere kleiner Feuer. Diese wurden in den Skulpturengarten mit eingeflochten und da nicht alles verbrannt werden sollte, flossen schon bestehende Skulpturen aus älteren Ausstellung mit hinein. Die Strohballen die eigentlich als Sitzplätze am Lagerfeuer gedacht waren, eigneten sich ganz zur Freude der Kinder, aber auch perfekt für eine Strohschlacht. Wiederum andere erfreuten sich so sehr an der gesamten Ausstellung, das es sie zu Tränen rührte. Was jedoch die meisten Besucher wahrscheinlich erfreut hat, das sie bei uns an keiner Schlange anstehen musste, um die Ausstellungen, Musik, eine Tanzstunde und Rundgänge mit Regenschirmen zu erleben. Höchstens für einen kurzen Moment, um ein selbst gezogenes Orakel von Chady Seubert vorgelesen zu bekommen.

Foto: Archiv Lügenmuseum

Enttäuscht und sauer waren Sonntagabend wahrscheinlich nur die Künstler vom Lügenmuseum, als sie bemerkten, dass Skulpturen verbrannt worden waren, die eigentlich wieder mit ins Museum sollten, und vielleicht noch die Leute, die nicht verstanden, warum der Abend dann so abrupt endete.
Aber alles im allem war es wieder ein gelungenes Kunstereignis, welches auch der Stadt Radebeul zu verdanken ist. Denn ohne den Rahmen des Weinfestes und des umfangreichen Kultur und Theaterprogramms wäre es nicht möglich gewesen eine derart zauberhafte Form der Bildenden Kunst zu einem eigenständigen Kunstereignis zu entwickeln. Mit einer solchen Anziehungskraft, dass Besucher wieder weit angereist waren um diesen sächsischen Freigeist erleben zu dürfen.

Marie Seifert

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